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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0385

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384

3. Goldene Zeit oder Krisenzeit?

Vorgänge offensichtlich hinter verschlossenen Türen statt und drangen nicht in
eine breitere Nürnberger Allgemeinheit.
Dafür kursierten in der Stadt aber durchaus viele das Reich betreffende
Nachrichten, die sie von außerhalb erreichten: Gerade in der »Tucherschen
Fortsetzung der Jahrbücher« wird nicht nur dann »Reichsgeschichte« refe-
riert, wenn Nürnberg ihr Schauplatz war. Das Interesse an solchen über den
inner städtischen Horizont herausragenden Nachrichten wird vielmehr auch
deutlich, wenn etwa ausführlich über den Frankfurter Reichstag 1486 berichtet
wird, auf dem die Wahl Maximilians zum römisch-deutschen König vollzogen
wurdet Die Nachricht über seine Krönung in Aachen ist jedoch verknüpft
mit dem Bericht, am 21. Februar sei die Nürnberger Delegation aufgebrochen,
die die Reichskleinodien nach Aachen eskortieren sollte.^ Zugleich wird auch
vermerkt, wie dieses bedeutsame, jedoch in der Ferne stattfindende Ereignis
in Nürnberg vergegenwärtigt wurde: Der unbekannte Berichterstatter erklärt,
dass man die Glocken in Nürnberg läuten tieß.'^ Ebenso ließ man die Nach-
richt vom Tod von Maximilians Vater Friedrich III. im Jahr 1493 verbreiten.^
Als besondere aufwändige Form, die ferne Reichspolitik in die Stadt zu holen,
darf schließlich die inszenatorische Feier zum militärischen Triumph Kaiser
Karls V. in Tunis gelten, die Hans Sachs in einem Spruch ausführlich schilder-
te.^

3.2.5. Von der Entführung der Reichskleinodien
Eine beständige, von konkreten Anlässen unabhängige Vergegenwärtigung,
ja Manifestation des Reichs in der Stadt könnte man in den Weisungen der
Reichskleinodien vermuten.^" Wüd dz/Muio, wie von einer Flut, so erklärt Con-

175 Tuchersche Fortsetzung der Jahrbücher, ed. CDS 11, XII, S. 488f.
176 Ebd.,S.490.
177 Ebd.,S.490.
178 Ebd., S. 505. Zu den Notizen über den Tod Kaiser Sigmunds vgl. Jahrbücher, ed. CDS 4, X,
S. 21f., und Endres Tücher, mtwon'A ed. CDS 2, III, S. 28. Zu den umfassenden Aktivitäten,
die die Nachricht vom Tod Kaiser Friedrichs III. in Nürnberg auslösten, vgl. FRANZ FucHS, Der
Tod Kaiser Friedrichs III. und die Reichsstadt Nürnberg, in: Der Tod des Mächtigen: Kult und
Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, hg. von LOTHAR KoLMER, Paderborn 1997,
S. 333-359. Nicht in den »Jahrbüchern« niedergeschlagen hat sich die Nachricht vom Tod von
Friedrichs Gemahlin Eleonore 1467, obwohl für sie umfangreiche Gedächtnisgottesdienste in
Nürnberg abgehalten wurden, vgl. DERS., Exequien für die Kaiserin Eleonore (t 1467) in Augs-
burg und Nürnberg, in: Kaiser Friedrich III. (1440-1493) in seiner Zeit. Studien anläßlich des
500. Todestags am 19. August 1493/1993, hg. von PAUL-JoACHiM HEiNiG, Köln, Weimar, Wien
1993, S. 447-466, hier S. 455-460, mit Quellenanhang zu den Nürnberger Feiern S. 461-466.
179 Vgl. dazu Kap. 2.3.7.
180 So tat dies in suggestiven Worten zumindest SCHMIDT, 1958, S. 43: »Fremden Durchreisenden,
sich versammelnden Ordenskapiteln wird das Heiltum gezeigt; der Tag der Weisung geht als
>Heiltum< in den Nürnberger Kalender, in das Nürnberger Zeitgefühl ein: so eins sind Stadt
und Reich. Dem um 1450 schreibenden Annalisten ist es selbstverständlich, daß Heiltum und
Nürnberg zusammen gehören: Karl IV. habe die Kleinode einst geraubt, Siegmund sie nun zu-
rückgegeben [s. dazu unten mehr, Anm. d. Verf.]. Der Kaiser steht hier dem Reich gegenüber:
nicht bei ihm, sondern in Nürnberg ruht es.« Zur symbolischen Aussagekraft und Wirkmacht
 
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