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Schludi, Ulrich; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Entstehung des Kardinalkollegiums: Funktion, Selbstverständnis, Entwicklungsstufen — Mittelalter-Forschungen, Band 45: Ostfildern, 2014

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34761#0249

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248

3. Wahlrecht des Kardinalkollegiums

3.8. Die Doppelwahl vom 14. Februar 1130:
Innocenz II. und Anaklet II.
Unter den Papstwahlen der hier untersuchten Periode hat die schismatische
Papstwahl des Jahres 1130 zusammen mit der des Jahres 1159 die meiste Be-
achtung gefunden. Im Zentrum der Untersuchungen standen dabei zunächst
vor allem die Rekonstruktion der Ereignisse, später stärker die Wurzeln der
zwiespältigen Papstwahl/^ Diese intensive Diskussion hat zuletzt in den Un-
tersuchungen Werner Maleczeks und Mary Strolls ein vorläufiges Ende gefun-
den, die die Spaltung unter den Wählern des Papstes vor allem auf die domi-
nierende Figur des Kanzlers Aimerich zurückführen, an der sich die Geister
an der Kurie geschieden hätten/^ Die Aussagen der Quellen über die Entwick-
lung hin zum Kardinalkollegium blieben gegenüber diesem und anderen mit
der Doppel wähl von 1130 verknüpften Problemen einmal mehr weitgehend
unbeachtet. Erwähnenswert scheint in diesem Zusammenhang allerdings
die These Werner Maleczeks, die Wahl Innocenz' II. sei die erste Wahl eines
Papstes gewesen, die allein von den Kardinälen vorgenommen worden sei,
während Anaklet sich gerade darauf berufen habe, dass bei seiner Erhebung
auch Klerus und Volk anwesend gewesen seienAuch Werner Goez nimmt
an, dass dem Kardinalkollegium 1130 erstmals die alleinige Papstwahl ob-

726 Zur Doppelwahl von 1130 und ihren Ursachen u. a. ZoEPFFEL, Papstwahlen, bes. S. 114-117,
267-395, ßERNHARDi, Lothar, S. 288-303, MÜHLBACHER, Papstwahl, KLEwiTz, Ende des Reform-
papsttums, HALLER, Papsttum III, S. 31-34, PALUMBO, Scisma del 1130, BLOCH, Schism, S. 159-
165, SCHMALE, Schisma, S. 147-160, PALUMBO, Nuovi studi, DA BERGAMO, Osservazioni, DA BER-
GAMO, Duplice elezione, CHODOROw, Theory, S. 18-47, GussoNE, Thron, S. 265-268, MALECZEK,
Kardinalskollegium unter Innocenz II. und Anaklet II., S. 28-30, MALECZEK, Papst und Kardi-
nalskolleg, S. 218-222, GROTz, Kriterien, S. 238-241, REUTER, Anerkennung, S. 408-412, BLOCH,
Monte Cassino II, S. 944-951, RoBiNSON, Papacy, S. 69-78, STROLL, Jewish Pope, bes. S. XVII,
83-90,179-181, SCHILLING, Calixt II., S. 547-564; Forschungsübersichten bei SCHMALE, S. 2-11,
STROLL, S. 1-9, SCHILLING, S. 547-549; zu den Legitimationsstrategien beider Seiten vgl. ferner
JoHRENDT, Innozenzianisches Schisma, S. 130-142. - Zur Identifizierung des 1130 geplanten
Wahlverfahrens als Frühform des später als decü'o per coiwprowissMiw bezeichneten Wahlver-
fahrens u. a. ZoEPFFEL, S. 114, voN WRETSCHKO, Electio communis, S. 328, Anm. 1, MALECZEK,
Abstimmungsarten, S. 109f.
727 MALECZEK, Kardinalskollegium unter Innocenz II. und Anaklet II., bes. S. 33f., DERS., Papst und
Kardinalskolleg, S. 218-222, STROLL, Jewish Pope, bes. S. XVII, 179-181. Dass die vorherge-
henden Jahrzehnte reichlich Konfliktstoff boten, bleibt demgegenüber bestehen, vgl. z. B. DA
BERGAMO, Orientamenti, SCHILLING, Calixt II., S. 547-564, ZEY, Entstehung, S. 82f., sowie die
obigen Ausführungen zur unterschiedlich intensiven Einbeziehung und zum unterschiedli-
chen Selbstverständnis der einzelnen Mitglieder des höheren römischen Kardinalklerus. Zur
Person Aimerichs vgl. Anm. 719.
728 MALECZEK, Papst und Kardinalskolleg, S. 218. - Zu Innocenz' II., dem früheren Kardinaldiakon
von S. Angelo, und dessen Pontifikat SCHMALE, Schisma, bes. S. 195-294, MALECZEK, Kardinals-
kollegium unter Innocenz II. und Anaklet II., S. 35-73, STROLL, Jewish Pope, S. 121-135, HÜLS,
Kardinäle, S. 223f., n. 2, zuletzt Di CARPEGNA FALCONiERi, Art. Innocenzo II; zu Anaklet, davor
Kardinalpriester von S. Maria in Trastevere, und dessen Pontifikat SCHMALE, bes. S. 18-23, 66-
77, HÜLS, S. 225, n. 2, S. 189-191, n. 6, MALECZEK, S. 73-78, STROLL, S. 144—155, zuletzt MANSELLi,
Art. Anacleto II.
 
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