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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Döser, ...: Geschichte der älteren Bruderschaften des heutigen Landkapitels Horb, [3]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0160

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144

sakrament ehrerbietig aufbemahrt u»d in
würdiger Weise zu 'den Kranken getrageu
werden könne". Der Hauptgrnnd der
Einführung bestand aber in der Absichh
die Kirche mit Paramenten ic. zu ver-
sehen, da diese bisher gemangelt hatten.

Die Brnderschaft bestand bis 1826;
denn in einem Visitationsbericht dieses
Jahres heißt es, die Bruderschaft habe
stch aufgehoben; die sonst üblichen Mo-
natssonntags-Prozessionen um die Kirche
herum seien eingestellt. Schon Pfarrer
Johler hatte im Sinn, sie abzuschaffen;
sagt er doch selbst l822: „Pfarrer Johler
hätte sie längst eingehen lassen, wenn er
nicht eine Besoldung von 4 Viertel Gült-
roggen bezöge und nicht sonstigen An-
stand von seiten der Gemeinde hätte!"

Opfer und Opfergänge scheinen
nicht üblich gewesen zu sein, wenigstens
ließ sich dafür kein Anhaltspunkt finden.
Dagegen führt die Chronik einige Legate
für die Bruderschaft auf, allerdings nur
aus der allerersten Zeit; so 1 Monstranz
(70 sl.) eum eoroirg. llorikorg. ae bullla.-
ollino ostonsorio; 1 sollos stubilis pro
8t. Zgorgmonto iii gltgri; 1 biglllgobmus
portutilis all prooossionom; 1 imggo
8. VirZims acl oiroumkoronclum; plgnotg
nova onm volo onllois; novns onllx
(56 si.), tllnribullnn ot nnvionlg., volum,
lintogming gllgrium oto.« — alles von
Bürgern der Gemeinde gestiftet, also so
ziemlich eine ganze Kirchenausrüstnng.

Dafür sollen für die lebenden Wohl-
täter jeden Sonntag 3 Vaterunser und
Ave gebetet und für die Verstorbenen
am Samstag abend die Seelenvesper und
nachher 1 Rosenkranz gehalten werdem

Auf das Titularfest ließ man zur
Aushilfe Franziskaner von Hechingen
kommen, die dafür Früchte und Butter
erhalten sollen; die Buttersammlung sollen
sie füglich nach der Feierlichkeit vor-
nehmen.

Von der Bruderschaft ist heute nur
noch die sog. „Ewige Anbetung" geblieben.

Wiesenstetten war sicherlich früher und
später in der Rosenkranz-Bruderschaft in
Empfingen, ihrer alten Mutterpfarrei und
vereinzelt auch in anderen auswärtigen
Bruderschaften.

Schlußbemerkung.

Wir finden alsv im heutige» Kapitel
Horb aus früheren Zeiten fast in jeder
Pfarrei eine Bruderschaft, meistens die
Rosenkranz-Bruderschaft, die ja auch sonst
sich an sehr vielen Orten vorfand.
Bruderschaftsmedaillen rc., welche
sicherlich da und dort im l8. Jahrhun-
dert, wenn nicht schon früher geprägt
waren, ließen sich leider (bisher) nicht
nachweisen; sie sind im Laufe der Zeiten
abgegangen und noch in den letzten Jahr-
zehnten in die Hände von Altertums-
händlern gefallen. Obwohl gerade über
die charitative Betätigung der Bruder-
schaft aus Mangel an urknndlichem
Material teilweise wenig bekannt ist, so
geben uns doch die kleinen Proben, die
wir anführen konnten, einen Beleg dafür.
Die Kirchenpflegen wurden vielfach ent-
lastet, ja geradezu ersetzt (was wenigstens
Anschaffung von Paramenten rc. für die
Kirchen betraf); Arme erhielten Almosen,
für die Toten wurde gebetet und ge-
opfert. Und wenn auch viel Äußerliches,
jedoch gar nichts Politisches, der ganzen
Bruderschaftsbetätigung anhaftete, die
Mitglieder wurden doch zu fleißigem
Gebet, zum Besuch des Gottesdienstes,
Empfang der Sakramente, guten Werken
und auch zu einem christlichen Leben er-
muntert und angehalten. Deshalb ist es
zu bedauern, daß gegen die Bruderschaften
am Ende des 18. und bei Beginn des
19. Jahrhunderts in so radikaler Weise
vorgegangen und dem christlichen Volk
mit Gewalt etwas genommen wurde, an
dem es hing und wovon heute noch alte
Leute mit Wärme und Anhünglichkeit
sprechen.

Aleinere Mitteilungen.

— el. Schuldner-Gläubiger (zu Nr. 7,
S. 111/11-i). Untcr dieser Aufschrift kommt iui
„Anzeiger sür Kuude der Vorzeit" n. F., V,
1858, Nr. 2 (Februar), S. 45/46 ein interessantcr
Artikel von Locher mit Belegen von Baiern
sRothenburg a. T.) aus dem 14., 15. und 17.
Jahrhundert.

Briefkaften.

Nach M—. Sie haben recht; der einzig
richtige Ausdruck sür — so 'was ist gericht-
licher Unverstand.

Druik vvn Hier. Mühlberger, Augsburg.
 
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