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Schludi, Ulrich; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Entstehung des Kardinalkollegiums: Funktion, Selbstverständnis, Entwicklungsstufen — Mittelalter-Forschungen, Band 45: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34761#0076

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2.2. Auswertung der Unterschriftenlisten

75

Masse der 520 ausgewerteten Papsturkunden aus diesen Jahren nicht so stark
ins Gewicht 7^

2.2.2. Die Anzahl der Kardinalsunterschriften pro Papsturkunde -
die Größe des päpstlichen Beraterkreises im kurialen Alltag
Anhand der Unterschriftenlisten des Zeitraums von 1088 bis 1143 ist ein lang-
samer, in weiten Teilen kontinuierlicher Anstieg der Zahl der Mitglieder der
drei oberen Ordines des römischen Bischofsklerus zu beobachten, die von den
Päpsten jeweils gleichzeitig zur Beratung und Mitarbeit bzw. zu einer Beur-
kundung hinzugezogen wurden. Dabei lassen sich mehrere Phasen unterschei-
den. Eine erste Phase umfasst das erste Jahrzehnt der Amtszeit Paschalis' II.,
aber auch den vorhergehenden Pontifikat Urbans 11.'^ In der Zeit Urbans II.
unterfertigten im Mittel 4,3 Kardinalkleriker dieser Ordines die Papsturkun-
den mit Unterschriftenlisten;^ belegt sind für den einzelnen Fall maximal
neun Kardinalkleriker. In den ersten zehn Jahren des Pontifikats Paschalis' II.
wurden nach den Unterschriftenlisten der Papsturkunden durchschnittlich 4,5
Mitglieder des höheren römischen Kardinalklerus zur Beratung bzw. Mit-
arbeit an der Kurie hinzugezogen;' ^ maximal waren es dann im einzelnen Fall
acht Kardinalkleriker.Die Kontinuität zwischen dem Pontifikat Urbans II.
und dem ersten Jahrzehnt der Amtszeit Paschalis' II. ist insoweit augen-
scheinlich.
In der zweiten Hälfte des Pontifikats Paschalis' II. steigt der Durchschnitts-
wert der Unterschriftenzahl demgegenüber an.'^ Durchschnittlich wurden in
diesen Jahren nun 6,9 Kardinalkleriker der drei oberen Ordines in die Beratun-

193 Die Beobachtung, dass die entsprechenden Papsturkunden meist besonders lange Unter-
schriftenlisten tragen, bleibt aber, wie nicht anders zu erwarten, auch für diese Zeit gültig.
194 Die Jahre unter Paschalis sind dabei mit insgesamt 29 (rechnet man U 13 und U 32 hinzu, so-
gar 31) ausgewerteten Papsturkunden mit Kardinalsunterschriften gegenüber nur sechs unter
Urban besser vertreten und deshalb in der Auswertung stärker zu gewichten.
195 Diese Zahl wird bestätigt durch den Durchschnittswert von 5,5 um Urban II. versammelten
Mitgliedern des höheren römischen Bischofsklerus, wie er aus anderen Quellen jenseits der
Unterschriftenlisten hervorgeht, vgl. oben, S. 38 mit Anm. 84, sowie JL 5506, ed. SCHMIDT,
Urkundenbuch I, n. 115, S. 77f., und JL 5788, ed. PL 151, n. 292, Sp. 543f.
196 Dieser Durchschnittswert verändert sich auch nicht, bezieht man die Fälschungen mit
möglicherweise echten Unterschriftenlisten, U 13 und U 32, in die Rechnung ein. - Dem
genannten Wert entspricht die Zahl von 5,1 Personen dieser Ordines, die in jener Zeit nach
der Überlieferung anderer Quellen jenseits der Unterschriftenlisten durchschnittlich um den
Papst versammelt waren, vgl. oben, Anm. 82, die ersten neun Quellenbelege, sowie IP VIII,
n. 13, S. 284, ed PH II, n. 208, S. 171f. - Papsturkunden mit Unterschriftenlisten haben sich für
die Jahre 1100 bis 1109 erhalten, sind dann aber erst wieder ab dem Jahr 1112 überliefert.
197 Ungewöhnlich lange Unterschriftenlisten gibt es im ersten Jahrzehnt des Pontifikats Pascha-
lis' II. nicht.
198 Papsturkunden mit Unterschriftenlisten haben sich aus dem zweiten Jahrzehnt des Pontifi-
kats Paschalis' II. für die Jahre 1112-1117 erhalten. Insgesamt sind für diese zweite Hälfte der
Regierungszeit Paschalis' 21 Papsturkunden mit Kardinalsunterschriften in die Untersuchung
einbezogen worden.
 
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