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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Kalinka, Ernst: Mittheilungen aus Constantinopel
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0043

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3i

Mittheilungen aus Constantinopel.

Das seltene Monument, das hiemit zum erstenmale veröffentlicht wird, lag
Jahre lang unbeachtet am Hofbrunnen des österreichisch-ungarischen Botschafts-
palais in Bujukdere, wohin es nach der wohlbegründeten Ansicht seines Ent-
deckers, Franz Freiherrn von Calice, gelegentlich einer Reparatur aus dem
Schachte jenes Brunnens gebracht worden sein dürfte. Baron F. Calice hatte die
Güte, mich von seinem Funde zu verständigen und bei der Lesung der stark
verwaschenen und verriebenen Schrift zu unterstützen. Es ist eine Giebelstele
aus weißem Marmor, 40 (ohne Giebel o^)1" hoch, 0-355™ breit, o-8m dick, unten
gebrochen, rückwärts gerauht. Im Giebel ist eine um einen Stab sich windende
Schlange dargestellt, die drei Akroterien sind jetzt ganz bestoßen. Die Inschrift
hat elegante, wenn auch nicht ganz regelmäßige Buchstaben, die anfangs wenig
über o-im hoch sind, unten aber beträchtlich kleiner werden, und dürfte ihrer
äußeren Form nach dem ersten vorchristlichen Jahrhundert entstammen. Ein Fac-
simile bietet die nächste Seite und für die Lesung im Einzelnen sei vorweg das
Folgende bemerkt:

Z. 1 ayoujjivou, Z. 7 epyou (nach den attischen Seeurkunden) und Z. 9 Ti'fiwv
TXauxou ergänzt von A. Wilhelm; Z. 6 äi nach Vorschlag A. Wilhelms, der als

Parallelstellen IGIns. I 58 sv Tpi7][uoXta a övo|j,a Eu.....xa, athen. Mitth. XV

134 ev xpirj\Lio\ia, & ovojjia EuavSpta Seßaaxa und bull. corr. hell. XI 265 Iv vyjc Sptpoxon
Yji E7uypacpY]<t> ILapfrevoc; anführt; Z. 8 zu Kapyvt|j,evTjg vgl. Kapx£8a|A0£ CIA II 1247 Z. 3.

Unter dem Obercommandanten A. Terentius A. f. Varro, dem der Nauarch
Eudamos wohl als factischer Befehlshaber der Flotte beigesellt ist, und unter
dem Trierarchen Kleonikos, der Abtheilungscommandant sein mag, steht eine
offenbar koische Tetrere, deren Stab und militärische Bemannung namentlich
angeführt werden. Ein solches Verzeichnis einer Schiffsbesatzung liegt z. B. auch
CIA II 959 vor, nur ist diese Inschrift namentlich bei den Chargen verstümmelt;
doch war die Ergänzung leicht möglich nach [Xen.] 'ÄiJ-ryvatwv izoXmicc I 2 ol
jtuftepvfjTat v.a.1 01 xeleuazxl v.od ol TreVTrjxovxap/oc %od ol Tüpqjpatat xal ol vauTüTjyot. Auch
den vai)7i;7jy6g finden wir in unserer Inschrift wieder, falls die Ergänzung Z. 7 das
Richtige trifft. Erschöpfend hat über die Seeofficiere A. Cartault La triere
Athenienne 224 fr. gehandelt; er erblickt wohl mit Recht im usVT7)%6vTapx°S einen
Verwaltungsbeamten, gestützt auf [Dem.] npbc, üoXuxXea 25 M yap ixetvou rcevnj-
y.ovxapxoövraj %xl Tjyopa^STO %a,l dm\kia%sxo. Der TOVi;rpt6vTapx°S entspricht also unserem
 
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