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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Maximilian [Honoree]; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0022

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x8 I. Einführung

Dürer hat allerdings Änderungen gemacht, aber
doch keine durchgreifenden.«37
Wölfflin gibt als Illustration den abschließenden
Bereich des Mitteltores wieder, jedoch
»... mehr als Gattungsbeispiel deutscher Dekora-
tion denn als Probe Dürerischer Verzierungs-
kunst, insofern Dürer viel zu schlecht wegkäme,
wenn man ihn für das Starre in der Verbindung der
Motive haftbar machen wollte. Auch die Perspek-
tive ist eher undürerisch.«38
Man merkt Wölfflin geradezu Erleichterung an,
das »holzgeschnittene Ungetüm« nun nicht mehr
in toto dem Meister und seiner Werkstatt zu-
schreiben zu müssen. Dankbar greift er dazu auf
die Ergebnisse der damals neuesten Forschung
zurück, auf die im folgenden einzugehen sein
wird.
Als wirklicher Durchbruch kann der Aufsatz
des Innsbrucker Historikers Konrad Fischnaler
von 1901 in zweierlei Hinsicht gesehen werden39:
Wie bereits bei Wölfflin angedeutet, konnte er zu-
nächst anhand der Identifikation der drei Wappen
am Sockel [D’] die entwerfende Tätigkeit Jörg
Kölderers für die Ehrenpforte nachweisen40; so-
dann wies er auch auf die formalen Übereinstim-
mungen des Holzschnittes mit dem von Kölderer
bis 1499 errichteten Innsbrucker Wappenturm

hin41, den er als »... bescheidenes Abbild des er-
sten Entwurfes der maximilianischen Ehren-
pforte«42 bezeichnete - keineswegs also als eines
ihrer direkten Vorbilder, wie ihn die gesamte nach-
folgende Forschung bis in die unmittelbare Ge-
genwart geflissentlich mißverstand43.
Noch ein weiteres Mal äußerte sich Fischnaler
kurz über die Ehrenpforte, doch war diesem an et-
was entlegenerem Ort 1936 erschienenen Beitrag44
weit weniger Beachtung beschieden als dem Auf-
satz von 1901. Der Historiker wies dort mit Nach-
druck auf die memorialen Bezüge der Ehrenpforte
hm, die er als »... eine Art stereometrischer Fron-
talprojektion des Grabmales« bezeichnete45, ohne
daß dies später Anstöße für weitere Nachfor-
schungen gegeben hätte. Dieser Aspekt wird un-
ten eingehend zu würdigen sein46.
Das unmittelbarste Echo, das Fischnalers Auf-
satz von 1901 hervorrief, war der zwei Jahre dar-
auf in der Festschrift für Franz Wickhoff erschie-
nene Beitrag von Carl Giehlow. Der Bremer Jurist
hatte sich erst, nachdem er bereits als Gerichts-
assessor tätig gewesen war, der Kunstwissenschaft
zugewandt. Mit einem Vortrag in der Kunstge-
schichtlichen Gesellschaft zu Berlin schaltete er
sich 1898 erstmals nachhaltig in die Forschung zur
maximilianischen Kunst ein und veröffentlichte
dazu bis zu seinem Tode 1913 zahlreiche Auf-
sätze47. Kaum eine der späteren Publikationen

37 Ebd., S. 245 ff.
38 Ebd., S. 247.
39 Fischnaler, Konrad, Jörg Kölderer und die Ehrenpforte
Kaiser Maximilians, in: Zeitschrift des Ferdinandeums
3/1901, S. 308-330.
40 Ebd., S. 312 f.
41 Ebd., S. 315 ff.
42 Ebd., S. 309.
43 Z. B. Kat. Hispania-Austria 1992, Nr. 145 (E. Pokorny) oder
Lüken, Sven, Kaiser Maximilian und seine Ehrenpforte, in:
Zeitschrift für Kunstgeschichte 61/1998, S. 456 ff.
44 Fischnaler, Konrad, Ein Wort über die »Ehrenpforte« und
das »Grabmal« Kaiser Maximilians, in: ders., Ausgewählte
Schriften, 2 Bde., Innsbruck 1936, Bd. 2, S. 42-47.
45 Ebd., S. 45.
46 Vgl. in Kap. II die Abschnitte >Das Grabmal Maximilians*,
>Antikenrezeption bei fürstlichen Exequien* und »Ge-
dächntistriumph«.

47 Giehlow, Karl, Dürer als Ägyptologe. Sitzungsbericht der
Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin 1898, in:
Kunstchronik 9/1897-98, Heft 16, S. 265-66.
48 Auch wenn zu den nachstehenden Untersuchungen nicht
alle Publikationen Giehlows herangezogen wurden, war es
dem Verf. doch ein Anliegen, im Literaturverzeichnis eine
möglichst vollständige Zusammenstellung der Schriften des
großen Gelehrten zu erstellen.
Den Verlust, den der plötzliche Tod Giehlows 1913 für die
Wissenschaft bedeutete, wird am ehesten ermessen, wer sei-
nen größten und bedeutendsten Aufsatz über »Die Hiero-
glyphenkunde des Humanismus in der Allegorie der
Renaissance, besonders der Ehrenpforte des Kaisers Maxi-
milian I.« heranzieht, der von Arpad Weixlgärtner im Jahr-
buch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöch-
sten Kaiserhauses (32/1915, S. 1-229) postum herausgegeben
wurde. Er ist unvollendet und bricht ab, bevor ein näheres
Eingehen auf die Hieroglyphik der Ehrenpforte erfolgen
 
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