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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Bieńkowski, Piotr: Tarentiner Relieffragmente
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0030

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holt sich voller auf einem bekannten Venezianischen Relief und erhielt sich in
Bruchstücken anderer Exemplare zu Athen und Aquileja. Auch für das attische
Bruchstück und vielfach für das Venezianische Relief war Provenienz von einem
Friese angenommen worden, was sich nunmehr gleichfalls als irrthümlich heraus-
stellt. Ich zähle zunächst diese Wiederholungen auf:

I. Relief in Venedig aus der Sammlung Grimani: Dütschke V n. 295, wo die
Literatur angegeben ist. Nach Photogr. Alinari lan. 12914 verkleinert auf Tafel II.
Das Relief ergänzt das Tarentiner besonders nach links und unten, während dieses
nach der rechten Seite hin mehr bietet. Unwesentliches ist ver-
schieden, namentlich in der Decoration der Schiffe, die in Tarent
schlichter und einfacher erscheint. Eine größere Differenz bilden
Kopf und Hand eines lanzenschleudernden Kriegers, der auf
dem Tarentiner Relief zwischen den beiden letzten Schiffen
zum Vorschein kommt. Der Sarkophag, zu dem das Venezianer
Relief1) gehörte, war größer in den Dimensionen, die Ausfüh-
rung feiner auf dem Tarentiner.

II. Fragment in Athen: Fig. 15 nach Richard Schöne,
griechische Reliefs Taf. X n. 56 p. 30 ff. Der in Rückensicht
einsteigende Jüngling stimmt genau überein, dagegen ist der
in Vordersicht stehende bewegter; er senkt den linken und erhebt den rechten
Arm, als ob er etwas schleudern wollte.2)

III. „Relieffragment aus weißem Marmor im Museum zu Aquileja, erworben
1895 zu Venedig: Mittheilungen der Centralcommission 1897 S. 80, Fig. 1. Hoch
0-45m, breit 0-95m, dick o-i5™. Allseitig gebrochen, links unten Rest einer

') In den Beschreibungen von Otto Jahn und der Griechen und ähnelt demjenigen des Barbaren-

Dütschke ist Folgendes zu berichtigen. Der über jünglings auf G.

die bärtige Leiche diagonal aufsteigende Gegen- 2) Die sogenannte Marathonschlacht des Reliefs
stand ist kein Ruder, sondern ein behufs sicheren von Brescia (Dütschke IV n. 386), das Schöne einem
Auftrittes mit Schuppen versehenes Schiffsbrett, das Friese zuschrieb, von dem er in dem Venezianer
die Stelle der in älteren Darstellungen vorkommen- Relief einen weiteren Bestandtheil zu erkennen
den Schiffsleiter vertritt. Der letzte Jüngling links glaubte, ist im Gegenstande, im Stile und in der
oben im Hintergrunde hielt keinen Stab in der Ausführung verschieden. Die Maße stimmen nur an-
Linken, sondern in beiden Händen ein jetzt abge- nähernd, die Ornamente sind ähnlich, aber nicht
brochenes Ruder. Der Gegenstand über seinem gleich; auch die Identität des Marmors kann bei
linken Unterarme ist ein Schiffstau. Der untere Sarkophagen nichts beweisen. Überdies wären zwei
Hoplit im zweiten Schiffe schleudert keinen Stein, gelandete Flotten in einem Friesrelief, zumal ein-
sondern hiplt eine jetzt abgebrochene Lanze in der- ander entgegengekehrt, schwer vorstellbar, und spe-
selben Weise wie auf £>. Die bärtige Leiche dürfte ciell für die Schlacht von Salamis, an die Schöne
ein Barbar sein; der Schild, auf dem sie ruht, ist beispielsweise erinnert, sind Landungskämpfe unwahr-
flacher und kleiner als die gewölbten Rundschilde scheinlich.
 
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