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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Diemand, Anton: Neues über Bartholomäus Zeitblom -Z., [2]: ein Nördlinger Bürgerssohn
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0106

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von Franz Kuglerch und zntcht mit be-
sonderem Nachdruck von F. Haack in der
Monographie: Friedrich Herlin. Sein
Leben und seine Werke, Straßburg 1900
(Studien zur deutschen Kunstgeschichte.
Heft 26). Bei der Besprechung des dem
Friedrich Herlin zngeschriebenen Seiten-
Altares (links) in der St. Georgskirche
zu Dinkelsbühl gibt Haack (a. a. O. S. 58)
der Meinung Äusdruck, daß die beiden
auf den rückwärtigen Flügeln dieses Altares
dargestellten Figuren: die Heiligen Florian
und Agathe, eine überraschende Ähnlichkeit
mit den Jugendwerken Zeitbloms be-
säßen und schlägt für dieselben die vor-
sichtige Bezeichnung vor: in der Art der
Jugendwerke Zeitbloms. Dazn bemerkt
Haack: „An sich wäre es übrigens gar
nicht undenkbar, daß dieser (Zeitblom)
auf der Wanderschaft gegen Enve der
l 460er Jahre in Friedrich Herlins Werk-
statt gearbeitet, gerade die rückwärtigen
Flügel eines Altares in Auftrag be-
kommen und mit diesen den eigenen
Meister übertroffen hat."

Jn seiner Schlußbetrachtung „Herlins
Stellung in der Kunstgeschichte" kommt
dann Haack nochmals ansführlich auf das
Verhältnis Herlins zu Zeitblom zu sprechen.
Er führt (a. a. O. S. 75) aus: „Wäh-
rend Zeitblom zum Jüngling heranreifte,
hat man in jenen schwübischen Gegenden
gewiß viel und in bewunderndem Ton
von Herlins Tafelwerken gesprochen, die
gerade damals in Nördlingen, Bopfingen
nnd Rothenburg aufgerichtet worden
waren. Nichts natürlicher, als daß nnn
Zeitblom auf seiner Wanderschaft, die er
in den 70 er Jahren unternommen haben
muß, jene Städte aufgefucht und auch in
Nördlingen persönliche Beziehungen zu
Herlin felbst angeknüpft hat. Rück-
erinnerungen an dessen Motive und Kom-
positionen ziehen sich so ziemlich dnrch
das ganze Werk Zeitbloms".

Noch ungleich wichtiger als „dieser
gelegentlich heroortretende kompositionelle
nnd ikonographische Zusammenklang" war
nach Haack der „stilistische Einfluß, den
Herlin wahrscheinlich anf Zeitbloms
Jugendwerke ausgeübt".

Die Ausführungen Haacks haben durch
unsere Entdeckung im Nördlinger Stadt-
archiv und die daran geknüpfte Unter-

fuchung eine gtänzende Bestätignng er-
halten. Zeitblom lernte und arbeitete
zweifellos in Herlins Werkstatl, aber
nicht etwa bloß kürzere Zeit wührend
seiner Wanderjahre. Herlin war jeden-
falls sein Jugendlehrer und Meister. Wenn
Zeitblom auch kein geborener Nördlinger
war, sondern wahrscheinlich in Mem-
mingen (Nähermemmingeni, von wo aus
seine Eltern später nach Nördlingen über-
siedelten, das Licht der Welt erblickte,
so lag ihm die Reichsstadt doch in nächster
Nähe und spätestens von 1478 an wohnte
er dann in Nördlingen selbst.

Haack meint, daß der Einfluß, den
Herlin auf Zeitblom ausübt, nicht allzn
hoch angeschlagen werden dürfe. Äuch
zu der Oltechnik, in der sich Zeitblom
ausgezeichnet habe, brauche ihm Herlin
keine niederländischen Anweisungen über-
mittelt zu haben. Ob nicht diese An-
schauung nunmehr einer gründlichen Re-
vision zu unterziehen ist und ob nicht
Friedrich Herlin, was Haack verneinen
zu müssen glaubt, doch als ein wichtiger
Vermittler zwischen Nord und Süd be-
trachtet werden mnß?

Bei den nahen Beziehungen Zeitbloms
zur Reichsstadt Nördlingen, die seine
spätere Heimatstadt wurde und mit der
ihn nachmals noch weitere nahe verwandt-
schaftliche Bande verknüpften, wäre es fast
verwunderlich, wenn er dahin nicht auch
irgend ein Werk geliefert hätte. Tat-
sächlich wurde früher ein großer Loee
lromo, der sich ehemals in der Nörd-
linger Georgskirche befand nnd nunmehr
in der Nördlinger Galerie bewahrt wird,
allgemein für ein Werk Zeitbloms ge-
halten. Haack (a. a. O. S. 43 ff.)
widmet diesem Werke einen eigenen Ab-
schnitt und schreibt es mit aller Ent-
schiedenheit dem Friedrich Herlin zu.
Es sind ihm indessen bei Beurteilung
des Bildes doch zwei bedentsame Jrr-
tümer unterlaufen. Fürs erste hat G.
F. Waagen, den Haack neben dem Augs-
burger Gemälde-Restaurateur Eigner als
ersten anführt, der das Bild richtig als
Herlin erkannt habe, diese im ersten Teile
seines Werkes „Knnstwerke und Künstler

Handbuch der Geschichte der Malcrei.
3. Aufl. Hg. von H. Freiherrn non Blomberg,
zweiter Band. (Leipzig 1867). S. 435.
 
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