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Haeberli, Simone; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der jüdische Gelehrte im Mittelalter: christliche Imaginationen zwischen Idealisierung und Dämonisierung — Mittelalter-Forschungen, Band 32: Ostfildern, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34910#0054

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1.4 Die Sonderstellung der Juden in der Karfreitagsliturgie

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Frömmigkeitsformen und kirchliche Praxen die Vorstellungswelt der Christen beein-
flussen konnten. Dass sich diese konzeptionellen Elemente mit fortschreitender Zeit
auch zunehmend negativ auf die christliche Vorstellung von Juden auswirkten, ist sich-
erlich kein Zufall - denn sie ließen sich geradezu ideal mit Veränderungen in der ge-
schäftlichen und sozialen Welt in Übereinstimmung bringen. Sei es bezüglich ökonomi-
scher Phänomene wie die Geldleihe oder als griffige Erklärungen in Krisenzeiten wie
dem Schwarzen Tod. Häufig konnten die bereits biblisch angelegten, schließlich etab-
lierten Bilder und weitere konzeptionelle Faktoren auf Aktuelles bezogen werden. So-
lange entsprechende Vorstellungen nicht etabliert sind, findet sich für einen Verfasser
noch die Möglichkeit, positive jüdische Figuren zu zeichnen. Dass die Zahl der negati-
ven jüdischen Figuren aber mit fortschreitender Zeit deutlich zunimmt, darf angesichts
der hier besprochenen Faktoren nicht erstaunen. Zusätzlich hängt die Ausgestaltung
einer jüdischen Figur aber auch wesentlich von ihrer Position im Heilsgeschehen ab,
wie anschließend ausgeführt wird. Bei der Analyse einer literarischen jüdischen Figur
muss somit nicht nur gefragt werden, von wann der Text stammt, sondern auch, in
welchem der irdischen Zeitalter die Erzählung angesiedelt ist.
 
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