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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0391

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37S

— Es ist dieß einrs der besten Nestroy'schen Produkte, dem nicht nur
Witz nnd Humor, sondern auch moralischer Gehalt inne wohnt. Wir halten
es, schon im materiellen Jntereffe, nicht für gut, die Poffe gänzlich auS
dem Hoftheater zu verbannen, so lange wir nämlich kein würdigeS VolkS-
theater haben , wohin dieses Genre allerdings zu verweisen wäre. Möchte
der letzte kgl. Besuch im Schweiger'schen Vorstadttheater dazu dienen, die
maßgeienden Kreise über da« unabweisbare Bedürfniß eineS der Größe
der hiesigen Residenzstadt anpaffenden zweiten Theaters aufzuklären.

Herr Jost kann bereits wieder ansgehen, und tritt am Freitag zum
ersten Male wieder in einer Bravourrolle: Onkel Tobias, in Viola, auf.

Dem Vernehmen nach soll der ehemallge SLnger und Regiffeur:
Hr. Cornet anS Hamburg dahier zum Opernregisseur bestimmt sein.

Sprechfaal.

Jn Berlin ist vor Kurzem der „erste Mlmiker der Welt" ange-
kommen, wie cr sich selbst ncnnt, Hr. Carotti aus Vcnedig, und wirv
mehrere Vorstellungen gebcn. Der „Künstler" will mit seinen Gesichts-
mußkeln z. B. einen ganzen Seestnrm (!) darstellen: die Nasc er-
scheint als Schiff auf dem Meere, durch die Bewegung der Backen be-
zeichnet er die Wellen, mit dem Munde heult er den Sturm und ahmt den
Donner nach, mit den Augen „blitzt" er! —

(Theater-Zuschüffe!) DaS vor Kurzem noch unter dem Ministcr des
Znnern gestandene k. Theaterzu M a drid hat, wie aus einer auf Anfrage
der Cortes angestellten Untersuchung hervorgeht, in vier Monaten
nicht weniger als 2,519,690 Realen Zuschüffe erhalten, nach unser'm
Gelde 296,954fl.

Kunstverein.

* Der besondern Aufmerksamkeit des Königs Ludwig haben es
die VereinSmitglieder zu dankcn, vaß diese Woche vier von vem hohen
Kunstmäzen angekaufte und in dcr KunstauSstcllung bereits gezeigte Ge-
mälve nochmals zur Anschauung kommen. Weit hervor ragt das von Jak.
Jakobs, Profeffor der k. Akademie zu Antwerven: „Ler Schiffbruch
des Schiffes Florivan auf der Bank Longsand an der Küste von Effer am
28. Febr. 1849." Der Künstler zeigt unS, wie in einem Zauberrahmen,
eine wirkliche Begebenheit, ganz genau nach dcr ErzLhlung eines gerette-
ten Schiffbrüchigen, und versetzt »nS in dic Schrecken einer den Wellen
preisgegcbenen Schiffsbcvölkerung. Besonder« die Figuren sind meisterhaft
ausgeführt. Der Hauptmast stürzt, des Schiffes Hintertheil, wo sich die
meisten Paffagiere besindcn, scheitert, und wird durch einen furchtbaren Stoß
der Waffer in den Abgrund geriffen; der Kapitän will sich in'S Boot
werfen, um möglichst vlele zu retten; aber Alles will sich dahin drängen,
tas Boot schlägt um, und der KapitLn nebst den Uebrigen wird von den
Wellen verschlungen; MLnner, Weibcr und Kinder kämpfen verzweifelt
mit dem Tod; hie und da taucht eiu schon entseeltes Antlitz geisterhaft auS
 
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