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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0395

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3»S

Louise. Sich, du bist von altem Silber, du hast ein Wappeu —
ich bin nur von papierlicher Abkunft, daS Mißverhältniß ist zu
groß, eS ist unmöglich, daß wir beide je eins werden!

(Sie fliegt fort, er rollt ihr nach.)

S. Akt.

Bei Lady Silberfort.

Lady (streckt sich faul auf einem Saffianleder). Jch weiß nicht, mir
ist so sonderbar, ich habe schlecht geschlafen - ich fühle mich so
unter jinri.

Ferdinanderl tritt auf, und setzt sich neben sie.

Ferdinand (nach einer Pause). Mylady!

Lady. Ferdinand?

Ferdinand. Sie kommen mir so verwutzelt vor, Mylady.

Lady. Und so etwaS wagen Sie eiuer kaiserlichen Obligation in'S
Gesicht zu sagen?

Ferdinanv. Warum geht es mit dem sinanziellen Zustand deS Lau-
des so reissend abwärts, seit Sie da sind?

Lad y. Daß Sie von meinem Wcrthe nicht viel halten, daran erkenn'
ich Sie als gescheidten Kerl. Daß Sie mir den Ruin de« LandeS
vorwerfen, das vergebe Jhnen der Himmel, der mich, Sie, deo
Kaiser und den Finanzministcr eiust zur Rccheuschast ziehen wird.
Hören Sie mich an. Meiue Mutter war bei Hof eine sehr seiue
nnd wegen ihrer Zierlichkeit sehr beliebte Serviette, womit sich der
Fürst gar oft den Mund abwischte. Als die Serviettc alt wurde
und sich an mehreren Stellen ausfranste, mochte sie der Fürst nicht
mehr, und sie kam an den Kammerdiener, der bei Tisch auch lieber
was Besseres neben sich halle, und so sank sie in kurzer Zeit so
herab, daß fle mit anderen Fetzen ihrcs StandeS in einen Sack
geworfen wurde. Ganz zermalmt brachte sie endlich mich zur
Welt. Zch war ein schneeweißes, niischuidigcs, blendende« Papier
und !ag, noch nicht ganz trockcn, frchlich an der Sonne. Jch
halte keine Neigung, eine französische Grammatik zu werden nnd
unau,merksameFrotzcn zu unterrichten, oder alsPutzwaarcnrcchnung
mein Lebtag in cinem Laden zu licgcn, odcr gar als Gcbetbuch
auf Kirchenstühlen herumzusahrcn — nein ich wollte ein Liebeebricf
werden, mit vielen stylistischen Fehlern, aber voll süßer Empfindun-
gen, mil salschcm Dalum und einem halb Dutzenb Nachschrifleo.
L wie srcute ich niich, von eincm glühendcn Liebhaber erbrrchcn,
an die Lippen gedrückt, in traurigen Stundcn von scinen Sehnsuchts-
lhräncn benctzl zu wcrden- Dcch das Schicksal hatte es andcrs
bcschloffcn. Ein Ncgicrungsagcnt sah mich, ich gcfiel ihm, und
ich halte nun die Wahl, als weißcs Blau eine alle Malulatur-
 
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