Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0170

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
S«2

gebens und kam endlich auf den Einfall, das hohe, hölzerne und hohle
Roß der Unwn zu erbauen, verbarg stch mit seinen Gesellen darin, und
ließ nur den Knaben Radvwiz heraußen, der, als die Constltutionellen ka-
men, und das Unthi'er anstaunten, diesen weiß machen mußte, es sei dieß
ein Opfer, welches Mantcufel und Genoffen brächten, sie hätten die
Belagerung aufgegeben, und wollten Freundschaft schließen. Die Consti-
tutlonellen hatten eine unfinnige Freude, und zogen das Monstrum, troh
der warnenden Caffandrastimme der Demokratie vn bluv in ihr Lager,
veranstalteten Festeffen, und wurden ganz trunken vor Wonne. NLchtlicher
Weile aber brach Manteufel mit seinen Gesellen hervor, und zerstörte die
ganze feste Burg der kleindeutschen Patrioten. — Doch war's ihm von
den Göttern gesetzt, daß er seine Heimath, die polize'lichen Gefilde deS
BundeStags, noch lange nicht erreichen, langc vergebens suchen solltc. Zu-
erst gerieth cr nach Olmütz, und traf mit dem furchtbaren Riesen und
Cyilopen PolyphemnS Schwarzenberg zusammen. Derselbe fraß Churhes-
sen, Hamburg, Holstein und Mecklenburg auf, und hatte auch bereits ein
hungriges Auge auf Manteufel, der kaum noch Zeit gewann, den dürren
Pfahl deS Preußenthums an dem Feuer eines svezistschen Patriotismus
sür Gott König und Vatcrland glühend zu machen, und dem Rieseit dieseS
Auge auSzumobilisiren. — Solcher Gefahr kaum entronnen, fiel er der
gräulichen KreuzzcitungShere Circe in die Arme, aus deren HLßlicher
Küche ein Gebräu hervorgeht, das alle, die es mit Wohlgefallen genießen,
tn Schweine verwandelt. Zum Glück gab ihm ein guter Geist ein, sich
selbst eine, gleichwohl ähnliche, Mirlur zu machen, genannt „Preußische
Zeitung", die ihn mit genauer Noth vor jener Verwandlung bewahrte.
— Darnach führte ihn tas Geschi'ck jwischen die Scvlla und Charybdis,
die Trhaltung der Kleinstaaten, und den Eintritt von Gesammtösterreich.
Nachdem sein Staatsschiff auch in dieser Gefahr bedeutend Schaden er-
litten, Schnabel und Kiel abgenutzt, unddieSteuer männer bereits in Lngst-
liche Lage versetzt waren, landete er endlich an der Brühl'schen Teraffe,
wo ihn dic deutsche Diplomatic als eine liebliche Calypso 6 Monate bei
fich behielt.

Dort, wo nach dcr Schiloerung des poetischen Bischoss Fünslon fich
tn kühlen Grotten, umgeben von immergrüner Staatsweisheit die liebens-
würdigsten Gcnien bald scparat, bald in plsoo versammelten, wo im Hoh-
lcn und Dunkeln der leise Ouell der Rede hervorsprudelte, dem nur die
Bewohner jener heimlichen Gefielde lauschen durftey, und wovon die „Menge"
uichts zu hören bekam, dort im Schatten rer blühendstcn Reaktion ver-
lebte er glückliche Tage. Endlich baute er aus allerlei BundeSakten und
Congreßbeschlüffen ein Floß, machte bei der sächfischen Dynastie zuin Ab-
schied noch ein Festmahl mit — „slle ne pouvnle ns eollsolsr cku cks-
x»rt ck'VII>.<se^^ — und stieß vom Land, um jenen Punkt wieder zu er-
reichen, von dem er vor so und so vielcn Jahcen auSgegangen war. —
 
Annotationen