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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0093

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jvndcrheit die iljrichsstndte, cinc Reihc tw» Pa-
ironaten nn sich. Jm 14. Jahryundert waren
ö3 Prozent aller Patronate in den Händen von
Laien, im 15. nnr noch 35 Prozent. Den
Hauptanteil an den Patronaten hatten in dcr
Folge die alten großen Orden, namentlich die
Prämonstratenser mit ihren 6 Abteien, March-
tal, Roth, Schussenried, Weissenau, Adelberg,
Allerheiligen rc. Dieses Patronatrecht der Ka°
planeien und Stifte führtc, nicht zum Vorteil
der Kirche, zur Jnkorvoration. So arg, wie
man ihn oft hinstellt, nnter drastischem Hinweis
auf den „guten Magen" der genannten geist-
lichen Nnstalten, war übrigcns dicser Schaden
nicht, sagt doch K. selbst: Jn einer Zeit, wo
das religiöse Leben noch so warm pulsierte, wo
so viele Stiftungen uns begegnen, kann doch
unmöglich alles schlecht nnd verkommen gewesen
sein, wie cr anch die Tätigkcit der zeitgenössischen
Konstanzer Bischöfe Burkart v. Randegg, Herm.
v. Breitenlandenberg, Thomas Berlower und
Hngo von Hohenlandenberg gebührend hervor-
hebt und anerkennt. Das ganze Bnch ist als
ein willkommener fleißiger Beitrag zur Kirchcn-
geschichte Oberschwabens im 14./15. Jahrhnn-
dert zu begrüßen nnd verdient nmso mehr An-
erkennnng, als der Verfasscr, von Hans ans
ein Sohn dcs Rheines, ursprünglich Oberschwabcn
nnd seiner Topographie fcrn und fremd stand
und sich erst mühsam in den umfangreichen
Stosf einzuarbeiten hatte. Einzelne kleine lln-
richtigkeiten, wie die Bezeichnnng von Waldsee
als Collegiatstift (S. 246), wo vielmehr bis
1786 ein 1181 gegriindctes Augnstinerchor-
herrnstift zn St. Petcr (welchem die Kirche
von Reute gehörte) sich befand (vielleicht Vcr-
wechslung mit dem Collegiatstift Waldkirch im
Breisgan?), die Angabe des Augnstinereremitcn-
klosters zn Uttenw eiler (S. 242) als Nonnen-
kloster, statt als Mannskloster, die Nicht-
auseinanderhaltnng der beiden Pfarreien
Owingen bci Überlingen und Haigerloch usw.
tnn dem verdienstvollen Buche keinen Eintrag,
wobei wir noch weiter anfügen, daß auch das
Chorherrnstift Oehningen bei Konstanz die
Pfarrei glcichen Namens im Dorfe inne hatte,
sowie daß die Schnssenriedcr Klostcrpfarreicn
Eggmannsried nnd Oggelshausen (zn S. 225)
von Konventualen versehen wurden und daß
auch am Münster in lllm, wenn nicht schon
von Zeiten seiner Erbaunng, so doch jedensalls
von1413 oder 1415 an eine Priesterbruderschaft
bestand und in persönlichcr Beziehung bcmcrkcn
möchten, daß das Diözesan-Archiv (jetzt „schwä-
bisches Archiv") seit dem Jahre 1894 nicht mehr
von Prälat vr. Hofele, welcher im Jahre 1902
gestorben ist, herausgegeben nnd redigiert wird.

Speth A., Freiherr v., Die Spethen
und die Welfen, ein Beitrag zur
ältesten Geschichte Deutschlands. Mün-
chen 1906, I. Lindauersche Buchhand-
lung (Schöpping). Mit 5 Skizzen und
1 Stammbaum, 219 S. Preis brosch.
5 Mk.

Derselbe, Die Stciiiharte und die
Spethen vou Steinhart, eben-
daselbst 1906, 103 S. und 1 Stamm-
baum. Preis brosch. 3 Mk.

Jm vorgenannten 1. Bande hat der Ver-
fasscr cine große Menge Stvff in Auszügcn
ans Ilrknnden, Chroniken, gedrncktcn Bnchern
n. s. w. über Allcs zusammengestellt, was über
die alamannischen Volkskönige, dic Steinharte,
die „Spethen", die ältcsten Wclfcn nsw. sich
fiiidcn ließ, nm, wie er jchrcibt, „den bis jetzt
nicht nachgewicsencn llrsprung nnd Zusammcn-
hang der Dynastieen vvn Alamannien und
Schwaben seit dem crsten Auftreten der Ala-
mannen bis znm Jahre 917 aufznhcllen". Die
„Einleitung" (III.—XXIll.) handclt von den
„Gaukönigen" im Allgcincinen. Dcr 1. Ab-
schnitt >S. 1—27) von den „Spethen", den
Königcn und Herzogen der Alamannen am
Spessart nnd im Elsaß, dcr 2. Abschnitt
fS. 27—51) von den Spethen in der Schweiz
nnd in Schwaben, der 3. Abschnitt (S. 52—65)
von den Hattonen im Elsaß, dcr 4. Abschnitt
lS. 66—150) von den Steinhartcn, Psalzgrasen
von Schwaben, der 5. Abschnitt >sS. 151—180)
von den alamannischen Fürsten in Rhätien und
Jtalien. Das Ganze beschließt ein Anhang
(S. 200—214). Dcr gesamte Band ist nichts
weitcr als eine fleißige, aber unsystematische Zu-
sammenstellung von Stellen ans ca. 200 meist
gedruckten, am Schlusse S. 215—219 vcrzeich-
neten Büchern ohnc allen Zusammenhang und
Verbindnng, wobei gegen alle Art nnd Methodik
vor der einzelnen Stelle nur der Name des
ausgezogenen Schriftstcllers (ohne Beisatz des
Titels seines Werkes) angegeben wird. Ebenso-
wenig wird ausgeführt, was der einzelnc Ans-
zug eigentlich bedeuten bszw. beweisen soll; nur
hie nnd da findet sich einc sclbständige Aus-
führung, wie z. B. aus S. 19 und 194 über
den „Namen Speth". Was eigentlich der Ver-
fasser mit dieser ganz eigentümlichen Vorarbeit
bezweckcn will, geht nicht klar aus dem Werke
hervor, wenigstens sagt er es nicht direkt; wenn
er aber, wie es fast scheint, behaupten — denn von
„nachweisen" kann ja hier nicht die Rede sein
— will, daß die im 2. Band behandelten Spethe
nnd Steinharte von den im Vorbandc be-
sprochcnen alemannischen Ganfürsten abstammen,
bezw. daß diese alamannischen Volkskönige
„Spethen" geheißen nnd gcwesen und Vorfahren
der freiherrlichen Familie v. Speth seien, so müßte
dies als ein recht starkes Phantasiegebilde be-
zeichnet werden, dem alle nnd jede Spur von
Nachweis abgeht, denn so allgemeine Beweis-
gründe, wie sie der Berfasser und keinc anderen
beibringt, nemlich die Gleichheit des Namens
nnd Wohnsitzes reichcn unmöglich zu einem Er-
weise der angedeuteten Abstammung über die
Zeit von nber einem halben Jahrtansend aus!
Besseres, Brauchbareres und Praktischercs bietet
der 2. Band, welcher Regesten über die Stein-
harte und die Spethen sowie 4 tüchtige Stamm-
bäume, welche übrigens schon vor einigen Jahren
ausgegeben wurden, enthält, welchem aber leider
cin Register abgeht. Die Abstammnng der Fa-
 
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