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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Szántó, Emil: Bronzeinschrift von Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0209

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197

Bronzeinschrift von Olympia.

Tafel VI, VII.

Die auf der beigegebenen Doppeltafel in Originalgröße farbig abgebildete
Bronzeplatte ist durch die freundliche Vermittlung eines auswärtigen Fachcollegen,
dem sie ein durchreisender griechischer Sammler zum Kauf angeboten hatte, vor
kurzem für Wien erworben und dem archäologischen Institute zur ~Veröffent-
lichung überlassen worden. Nach Angabe des früheren Besitzers war sie zu
Olympia ,in der Nähe der deutschen Ausgrabungen' zutage gekommen, und die
in jedem Sinne wichtige Urkunde, welche sie trägt, bestätigt diese Herkunft von
der Altis durch ihren Dialect wie durch ihren geschichtlichen Inhalt.

Die Platte ist in der Stärke eines Centimeters durch Guss hergestellt und hat
jetzt ein Gewicht von 2800 Gramm. In den vier Ecken sitzen noch eiserne Nägel,
die sie einst auf einer wahrscheinlich steinernen Fläche befestigten und nunmehr
auf der Hinterseite abgebrochen sind. Beim Auftragen der Schrift, das mit einem
dreikantigen Stichmeißel in sehr tief und sicher geführten Furchen erfolgte,
wurde auf diese Nägel Rücksicht genommen und der erforderliche Raum durch
Einrücken der Buchstaben um je eine Stelle ausgespart. Die Schriftseite ist
von einer besonders schönen, in wechselnden Tönen grünen Patina überzogen
und zeigt an den Nägeln und Nagellöchern, wie begreiflich, stärkeren Rost.
In der Mitte der vorletzten und drittletzten Zeile haben derbe Hiebe eines
scharfen Instrumentes nicht nur die Patina, sondern auch kleine Theile der
Bronzeoberfläche selbst weggehauen. Sonst ist die Erhaltung tadellos, die Lesung,
die gleich anfangs kaum irgendwo Anlass zu Zweifeln bot, nach erfolgter Reini-
gung sichergestellt. Diese Reinigung vollzog der Restaurator der kaiserlichen
Kunstsammlungen, Herr W. Sturm sen., mit bewährter Sorgfalt.

Die Schrift ist streng GTOC/rfiöv angeordnet und bietet Charaktere, die in
die zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts, und zwar eher gegen die Mitte als
gegen das Ende hinweisen. Aus dieser Epoche hat uns der Boden von Olympia bisher
sehr wenig Inschriften, und noch weniger in eleischem Dialect, geschenkt, welch
letztere in ihrer Masse aus beträchtlich älterer oder jüngerer Zeit stammen.

Es ist das ausgebildete ionische Alphabet, das uns hier begegnet; bloß das
28. Zeichen der 12. Zeile h ist diesem Alphabete fremd. Der Buchstabencomplex
in dem es sich findet, verbot es für ein etwa missrathenes H oder N zu halten
— sicher hat nie ein zweiter Verticalstrich dagestanden — auch ein Zahl- oder
 
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