Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0306

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
290

Tschin-Ra-Tara. Guten Tag, lieber Fürst, was macht mein
Vater, der Himmel?

Fürst. Majestät, er war heute Nacht wieder ganz sternenvoll,
sah des Morgens roth und blau aus, ist jedoch jetzt ganz heiter.

Tschinr. Und was macht mein lieber Better, der Mond?

Fürst. Auch der war vergangeneNacht voll, und es ist gut, daß
er dabei keincnHof um fich hatte. Es wird wohl heuteNacht
wiedcr so gehen; denn daS dauert immer 3 Tage.

Tschi nr. Nnd was machen meine Kinder, die Planeten?

Fürst. Man hat soeben wieder ein paar neue entdeckt.

Tschinr. Lesen Sie mir nachher die europäischen Journale, es
ist dort immer von ausgezeichneten Männern die Rede, welche
die Ruhe von Europa erhalten sollen. Suchen Sie einige von
diesen rothharigen Barbaren heraus, die wir zu Taufpathen
dieser neuen Planeten ernennen könnten.

F ü r st. Den auf dem kleinen Hunds nennen wir Kraus , nach dcm
bekannten Finanzminister; den in der Waage, dem Sinnbilde
der Gerechtigkeit heißen wirHaffenpflug. Für dcn großen Hund,
den großen Bären und den übrigen Thierkreis finden fich genug
paffende Namen.

Tschinr. Gut. Gibt's sonst nichts mehr zu regieren?

Fürst. Alles ist ruhig — ich wüßte nichts mehr — sHa-Upt-
Schla-Ngl tritt ab.)

6. Sept. Tschin-Ra-Tara fitzt fest auf seinem Thron. Sai-Schang-Ha,
der chinesischc Ministerpräfident, stürzt herein und meloet: Großcr
Kaiser - der Himmel, dein Vater, zürnt dir, deine Kinder, die Pla-
neten, stehcn schief mit dir — es ist so eben über Gingang, Nanking
ond Busking eine Depesche in Peking eingetroffen, welche besagt, daß
die unabläßigen Wühlereien im südlichen China endlich ihre bösen
Früchte tragen, indem unter Anführung eines gewiffen Tinteh ein
Aufstand ausgebrochen ist. Dein Thron ist in Gefahr, die chinefische
Gescllschaft ist in Gefahr, die Bonzeo «nd Pagoden ffnd in Gefahr!
Gott, wenn der Tinteh Kaiser wird, da find wir schön eingetaucht!

7. Scpt. Der Kaiser berathet mit sämmtlichen Ministern, was zu
thun sei. Die Bonzen behaupten, die Vernachläßigung der einheimi-
schen Pagoden und der Jdeenverkehr mit den heidnischen rothen Bar-
baren sei daran Schuld. Sai-Schang-Ha schlägt vor, alle Rothen
zu verfolgen und zu vertilgen. WaS bringen uns die Rothen —
ruft ein chinesisches Blatt — nur aufreizcndes Opium; fort m>t
ihncu. Licber ein China ohne Opium, als ein Opium ohne China!

8. Sept. Der Kaiser von China will, auf den Rath des alten Di-
 
Annotationen