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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Köhler, Ulrich: Zur Bilinguis von Isinda in Lykien
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0226

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214

als Filiale eines anderen älteren Heiligthums, vielleicht des in den Zeiten des
lykischen Städtebundes als Bundesheiligthum genannten Letoons bei Xanthos
gegolten hat, dessen Inhaberin uns mit dem lykischen Namen nicht bekannt ist.
Die athenische Herrschaft in Lykien hat bekanntlich nicht länger als ein
Menschenalter gedauert.

Die Harpagosstele von Xanthos hat Herr Heberde)' mit Recht für älter
erklärt als die Stele von Isinda. Der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts
dürfte auch der Sarkophag des Kodaras bei Limyra angehören (Heberdey-
Kalinka, Bericht über zwei Reisen im südwestlichen Kleinasien S. 14; der Name
ist von dem auf der Harpagosstele gelesenen Namen ,Kodala' nur orthographisch
verschieden). Zu den älteren Bilinguen sind die Aufschriften des Grabes von
Kadyanda, Reisen in Lykien II S. 193, zu rechnen (vgl. die griechische Auf-
schrift des Grabes von Limyra ebenda S. 35 n. 50). Weiter herab führt das
Amyntasgrab von Telmessos, welches nach der Aufschrift in die Zeit um den
Anfang des dritten Jahrhunderts zu setzen ist (Reisen I S. 40 n. 9 und Taf. XVII).
In eine etwas spätere Zeit weisen die Inschriften des Felsengrabes von Kyaneai
(Reisen II S. 22 n. 27) und des Sarkophages von Trysa (Benndorf, Das Heroon
von Gjölbaschi S. 227). Die Masse der bilinguen und der griechischen Inschriften
gehört den späteren Jahrhunderten an.3)

Die Lösung der verwickelten und schwierigen Probleme, welche das alte
Lykien und seine Cultur stellt, ist seit der ersten österreichischen Expedition
dahin im J. 1881 in ein neues Stadium getreten. An die umfassendste Erkun-
dung der lykischen Denkmäler durch diese Gelehrten hat sich in neuester Zeit
die genauere Untersuchung und stilgetreue Aufnahme der Felsendenkmäler
Phrygiens angeschlossen. Immer klarer stellt sich heraus, dass die vornehmste
Aufgabe, welche die gelehrte Forschung im westlichen Kleinasien zu erfüllen
hat, in dem Nachweise des in seinen Anfängen hinter der historischen Über-
lieferung noch zurückliegenden Eindringens der griechischen Cultur in diese
Länder beschlossen ist.

Berlin. ULRICH KÖHLER.

3) Beiläufig: der auf einer lykischen Münze ge-
lesene Name ,Chäpruma' (Catal. of the Br. Mus. Lycia
p. XXXVII f. Tf. VI 14) wird in Gemäßheit der
hinsichtlich der Bedeutung dieser Legenden herr-
schenden Ansicht für einen Dynastennamen erklärt,
und das ist vielleicht das Richtige. Immerhin wäre

es der Erwähnung wert gewesen, dass in der grie-
chischen Tradition eine Stadt Kariens namens Kd-
7tpi|ia vorkommt (Diodor XIX 68, 5). Homonymie
einer lykischen und einer karischen Stadt würde
wenigstens nicht beispiellos sein.
 
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