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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0022

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Seite; seine Auffnffung dieser Parthie ist bekanntlich eine durchweg geniale;
er gibt ihr Glanz und Erhabenheit, so viei es bei dieser krankhaften Per-
son des Propheten möglich ist; reichen seine Mittel manchmal nicht aus,
so schreibcn wir es ungescheut auf Rechnung des verschrobenen Geschmacks,
unter dessen Einstuß, gestehe sichs jederKunstfreund offeu
diese Parthie geschrieben ist. DcrKnabenchor war Ueßmalziemlich unsicher;
— Chor, Ballet und Orchestcr allen Lobes würdig. Frau Palm wurde
am Schlusse lebhaft gerufen: das Publikum hat sich mit ihr bereits ver-
traut gemacht und ein längeres Werweilen unseres Gastes
dürfte gewiß imJnteresse derAnstaltund desPublikums
liegen. — 8t.

(Wiederholt abgedmckt.)

29. Dez. 1850. Die Hugenotten. Nachdem erst kürzlich der
viclerwartcte Prophet erschienen, war es uns, und gcwiß auch dem Pub-
likum, von bcsonderem Jntereffc, diese ältere Schöpfung Meyerbeer's
wieder genießen zu können, und wir glauben dem allgemeinen Urtheil eine
Stimme zu verleihen, wcnn wir, unsere Ansichten über den Propheten auf-
recht erhaltend, den Hugcnottcn in ihrcm Totaleindrucke und in ihren Ein-
zelnhciten wcitaus den Vorrang zuerkennen. Diesen Vorrang sichert den
Hugenotten die Reinheit und Schönheit der Erfindung als auch der künst-
lerische Werth der Ausarbcitung. Dieß vorausgeschickt wenden wir uns
sogleich an einen geehrten Gast, Frau Palm-Spatz er, als Valentine.
Sie wurde uns als der rettende Engel geschildert, der die Aufführung des
Prophetcn wicder möglich machen würde, wir hörten aber zu unserm Er-
staunen, daß ihr die Rolle der Fides ebenso neu ist, als sie es der Frau
Viala war. Längere Bekanntschaft hat Frau Palm freilich mit der Rolle
der Valentine, denn sie sang und spielte dieselbe mit einer gewiffcn Rou-
tine, die ebenso wie die Stimme Zeugniß davon gab, daß der geehrte
Gast schon lange nicht mehr Neuling auf den Brettern ist. Die tiefcren
sowie die höheren Töne ihrer Stimmlage machen wohlthätige Wirkung
auf das Ohr; dagegen sind die mittleren — schon ausgesungen, was be-
sonders bei Stellen fühlbar wird, wo dic Wärme des Gefühls und dcr
Charakter der Musik die Stimme mit sich fortreissen. Mehrere der Pas-
sagen waren übrigens mit sehr viel Geschick gesungcn, namentlich am
Schluß des Dueits mit Marcell im zweiten Akt. Wir nannten daö Spiel
der Frau Palm „routinirt", was sich namentlich im herrlichcn Duett des
vicrtcn Aktes bewährte, wo eben das Ergreifende nnd Tragische der Si-
tuation mehr erfordert als Routine, nemlich wirklich innige, geistig-frische
Auffassung, die durch äußere Mittel (wie z. B. nach den Worten: „nicht
über diese Schwelle rc. rc." durch plötzliches Verwandeln eines Zopfes in
fiiegendes Haar) nicht zu ersetzen ist. — Die äußere Erscheinnng des ge-
ehrten Gastes gewährte einen guten Eindruck, viellcicht noch mchr ohne
die zu große Anwendung kosmetischer Mittel. Das Costüme war sehr
geschmackvoll und der feincn Gestalt entsprechend. Frau Palm ärntete an
 
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