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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0394

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3.3. Innere Konfliktherde

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herrsche. Zugleich konstatiert er eine außergewöhnlich hohe Zufriedenheit der
Gemeinde mit ihrem Regiment: sotto /otzn/z da/ popo/o zzz /%/ uetüvtz/zotie c/zo /ztz
marau/gda por assara /zo//zcoszsszz?zo a jiauG
Schenkt man dem Handwerkerdichter Hans Rosenplüt und seinen Worten
im Nürnberg-Lob Glauben, so genossen dieses Regiment und diese Regie-
rungsform auch innerhalb der Gemeinde große Wertschätzung. Gott persön-
lich, so betont er in seinem Spruch, habe den Ratsherren nämlich so//zc/zo ütez/L
/zoz/ verliehen, dass alle Stadtbürger an'/ za g/ozc/z coacordzraa, dass die Gemeinde
also völlig mit ihnen übereinstimme.'" Ausdrücklich befürwortet Rosenplüt in
seinem Lobspruch die Beschränkung der Herrschaft auf einen kleinen Kern:
Ordnung und Gesetz, so erklärt er nämlich, seien immer da gefährdet, wo nzaa
azar /zzzdaa /za/ daaa aza." In Nürnberg, so schließt er an, gebe es daher auch
nur einen Hirten, der zudem aza azz/ daaz uz/za /za/ gas/o/zzr/, der sich also nie mit
der Schafherde gemein gemacht habe, wie das in Zunftstädten oder auch im
benachbarten Hochstift Bamberg der Fall sei.'" Der dortige Rat, so lässt sich als
spöttische Spitze im ebenfalls von Rosenplüt verfassten Lobspruch auf Bamberg
nachlesen, müsse sich nämlich mit 18 Zünften ptagen.' Selbst ein Handwerker
wie Rosenplüt sah die Nürnberger Ordnung also durch etwaige Forderungen
nach Mitbestimmung durch seine Standesgenossen bedroht. Klaglos nimmt er
hin, dass der patrizische Rat Bürgern seiner Herkunft keine politische Mitwir-
kung zubilligte. Zwar waren im Nürnberger Rat auch acht Sitze Handwerkern
Vorbehalten. Doch Christoph Scheurls Epzs/o/ macht unumwunden deutlich,
dass sie als Marionetten ihrer patrizischen Ratskollegen zu verstehen waren,
die weder Stimmrecht besaßen noch in ein Amt oder eine Aufgabe bestellt wer-
den konnten. Nicht einmal ihre Anwesenheit war erforderlich, hatten sie doch
im Gegensatz zu den Patrizieren - wie Scheurl formuliert - die^ZTz/zzzz/, mzizzz sic
üzo//otz zzz r%//z zzz hzzzzezz zzzzd s/zzzz zzz go/zotz, oder mzzz szos zzz/ ge/zzs/ gar t/a/zazm zzz
/zo/oz/zotz.^
Uber diese rein repräsentative Beteiligung am Stadtregiment hinaus war
in Nürnberg jede Form von handwerklicher Selbstverwaltung durch Zünfte
oder Bruderschaften verboten. Am deutlichsten formuliert dieses Verbot Con-

9 Girolamo Faleti, Nürnberg im Jahre 1547, ed. Friedensburg, 1902, S. 205. Auf eine detaillierte
Beschreibung des reggimento die tengono in pace e gnerra, so fügt er an, wolle er hier jedoch
verzichten, würde sie doch zu viele Seiten füllen. Zudem fühle er sich dafür nicht ausreichend
informiert.
10 Hans Rosenplüt, Reimpaarsprüche und Lieder, ed. REICHEL, 1990, Nr. 20, V. 82.
11 Ebd., V. 233.
12 Ebd., V. 350f., V. 355-374.
13 Hans Rosenplüt, Reimpaarsprüche und Lieder, ed. REICHEL, 1990, Nr. 21, V. 145-158.
14 Christoph Scheurl, Epistel, ed. CDS 11, XVI, S. 796, s. ebd.: sie oerwaiten da in besonder ampt,
lassen in allein ge/äiien, was dnrcd die andern ratdsderren desedlossen wiirt, nnd so ein /r^ nwdgeet,
/aden sie denen zn, deren stim der piiiigdnit am necdsten zn sein geaedt wiirt. Lateinische Version ed.
voN ScHEURL, 1999, S. 31: Octo Arti/fcia dant octo Senatores, ins eonstitMtnw certnw saiarinw, iider-
nw adesse, iidernm adesse, iidernm notnw dare, donores non gernnt, (?nae patres deeernnnt, approdant.
Etis snj/ragiis sndseridnnt ^nae maiori nitnntnr ae^nitate. Hirschmann, 1968, S. 260, bezeichnet
die Berücksichtigung der Handwerker im Rat folgerichtig als »eine Art von Verzierung«. Zur
Entstehung der Genannten aus dem Handwerk vgl. FLEiscHMANN, 2008, Bd. 1, S. 137f.
 
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