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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Brehm, Karl: Fr. Felix Fabri aus Ulm und Loreto-Nazareth 1480/84 bzw. 88
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Maler Viol und Bildhauer Schlör in Komburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0174

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158

vmi Nazarcth gebracht hätte, wenn sie anf
ihn nicht hätten verzichten mnsseir

3. Auch B. v. Breitenbach hat nach
Fabri's Darstellung Nazareth nicht ge-
sehen, obwohl er es beschreibt. Denn
nach bivnA. I, 182 hat er die überaus
schöne unv wahrheitsgetreue Beschreibung
des hl. Landes dnrch Bruder Bnrkard
ans dem Predigerorden in sein Pilger-
buch aufgenommen. Dieser Burkard ist,
wie der Wortlaut der Nachricht über
Nazareth bei Breitenbach zeigt, der
Burchard vom Berge Sion von e. 1283,
den sckivn Narino Lunrcko, ein anerkannter
Kompilator, 1321/22 ausgeschrieben hat.
Daher kann von einer Verderbnis des Textes
von o. 1283 bezüglich Nazareths durch
einen kroieurckris von 1332 oder gar durch
einen Text von 1533 keine Rede sein.
Folglich besteht die Kressersche saicka onsn
bereits e. 1283 nicht mehr in Nazareth.

4. IrvvA. I, 401 erzählt Fabri auf
Grund einer Reihe von Väterzeugnissen,
Maria habe jedes Jahr auch Nazareth
besucht und dort besonders »loorrm mr-
Kkliouo Lulutntioms« verehrt. Die
dürftigen Notizen beweisen freilich nicht,
daß Fabri die Loretolegende nicht kannte.
Aber es muß auffallen, daß er, der sonst
alle Erinnerungen an ihm bekannte Heilig-
tümer in seine Reisebeschreibung einflicht,
über die swckn oa8n cki Itioroto nichts
verlauten läßt, obwohl er von der ckomrm
mrckorü, irntivituti8, volrolue und obitrw
1>6nta.6 Uarin6 Virgiir'w in Jerusalem
und ihrer ckoirruv in Ägvpten mehr oder
weniger einläßlich spricht. Auch bei seiner
Erzählung Lvir§. I, 382 f. hätte er Ge-
legenheit gehabt, seine Kenntnis der Le-
gende zu verraten. 1480 bei seiner ersten
Änwesenheit in Jerusalem hatte ihm ein
b'r. Hickomu8 ck6 k'Iuirckriu orck. irriu. am
Olberg einen Felsen mit den Leibesein-
drücken des Heilandes gezeigt. Er be-
merkt hiezu, auch »krutvr 6urlearäu8
orcl. praock., gui mrt6 00 mriro8 irrulti8
t6mporibu3 iir torrn Lmrotg. ckoguit«,
habe diesen Felsen beschrieben und Lockn
Vviroradilw verweise dabei auf die Fuß-
eindrücke Jesu »iir Hur!gr6tlr oiroa looum
prir6oipitntioiii8 Oliri^ti«. 1483 war
dieser Felsen absolnt nicht mehr zu finden
trotz vielfachen Nachsnchens nnd trotz
aller Nachfragen bei den ansäßigen Fran-

ziskanern, die uie etwas von diesem Felsen
gehört haben wolltcn. Fabri hält nur die
Beseitigung durch ein Wunder für möglich.
Aber trotzdem kein Wort, das eine Kennt-
nis der Loretolegende verraten würde!

Schwäb. Gmünd. Brehm.

IVI. Maler Viol und Bildhauer
Schlör in Aoinbnrg.

MMnter Erasmus Neustetter, genannt
Stürmer, von Schönfeld, 16. De-
kan von 1551—1583, nnd 9. Propst
1583—1594 von Komburg muß dieses
adelige Chorherrnstift einen herrlichen,
farbenreichen Anblick dem Eintretenden
geboten haben. Denn von ihm war die
frühere romanische Basilika mit Wand-
gemäiden geziert; (idl6U8t6tt6i'U8 6nm (vo
ooronum) su88it rouovaro ckoocmuv, ?io-
turnguo 8goram s oouäooorarv ckomum);
ebenso die Erharoskapelle oder Archiv
1562 und die Michaelskapelle über deni
zweiten Torgebäude innerhalb und außer-
halb; beide Tore innen im Hof waren
mit Gemälden und Ornamenten geschmückt,
ebenso wie der romanische Kreuzgang.
Andere Gebäude: der Adelmannsban,
die alte Dekanei, die Propstei waren
anßerhalb mit architektonischer Fassaden-
malerei versehen und der Durchgang durch
das Archiv mit Rhomben geschmückt.
Somit waren fast sämtliche Gebäude in
Komburg in Farben gehüllt (ok. Archiv
für christl. Kunst, 1898, S. 28 f.) Von
einigen diesen Gemälden und Ornamenten
sind wir (durch die Güte des Herrn
Archivrats vr. Giefel) in der Lage, den
Maler anzngeben. Denn in einem Stift
Komburgischen Protokollbuch von 1571
bis 1575 sind folgende wertvolle, knnst-
geschichtliche Notizen enthalten.

1. Mich. Viol. Maler. Am 14. April
1571 hat der Stiftsdekan zu Kombnrg
(nämlich Nenstetter) dem Meister Mi-
chael Viol, Maler, den Auftrag ge-
geben, die Abseiten zwischen dem obern
und untern Tor samt dem Schwib-
bogen mit den Passionshistorien, wie ihm
der Dekan solches angegeben, für 70 fl.
zu malen. Der Stift hat alles Not-
wendige, z. B. Farb, Gerüst und Zeug zu
liefern. Somit hat der Maler Michael
Viol aus Konstanz, der auch 1568—69
in Komburg tütig war, die Gemülde an
 
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