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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0280

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Alfred Meißner's neuestcs Drama: „das Weib des Urias", das
unmittelbar nach seinem Erscheinen in Prag >nit Beschlag belegt ward.
ist wieder freigegcben worden. —

Meyerbeer's „Prodhet", welcher dcn 16. April 1849 in Paris
zum ersten Male zur Aufführung kam, wurde daselbst am 14. Juni zum
hundertsten Male gegeben. Sein „Robert der Teusel" hat dort bereits
die dreihundertste Vorstellung überschritten und seine „Hugenotten" die
zweihundertste.

Wien. Die plötzliche Reform der kais. Akademie der Künste, welche
von dem Ministerialrathe Graf Thun im Unterrichtsministerium .ausgeht,
macht in den weitesten Kreisen lebhafte Sensation, weil sie vffenbar ten-
denziös ist und für den Gang der artistischen Entwicklung in Oesterreich
für längere Zeit bestimmend sein dürfte. Die Profefforen Rahl, Do-
bynschofsky und Gasser sind bekanntlich bereits ihrer Stellen cnt-
hoben, und schon nennt man andere Namen, die bald nachfolgcn sollen;
an die Stelle der Genannten sollen die Künstler Ruben aus Prag,
Blans aus Jnnsbruck und Rietschel aus Dresden nach Wien berufen
wcrden, und aus dem Charakter der Entlaffenen sowohl als oer Eigenthüm-
lichkeit dcr Berufenen geht klar hervor, daß der Gras Thun, der die re-
ligiösen Sympathien seines BruderS, des Ministers, zu theilen scheint, be-
absichtiget, eine Ausscheidung der modernen Elemente aus der Kunstschule
zu bcwirken, und dieselben durch die conservativen Marimen jener frommen
Schule zu ersetzen, die in der knechtischen Nachahmung der altdeutschen
Meister ihr Heil sucht, und die in der Wiener Kunstsprache die „N az ar e-
n er" heißen. (Auch München hat mehrere solcher „Nazarener" aufzu-
weisen, und gehören selbe sogar zu den Tonangebern.) Rahl ist geson-
nen, eine von der Kunstakademie unabhängige Malerschule zu gründen, wie
sie vordem mit Erfolg von Waldmüller gestiftet worden.

Kunstverein.

Wir sehen diese Woche wenig und auch wenig Erhebliches. L.
Thiersch in Rom (Sohn dcs hiesigen Hofraths) lieferte ein Historien-
bild: Hiob gibt sich dem tiefsten Schmerze hin, sein Weib verhöhnt ihn,
der im frommen Gottvertrauen nie wankte. Drei Frcunde trösten und
betrauern ihn. Die Charakterisirung der einzelnen Figuren und ihre
Gruppirung ist meisterhaft, der Ausdruck dcr Handlung ein sprechender.
Wenn der Künstler den düstercn Gegenstand seincs Bildes durch freundliche
Farbeneindrücke zu mildern trachtete, so wollen wir ihn darob nicht tadeln,
zumal wo es sich um ein Talcnt handelt, das seit wenigen Jahren ein so
ansehnlicheS Resultat des Fortschrittes liefert. Ein hübsches Genrebildchen
brachte Asselborn: EinHausierer seine Waare feil bietend; die Figuren
find trefflich individualisirt; die Alte, wie sie die Brille probirt, ein jungeS
Mädchen, das mit einem feilgebvtenen Ringchen liebäugelt und der ver-
kaufslustigeHausiercr, mit welchem der ruhige Hausvater eine Art Gegensatz
bildet. Jst auch die AuSführung eine sehr flüchtige, so ist schon durch
Anlage und treffliche Zeichnung die Handlung unverkennbar ausgedrückt.
Noch scheint unS ein Portrait von G. Faber, der zarten Behandlung
wegen erwähnenswerth und endlich ein Porzellaiygemälde von Deckelmann,
als sehr gclungene Copie Murillo's. —

Druck der Dr. Fr. Wild'schen Buchdruckerei (A. Wild).
 
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