Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI Artikel:
Schenkl, Karl: Der Georgos des Menandros
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0061

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
49

Der Georgos des Menandros.

Das von J. Nicole1) vor kurzem veröffentlichte Papyrusblatt, welches ein
Bruchstück des Georgos des Menandros, 88 Verse, bietet, ist ein unschätzbarer
Fund, da wir daraus nicht bloß einzelne Scenen einer Komödie dieses Dichters
kennen lernen, sondern auch die Composition des Stückes wenigstens einiger-
maßen zu erschließen vermögen. Zudem war der Georgos ein hervorragendes
Drama des Dichters, das zu Quintilians Zeit, der es selbst zu Rom auf der Bühne
sah, sehr beliebt war. Bisher hatten wir die Composition des Menandros uns nur
aus den Bearbeitungen des Terentius verdeutlichen können; jetzt liegt uns doch
wenigstens ein zusammenhängendes Stück einer seiner Komödien vor.

Freilich ist auch hier der Kritik und Erklärung noch ein weites Feld ge-
öffnet. Das Blatt2) ist theilweise zerstört und unleserlich, die Abschrift zeigt zahl-
reiche Fehler. Der Text Nicoles ist durch das, was verschiedene Gelehrte, ins-
besondere H. Weil und F. Blaß in ihren Anzeigen beigebracht haben, überholt
und ganz unbrauchbar.3) Eine photographische Reproduction des Papyrus und
eine genaue Durchforschung desselben wird über vieles, was bis jetzt unklar ist,
Licht verbreiten. Wir verzichten daher hier darauf, so lockend es auch sein mag,
über die Ergänzung und Emendation im einzelnen zu sprechen/) sondern be-
schränken uns bloß darauf über die Composition eine Vermuthung vorzutragen.

Das Blatt enthält auf der Vorderseite zuerst den letzten Theil eines Mono-
loges eines jungen Mannes (wir wollen ihn der Kürze wegen, obwohl ein An-
haltspunkt nicht vorliegt, Kleinias nennen). Nach den erhaltenen Versen befindet
er sich in einer sehr schwierigen Lage. Sein Vater (Gorgias; denn das ist wohl
sein Name) will ihn nämlich mit seiner Halbschwester verheiraten, und zwar
soll die Hochzeit noch an diesem Tage (das Stück beginnt nämlich gegen
Abend5)) stattfinden. Kleinias ist der Sohn des Gorgias aus dessen erster Ehe;
aus einer zweiten hat dieser einen anderen Sohn, Kleainetos, und eine Tochter,

') Le laboureur de Menandre fragments inedits muss man sich an die Abschrift bei Nicole SS. 10, 23,

sur papyrus d'Egypte dechiffres, traduits et com- 16, 38 halten, da seine Ergänzungen vielfach un-

mentes par J. Nicole. Bale et Geneve 1898. richtig sind.

2) Die Vorderseite enthält nach dem Texte 4) Bei den Versen, die angeführt werden, sind
Nicoles die Verse 35—59 und 5 — 24, die Rück- die Ergänzungen durch Klammern bezeichnet,
seite die Verse 62—108. Der Schluss des Blattes, Nähere Angaben darüber, von wem die Ergän-
der wohl nicht viele Verse enthielt, ist verloren. zungen herrühren,, schienen überflüssig.

3) Ich citiere nach dem Texte Nicoles; doch 5) v. 48 [rcptv Ia7t]spa?. Oder "rijaä' lcrc£pas?
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. I. /
 
Annotationen