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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Schön, Theodor: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0079

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imd durch den sie in die Lage gesetzt
wurde, zu verhindern, daß die Erziehung
ihrer Söhne nicht in lauter nichtkatholische
Hände gelegt wurde.

Durch die Eingehung des Vergleichs
hatte die Herzogin-Witwe also auf der
einen Seite Ruhe erhallen, auf der an-
dern Seite aber hatte sie den kaiserlichen
Hof und noch mehr den Bischof von
Würzburg gegen sich aufgebracht. Sie
stand deswegen von jenem Zeitpunkt an
noch mehr vereinsamt da, als schon
früher. Auch hatte sie bei den Regierungs-
geschäften wenig oder vielmehr gar keinen
Einfluß. Ja selbst in die Erziehung
ihrer Kinder mischte sich noch immer die
im Stande herrfchende Partei ein.
Außerdem wurde jeder ihrer Schritte,
sowie derjenigen ihrer Umgebung und
besonders der katholischen Geistlichen, mit
mißtrauischen Augen bewacht. Doch war
ihre Stellung trotzdem eine besfere geworden
und nicht mit derjenigen vor Eingehung
des Vergleichs zu vergleichen. Der Ver-
gleich wurde übrigens am II. Januar
173ti im Schlosse zu Stuttgart in Gegen-
wart eines kaiserlichen Notars und zweier
Zeugen, sowie in Anwesenheit des Herzogs
Karl Eugen und seines Hofmeisters
Freiherrn v. Monleon von der Herzogin-
Witwe feierlich beschworen. Vor Ab-
legung des Eides hatte sie unter anderm
erklärt: „daß sie den Eid der dagegen
gemachten Remonstrationen ungehindert,
dennoch nicht p6v ing.näg.toi'iuiii, sondein
selbsten in eigener Person ablegen und
dem allmächtigen Golt die vorhaltende
Erziehung ihrer Prinzen und Prinzessin
auch deren Seel- und leiblichen Wohl-
fahrts-Beförderung mit freudigem Mut,
mit Herz und Mund öffentlich angeloben
und schwören wolle, wie sie denn folchem
nach hiezu bereit und gefaßt sei". Der
Kaiser gab anfangs der Vormundschaft
sein Mißfallen über die Eilfertigkeit und
daß man, seine Vergleichsvorschläge ver-
werfend, jenen Vergleich ohne ihn ge-
schlossen habe, in sehr starken Ausdrücken
zu erkennen, bestätigte aber schließlich doch
am 12. Juli 1738 jenen Vergleich. Der
Bischof von Würzburg, der am 10. No-
vember von dem am 5. November ab-
gefchlosfenen Vergleich Nachricht erhalten
hatte, beschwert sich am 11. November

1737 in einer Audienz gegenüber dem
Regierungsrat Breyer, welcher als Be-
vollmächtigter der Herzogin-Witwe in
Würzburg sich befand, in sehr starken
Ausdrücken über jenes Verfahren und
rief, wie schon erwähnt worden, am 13.
November 1737 seinen Residenten Ra ab
aus Stuttgart ab, worauf auch die
Herzogin-Witwe am 19. November 1737
ihren Gesandten, den Regierungsrat
Breyer zurückrief.

Würzburgischer seits gab man sich auch
jetzt noch nicht zufrieden. Professor Jo-
hann Adam Jckstatt, R v. 0r., in
Würzburg verfaßte eine Schrift: 1. H. 1.
II. ,1. 0. 6t. Wirtembergische Grund-
veste, das ist klarer und ausführlicher
Beweis, daß Herzog Karl Alexander zu
Wirtemberg Testament nach seinem Jnn-
halt untadelhafft, sonderheitlich wegen
der verordneten Landes-Administration
und der Bevormundung seiner Kinder
nach denen gemeinen und öffentlichen
Rechten wie auch besonders des Herzog-
thums Wirtemberg Staats-Grundgesetzen
und Herkommen ohnzweifentlich aufrecht
und sonderlich in diesen zweyen Haupt-
puncten allerdings ohnbeweglich bestehe.
Auf Befehl der verwitweten Frauen Her-
zogin verfaßt Würzburg 1738, lolio.

Diese Publikation erfolgte aber, mag
auch das Werk auf Befehl der Herzogin-
Witwe verfaßt gewesen sein, ganz ent-
schieden gegen den Willen der Herzogin
Maria Augusta, da letztere ja auf die ihr
durch das Testament eingeräumten Rechte
zum Teit Verzicht geleistet hatte.

Es kam nun nach langen Kämpfen
für Maria Augusta eine Zeit der Ruhe,
des Fiiedens. Sie konnte nunmehr, frei
von allen Sorgen, sich dem heiteren
Lebensgenuß hingeben. Wie es damals
am Stuttgarter Hofe aussah, schildert ein
Zeitgenosse. (Fortsetzung folgt.)

Aleinere rMtteilungen.

—ok. Kirchenschatz in Altwürttem-
berg zn vorreformatorischer Zeit. Bei
der Einfllhrung der Reformation wurdcn die
meisten Kirchengeräte, Meßgewänder usw. zu
Geld gemacht, an die Juden verkaust nnd der
Erlös den Armenkästen überwiesen. Jn dem
Bisitationsbericht des altwürttembergischen Städt-
chens Neusfen ist hinsichtlich der Verwendung
der Gewänder und Geräte geradezu gcsagt, es
 
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