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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0290

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in. CANONICI SAMBIENSIS EPITOME GESTO
RUM PRUSSIE.
HERAUSGEGEBEN VON MAX TÜEPPEN.

hi dem Folianten der Königlichen Bibliothek zu Königsberg Manuscr. Nr. 1119
findet sich eine kleine Chronik, welche nach der alten Aufschrift auf dem Deckel
den Titel Epitome gestorum Prussie führt. Sie ist nach den Schriftzügen zu ur-
theilen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschrieben und füllt in dem
Original etwa 22 Folioseiten (fol. XL—LI), deren jede in 4 Spalten zerlegt ist.
Sie ist bereits herausgegeben von Toeppen in den neuen preussischen Provin-
cialblättern 1853. Bd. 2., wo jedoch der Anfang auf den Wunsch der Redaction
weggelassen wurde.
Der Verfasser giebt sich uns zu erkennen durch die Notiz beim Jahre 1313 :
anno eodem in die Lucie receptus fui in canonicum terre Sambiensis, so wie
durch die Andeutung, dass er die Urkunden der samländischen Kirche frei be-
nutzt habe: item a domino Christiane non invenio plures üteras in ecclesia
nostra. Er scheint bis zum Jahre 1338 geschrieben zu haben; denn hier bricht
der zusammenhängende Bericht seiner Chronik ab. Das Hochmeisterverzeichniss
in derselben giebt zwar auch noch die Namen der Hochmeister Ludolph König,
gewählt 1343, Heinrich Tusemer, gewählt 1345, und Winrich von Kniprode,
gewählt 1352, aber es ist wahrscheinlich, dass diese Namen erst von späterer
Hand eingetragen sind, da die Zeitangabe bei Ludolph König und Winrich auf
einem Irrthum beruht.
Der samländische Domherr beschränkte sich nicht auf ein so enges Thema,
wie es sich Dusburg gestellt hatte. Er verband mit der preussischen Geschichte
die livländische, und leitete sie durch eine Uebersicht der früheren Pabst- und
Kaisergeschichte seit Christi Geburt ein. Dusburgs Ueberlieferungen über die
Kriege des Ordens gegen die Heiden vervollständigt er durch manche brauch-
bare Notiz ; Wunder- und Selbstpeinigungsgeschichten verschmäht er; dagegen
giebt er einige Nachrichten über Bauten, Glockenguss, Pfingstspiele etc., welche
praktischen Sinn verrathen, ebenso wie seine Handfestenauszüge. Besondere
Beachtung aber verdienen die wenigen Bemerkungen über das eigennützige Ver-
fahren des Ordens gegen die samländische Kirche, die von der selbstständigen
Haltung des Verfassers dem Orden gegenüber zeugen.
Der Plan der Chronik ist eigentümlich, aber weder zweckmässig angelegt ,
noch geschickt ausgeführt. Sie zerfällt in 9 Abschnitte, die wir der besseren
 
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