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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0023

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mehreren Stellen vcrdlenten Bclfall, wurde uuch zweimal gerufcn, jedoch
nlcht am Schluße. Volllommcn befriedigtc uns Frln. Rettich (Mar-
garetha), die mit einer Volubilität und Reinheit ja nnt einer so unbe-
greiflichen Fertigkclt sang, daß wlr don ganzcm Herzeu In dcn ranschcnden
Belfall mit elnstlmmten, dcr Ihr Im zwelten Akte zu Thell wurde. Hcrr
Härtlngcr sang die erstcn Akte m!t viel Vorsicht, um sich für dcn vlcrten
zu schoncn, dagcgen In dlesem zu forcirt; seln Splcl zcngtc wle Immer
von höherem Studlum; die Stelgcrung des Affektes In dem schon crwähns
ten Duett vortreffllch. Sehr bedauerllch Ist, daß dem fcrneren Austretcn
des langbewährten Herrn Pellegrlni aus physischen Gründen bald ein Z lel
gesetzt sein wird; er Ist alsMarcel schwer zu ersetzen. Herr Kindermann,
deffen Maske als Gouvcrncnr des Louvrc bekanntllch höchst eharakterlstlsch
rst, crzlelte auch durch seine unvergletchllchc Stlmmc wieder mächtige Wlr-
kung. Dle Rollc des Nevers war in den Händcn des Hcrrn Allfeld!
Wenn man die Nnmöglichkcit, reln zu Intonlren, einen Ton zu halten und
nur clnlgcrmaffcn zu solfcggiren— singen neiint, dann hat er dle Partle
gesungen. Daß Fräulein Epple den Pagen, diese schwicrlge, eliie schr ge-
bildetc Sängerin erfordernde Rollc übernehmen mußte, können wir nur
dem llrnstande verzcihcn, daß Frau Dlez unwohl und für sic kcln Ersatz
vorhandcn ist. Der Chor erecutirte die Verschwörungssccne iin vicrten
Akte vortrcfflich. Eine Frage an Herrn Brandes sei uns noch erlaubt:
glaubt derselbe seiner Stcllung ctwas zu vcrgeben, wenn er das Solo im
Rcrtaplan sänge? 8e.

Münchener Zufchnner.

München, 3. Jänner. Das Gcrücht, daß dem Legationsrath v.
Dingelstedt die Jntcndantur der hicsigcn Hofbühne übertragcn sei, gcstal-
tet sich immer mehr zur Gcwlßhelt. Das Ersreuliche des Umstandes, daß
Diiigelstcdt die geistlgcn Fählgkeiten bcsitzt dcmTheater cln hcilsamcr Ne-
formator zu werden, wird durch dcn Hinblick auf dle vorhandencu niatcri-
ellcn Mittel frelllch ctwas getrübt. Die Nothwendlgkeit einer Nmgestal-
tung unserer Kunstanstalt ist nur zu sühlbar gewordcn. Ju ciner bcvöl-
kertcn Haupt- und Rcsidcnzstadt ist cln tägliches Theater Bcdürfnlß; aber
unsere Schauspleler habcn menschliche Organe und cine vcrdoppcltc An-
strengung in so aiisgedehnten Näumen geht über ihre Kräfte. Es sind
daher nicht nur pcrsoncllc, sondcrn auch räumlichc Verbessernngen unab-
welsbar. Ntan wird vlclleicht zu dem Mittcl grclfcn, nur Opcrn und Tra-
gödlcn in dcn dermaligcn Kunsttempel zu verweisen, dagcgen das niedliche
altc Hofthcatcr sür Vaudcvilles und Lustspielc zu rcstaurircii. Wir
könnten diesc Aenderung nur mit Freuden begrüßcn. Das Conversations-
stück, welchcs bei solch eollossaler Höhe, Ticfe nnd Breite deS Raumes
nimmer gcdclhen kann, würde dadurch in lieuen Aufschwung kommen und
die Leistungen cini'gerKünstlcr und Künstlcrlnncn würdcn in jenem heiinli-
 
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