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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0392

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37«

dem schäumenden Abgrund empor. Der Himmel ist schwarz; die Winds-
braut peitscht das Meer und zerfetzt die Segel; Sturmvögel umschwirren
das finkende Schiff, wie die Raben einen Leichnam. Jm Hintergrund die
felfigen Ufer, von Blitzen grell erleuchtet. — Jn nächsterReihe folgt ein
durch schöne und glühende Farben ausgezeichnetcs Bild von Kirchner:
hinter den Nuincn einer Kirche im Abendglanz die Stadt Veronr. Hiebei
benierken wir, daß dieser Künstler seine Manier sehr zum Vortheil geändert
hat. — Nawez in Brüffel: die Spinnerinen vonFondr (einemStädtchen
in der italienischen Provinz tsrrn äi l.nvoro): einer Gruppe italienischer
Weiber inihrem malerischenKostüme erzählt ein Mann Geschichten. Dieses
groß ausgesührte Bild besitzt kräftige und schöne Farben und ist der Aus-
druck in den weiblichen Köpfen ziemlich gelungen; weniger bedeutend
scheint die Figur des Erzählers. — Ainmiller wählte ein intereffantes
Motiv: die Gräber der englischen Könige; er zeigt uns eine Ansichr des
Ehors der Westminsterkirche >'n London; im Vordergrund der Schrein
Eduard des Bekenners. „Da liegen fie, die Größen ihrerZeit, Gute und
Böse." DaS Bild macht natürlich Effekt. — Von der eigentlichen dieß-
wöchentlichenVereins-Ausstellung ist zuerst zu erwähnen: Alb. Zimmer-
mann'S „Eibsee", worin sich des Künstlers Virtuofität abermals bewährt
hat; die Sonne zertheilt die Morgennebel und glitzert auf Waffern, Ge-
firäuchen und Bäumen. Wir können hier die einsame Natur, von des
Menschen Hand noch unberührt, bewundern; Baum nnd Busch sproßt in
wilder Neppigkeit. — Beckmanns Gegend an der Würm ist freundlich,
nur etwaS glatt gemalt. — Baade's Parkparthie bei Nacht erinnert
zu sehr an Stange'S AnschauungSweise, hat aber sonst vielVerbienstlicheS.
— Faber lieferte drei Stücke: das erste ist betitelt. „Neapolitanischer
Gourmand"; ein italienischer Kaminkehrer, übrigens ebenso schwarz wie
ein deutscher, verzehrt auf dem Kamine eines Hauses sitzend, ganz gcmüth-
lich eine (Salami?) Wurst, hinter ihm ist der Vesuv fichtbar. Wurst und
Vesuv ! Der Witz ist übrigenS nicht ganz klar. Die beiden andcrn Bildchen,
Landschaften aus der Gegend vonNeapel sind auch von keinerBedeutung.—
Beffer gelungen ist ein Genrebildchen von Marr: ,,Der Heimgaug
vom Landarzt:" ein Bäuerlein in Begleitung seiner theueren Ehehälfte
bespricht sich mit dem spatzierengehendcn Seelenarzte, ob der Mirtur bes
Menschenarztes zu trauen sei; das BLuerlein hat sein geschwvllencs Gesicht
warm eingebunden und schüttelt bedenkli'ch das MedizinglaS; die Bäuerin
schaut den Herrn Pfarrer gläubig an und der pfarrliche Spltz beschnoselt
neugierig d n zehentpflichtigen Bauern; im Hinteigrunde das Dorf, ein
See und Fcscherhütten. DaS Bildchen ist hübsch ausgeführt unb erregt
Heiterkeit. — Gugel: Romeo und Julie; der Künstler hat viele Fort-
schritte in der Malerei gemacht, nur wäre an der Fignr der Julia zu
wünschen, daß man durch vas Gewaud die Form der Beinc sähc, denn
so scheint Julia umzufallen. — GattererS Bildniß des Kaisers von
Österreich scheint Copie zu sein. Der sehr jugendlich dargestellte Kaiser
zeigt sich hier in größter Galla: roth ausgeschlagenen Mantel, rothe
Hosen, weißen Waffenrock und ein roth und weißes Ordensband. Auch
die vielen Ordenssterne find sehr genau, vielleicht nur zu sehr auf Kosten
des Kopfes ausgeführt, — Unter den Zeichnungen sind zu erwähnen:
12Aquarell-Blätter vonKausfmann in zpamburg; originell und hübsch
behandelt, und von guter Charakteristik. Auch Gust. König lieferte eine
schöne Zeichnung: „Der Engel erscheint Joseph im Traume."

Druck der l)r. Fr. Wild'schen Buchdruckerei (A. Wild).
 
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