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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Schön, Theodor von: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0108

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62

den fmnosen Jud Süß, welcher in einem
wohlangestrichenen eisernen Käfig aufge-
hängt worden ist, zu sehen. Abends
fahre ich in ineines Bruders Chaise nach
Hof und warte Jhrer Durchlaucht der
Herzogin (Johanna Elisabeth, geborenen
Markgräfin vvn Baden-Durlach, Witwe
Herzog Eberhard Ludwigs), wie auch der
Prinzessin Luise (Tochter des Erbprinzen
Friedrich Ludwig) auf und speise mit
ihrer Durchlaucht der Herzogin zn Nacht.
Am 10. April war Mannengericht im
Prinzenbau, formelle Begrüßung, keine
Verhandlung. 11. April. Wir halten
von der gestrigen Art die zweite Sitzung,
wonach die Vasallen on eorps zu ihro
Durchlaucht Herru Administrators (Karl
Rudolf), welche im Bett liegen, gehen
und tnt Herr von Schütz^) als Ober-
richter die Anrede. Darauf speise ich bei
Jhro Durchlaucht dem Landrichter-Prinzen
und nach der Tafel gehen wir en oorps
zu Jhro Durchlaucht der Herzogin (Maria
Augusta) und zu dem Landprinzen (Karl
Eugen), um sämtliche Vasallen zu präsen-
tieren. Abends gehe ich zur Gräfin
v. Krustatt^), des Herrn Administrators
Gemahlin in den Prinzenbau."

Am 15. August 1738 trat an die
Stelle Herzogs Karl Rudolf als Admini-
strator sein Vetter Herzog Friedrich Karl
von Württemberg - Oels, was für die
Lage der Herzogin-Witwe von wohltätigen
Folgen war, da die im Lande herrschende
Partei bei dem neuen Administrator, der
in voller Manneskraft stand und in Ge-
schäften geübt war, nicht mehr den Ein-
flnß und das Gewicht, wie unter dem
aliersschwachen Herzog Karl Rudolf aus-
üben konnte. Die Landschaft verhandelte
mit dem Herzog-Administrator und dem
Geheimratskollegium, daneben.aber auch
mit der Mutter des Herzogs Karl Eugen,
Maria Augusta. Sie selbst gab je und
je dazu den Anlaß. Noch im Spätjahr
1738 gab die Herzogin-Mutter den Wunsch
zu erkennen, wie sie Verlangen lrüge, die
gesamte Landes-Versammlung zusammen
zu sehen und das Mittagsmahl im Land-
schaftshaus einzunehmen. Da dieses dazu-
mal nicht zu Stande kam, so äußerte die
Herzogin-Mutter in der Woche, die mii
dem 5. April 1739 endigte, daß sie
auf Donnerstag den 9. April in dem

Landschaftshaus zu speisen gedüchte. Da
aber an diesem Tage eine Deliberation
stattfand, so lud Bürgermeister Hoff-
mann,^^) der Samstags am 11. April
bei der Herzogin-Mutter zur Tafel ge-
laden war, diese im Namen des engern
Ausschusses auf den 11. April ein. Sie
nahm die Einladung an und sagte, wie
sie sich vorher zu Bette halten wollte,
damit sie sodann desto aufgeräumter
sein könnte. Nach dieser Antwort wurden
noch Samstags Nachmittags Anstalten
gemacht, die Vorbereitung zu dem Besuch
zu besorgen. Der Küchenmeister Beck,
der ohnehin die fürstliche Tafel zu ver-
sehen hatte, wurde vernommen nnd re-
quiriert, auf landschaftliche Kosten des-
wegen vorzusehen, der sich auch hierzu
willigst erbot. Auf dessen Rat schickte
man hierauf zu Hofmarschall v. Wall-
brunn und suchte an um die nötigen
Utensilien, sonderlich Silberserviee und

8s) Entweder der Geh. Regimentsrat An-
drcas Heinr. v Schütz 1765) oder dessen
Bruder Adam Heinrich v. Schütz auf Adelsberg
(geboren 23. Januar 1703, gestorben 6. Juni
1756 zu Hohenstein). Regierungsral.

bst Nach Mosers Familienstaatsrecht heiratete
Herzog Karl Rudolf v. Württemberg-Nenenstadt
die Tochter eines holländischen Kaufmann, nach
andern bessern Nachrichten, Maria Theresia, die
Tochter des Dragonerkapitäns Jean Louis cis Is.
Contrp nnd der Therese äs Maine, die ^u
Wien 13. November 1737 zur Reichsgräfin äs Is
Contry mit dem Titel „Hoch- und Wohl-
geboren" erhoben wurde und im Dezember 1748
starb. (Maucher, Geschichte Neckarsulms, S.
245—246). Auch Schuhkraft, Unterhaltungs-
blatt 1818, 479 sagt: Die Eye wurde nicht als
standesmäßig anerkannt und blieb kinderlos.
Der Herzog schenkte ihr 1733 den Weißenhof bei
Weinsberg als Fideikommiß. Auch besaß sie
zusammen mit Adam Kilian in Weinsberg
ein Haus (das spätere Oberamt), das sie am
6. Juni 1730 verkaufte. (Dillenius, Weins-
berger Chronik 173) I). 0. Stuttgart 24. Mai,
Weinsberg und Neuenstadt 2. Mai 1743 kam
ein Receß zwischen dem Administrator Herzog
Karl Friedrich und den Prinzessinnen Eleonvre
Wilhelmine Charlotte und Friederike v. Würt-
temberg-Neuenstadt und der Frau Reichsgräfin
Maria Theresia cls Is. Contry wegen des ver
letztern als im Testament des verewigten Her-
zogs Karl Rndols von Württemberg institutuierten
Miterbin zufallenden Erbes zu Stande. Nach
dem Tode der Gräfin fiel der Weißenhof an die
2 Prinzessinnen.

8°) Johann Daniel Hoffmann war seit
. 1729 Bürgermeister von Stutlgart und starb
27. Dezember 1759. Er ist am 26. November
1695 in Stuttgart geboren.
 
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