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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0355

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354

3. Goldene Zeit oder Krisenzeit?

Autor das Schicksal der Stadt Gent, die MH&r /ozM/sUUn twc/i Venedig dzc
ader ntccfiffgfsf gcucfif worden sei, jetzt jedoch so dar! genötigt wart, dass ihre
Bewohner bittere Armut und Hunger litten. Daran anknüpfend äußert er die
vorerst hypothetische, jedoch unverhohlen zur konzertierten Aktion auffor-
dernde Überlegung an, od Ndrmderg an cd aiso ndor derz geden wiird, ob also wohl
auch Nürnbergs Reichtum und Wohlstand nach dem Vorbild Gents verrinnen
würden.^
Als Anlass für diese in eine Frage gekleidete Verwünschung nennt Ludwig
von Eyb in den folgenden Sätzen die seines Erachtens unbarmherzige Verfol-
gung, die der fränkische Adel im Nürnberger Umland durch die Reichsstadt
ausgesetzt sei. Tatenlos sehe man zu, so erklärt Ludwig drastisch, wie Unschul-
digen durch den städtischen wHzLr die Haut abgezogen werde. Erst den Letz-
ten, so glaubt er, werde die roa angen f.. J, wer ZM fang goöark Man solle daher
nicht weiter abwarten, bis es an den negsfen nnd darnach an nn'cö komme. Statt-
dessen appelliert er an seine Standesgenossen, die als bedrohlich empfundene
territoriale wie herrschaftliche Ausdehnung Nürnbergs wider aifs öer/conzen der
yürsfen endlich zu hindern. Die Maßnahmen, die er im Folgenden zur Schädi-
gung und Unterwerfung der Nürnberger vorschlägt, lassen sich durchaus ter-
roristischen Anschlägen vergleichen: So solle man irn /(aa/iccden wederyfid nociz
gieü in iren fanden noed an/*iren strafen geben, man solle die nnddigenden Reeden
einnehmen - müsse man doch hier nicht wie in Gent auch das Wasser, sondern
nnr ianf desefzen, daran/*sie nzancdn uesfnReeden daden.^
Das sediiden/ären wiird in uergeen, so ruft Ludwig aus, um Nürnbergs Zu-
kunft in düstersten Farben zu schildern. Dann nämlich müsse der Handwerks-
mann, wo er nü iosnng daf, das Land bebauen - und würde somit ständisch zum
Bauer degradiert -, der Kaufmann aber nninsfig an seinem Gewerbe werden.
Außerdem würden sie Hunger und eine Armut drücken, die den woi^ansfreidf.
Das Leid der Bevölkerung würde, so spekuliert der Autor, schließlich jedoch
Grund für einen Aufstand geben, das Volk würde zn fest nder den rat ian/en, die
seniores nnf den dnrgernMisiern, gesedieedfern nnd ge/i^ennden fof sediagen nnd nder
das rafdans dinans wer/en.^ Ludwig von Eyb schließt daher mit dem Appell,
sich an den Ereignissen um Gent ein Beispiel zu nehmen: Darnnid nenief eden-
piif, irfrommenynrsfenf

ungeklärten Umständen in die Sammlung des Nürnbergers Sebastian Schedel (1494-1541),
des Sohnes von Hartmann Schedel, wie ein Besitzvermerk bezeugt, vgl. S. 75 mit Anm. 291.
S. auch SvEN RABELER, Der Niederadel und die höfische Festkultur des Spätmittelalters. Wil-
wolt von Schaumburg, in: Höfische Feste im Spätmittelalter, hg. von GERHARD FouQUET, HARM
voN SEGGERN und GABRIEL ZEiLiNGER, Kiel 2003 (Mitteilungen der Residenzen-Kommission der
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Sonderheft 6), S. 65-72; STEFFEN KRiEB, Schrift-
lichkeit, Erinnerung und ritterschaftliche Identität. Die Herren von Eyb im 15. Jahrhundert, in:
Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit,
hg. von WERNER RösENER, Göttingen 2000, S. 79-96.
21 Die Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumburg, ed. voN KELLER, 1859, S. 107.
22 Ebd., S. 107.
23 Ebd., S. 107.
24 Ebd., S. 107. Weiter im Imperativ empfiehlt Ludwig den Fürsten, sie sollten die Aztz-
em - das heißt also die Nürnberger - unter ihrer Rute halten, auf dass ihnen dasselbe wider-
 
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