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Petersen, Eugen; Niemann, George [Editor]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0173

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ein, dass der Fries zum größten Theil Vorgänge enthält, die nicht wie jene
Nereiden oder Odysseusabenteuer in der Ferne zu denken sind. Vielmehr mussten
hier Anschauung- und Raumbewusstsein das, was außerhalb des Heilig-thums
vorgeht, auch an der Außenseite dargestellt zu sehen verlangen, und namentlich
konnte die fortschreitende Bewegung vom Ausgangspunkt her bis zum Eingange
der Ära Pacis nur hier verständlich werden. Blieb es doch auch der Phantasie
des von außen gegen die Marmoreinfassung blickenden Beschauers freigestellt,
die Festzüge und selbst die übrigen Scenen im Freien sich bewegend oder exi-
stierend zu denken. Auch am Julierdenkmal sah man die vier Kampf- und Jagd-
bilder an den Außenseiten und doch, wie bereits bemerkt ward, gleichsam in
den freien Raum hinausprojiciert.

Lassen sich aber unsere Friesbilder überhaupt inhaltlich mit den Odyssee-
bildern und den Nereiden vergleichen? Von einem wenigstens, von der Tellus
mit den Aurae, wird das niemand bestreiten. Was aber bei diesem zutrifft, muss
auch von den andern gelten, und zu den Heiligthümern des Mars und der Magna
Mater (Taf. III) bieten die Architekturprospecte von Boscoreale und dem Palatin
(vgl. Fig. 50 ff.), zu der Cultushandlung am Tellusaltar die Durchblicke des Traste-
v^erehauses genügende Analogien.1) Ein Blick auf die Zusammenzeichnung in
Fig. 31 S. 78 wird dies unmittelbar erläutern.

8. Der Rankenzaun.

Die Marmoreinfriedung der Ära Pacis ist also durch ihren Schmuck zur
Hälfte negiert. Denn in ihrem oberen Theile blieb von der Einhegung für die
Idee nur der Rahmen übrig, innerhalb dessen innen die Kränze zu schweben,
außen die Festzüge sich zu bewegen schienen. In wirksamem Gegensatz dazu
war im unteren Theile die abschließende Function der Wand betont, zumal im

merkwürdige und doch aus dem oben dargelegten
Zusammenhang völlig begreifliche Übereinstimmung
mit der in Fig. 21 angedeuteten etruskischen Wand-
verzierung.

Ohne hier auf eine Vergleichung mit etruskischen
Grabmalereien überhaupt eingehen zu wollen, sei
doch kurz bemerkt, dass in vier Punkten die Deco-
ration der Pax-Einfriedung mit den Grabkammern
merkwürdige Übereinstimmung zeigt. Diese sind erstens
die Gliederung in Seitenfriese und Kurzstücke, be-
sonders der Eingangsseite (z. B. Canina, Etruria
marit. II 81); zweitens die Höhe des Figurenfrieses

Petersen, Ära Pacis Augustae.

über dem Boden, vgl. z. B. Mon. ined. d. Inst.

I 32 f. und V 16, Ant. Denkm. II 42; drittens, dass
öfters unterhalb des Figurenstreifs Pflanzen und Ge-
büsch den untern Wandtheil füllen, so namentlich
in der iomba dei tori Ant. Denk. II 41; viertens,
dass sogar gemalte Säulen an den Ecken neben der
horizontalen auch die verticale Gliederung gleich-
machen, so in der tomba delle Lionesse Ant. Denkm.

II 42 und 42 a 9 und 10.

x) Z. B. Barnabei a. a. O. Taf. IX Mitte = S. 79
(unsere Fig. 49), auch S. 74, endlich S. 75 und die
S. 147, 3 angeführten Beispiele und unsere Fig. 50.

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