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Hirsch, Theodor [Editor]; Töppen, Max [Editor]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Editor]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0643

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Beilage I.

Aus der livländischen Reinichronik.
Eine vornehmlich wichtige und ausführliche Ergänzung zu den Nachrichten der einheimi-
schen Geschichtschreiber über Preussen während des xin. Jahrhunderts bietet die livlän-
disch eReim Chronik dar. — Das älteste Werk der livländischen Historiographie, die Chronik
Heinrichs des Letten (beendet 1226 und 1 227), beschäftigt sich mit Ereignissen, welche erst
in ihren Folgen von Einfluss auf Preussen wurden, nämlich mit der Einführung des Christen-
thums in Livland und der Gründung eines deutschen geistlichen Staates in diesem Lande.
Nur zwei beiläufige Erwähnungen Preussens finden sich in ihr; beide zeigen, dass damals zur
Verbindung Livlands mit Deutschland auch der Landweg über Preussen benutzt werden konnte.
Die eine lautet (XV, 2 ; in der Ausgabe von J. D. Gruber, Origines Livonicae etc. Francofurti
et Lipsiae 17 40 fol. S. 75 ; in der neuen Ausgabe von Hansen in den Scriptores Rerum Livoni-
carum, Riga und Leipzig 1 853. 8°. I, 1 52) : (Bischof Albert von Livland erhält bei seiner An-
wesenheit in Rom zugleich mit Volquin, Meister des Schwertordens, vom Pabste Bestätigun-
gen über die Theilung Livlands und Lettlands und über das Predigen »zur Vergebung der Sün-
den« 1211) »Et missis rescriptis privilegiorum versus Prussiam in Livonia omnem populum
non modicum laetificavit« etc.-; die andere (ed. Gruber S. 142 f. ; ed. Hansen, S.
R. L. I, 244) : (Nachdem Bischof Theoderich von Ehstland 1219 von den Ehsten erschlagen
worden war, ernennt Bischof Albert von Livland (1 220) seinen Bruder Hermann, Abt von S.
Paul in Bremen, zu dessen Nachfolger, »et mittens nuncios per Curoniam et in Samlan-
diam Prussiae in Teutoniam factum hoc ei significavit«. —
Seit 1237 durch das Aufgehen des Schwertbrüderordens in den Deutschorden Livland und
Preussen in die engste Beziehung zueinander getreten waren, indem die Identität der vernehm-
lichsten Feinde auch in die kriegerischen Bewegungen beiderseits Zusammenhang brachte, ja
sogar beide Zweige des Ordens zeitweise unter einem Vorsteher standen, ist die Geschichte
beider Länder für die nächsten Jahrhunderte innig ineinander verflochten und die des einen nicht
ohne dauernde Berücksichtigung der des anderen zu behandeln. Dies durfte jedoch nicht veran-
lassen, die in genügenden Ausgaben, Zeugnissen von dem Fleisse und der Vaterlandsliebe livlän-
discher Gelehrten, vorliegenden livländischen Chroniken hier vollständig aufzunehmen ; wir be-
schränken uns vielmehr nur auf Auszüge. In dieselben wurde, bezüglich der Reimchronik im
Besonderen, Alles aufgenommen, was sich unmittelbar auf jetzt zu Preussen gehörige Landes-
theile (vornehmlich Memel, das von Kurland aus gegründet bis 1 328 auch von dort aus verwal-
tet wurde), preussische Ordensbeamte und auf die allgemeine Geschichte des Ordens bezieht.
Die livländische Reimchronik wurde zuerst nach einer guten, noch in Riga vorhande-
nen, den Herausgebern der Scriptores Rerum Livonicarum jedoch vorenthaltenen Pergament-
handschrift (B) von Dr. Liborius Bergmann, Oberpastor u. s. w. , herausgegeben (»Fragment
einer Urkunde der ältesten livländischen Geschichte in Versen« u. s. w. Riga 18 17. 4°.). Lei-
der hat die Handschrift eine grosse Lücke (V. 2561—3840). Diese wird ergänzt aus (H.) der
Heidelberger Pergamenthandschrift (vgl. o. S. 301) , welche im xv. Jahrhunderte geschrieben
ist und einen mannigfach, besonders in den vocalischen Verhältnissen und auch sonst, z.B. in
der Orthographie, geänderten Text bietet. Abweichungen von der Bergmannschen Handschrift
zum Richtigen hin beweisen vornehmlich, dass sie nicht etwa eine Abschrift der letzteren sei.
Nach einigen Publicationen in Bezug auf die Ergänzung des bisher Fehlenden aus der Handschrift
H (worüber vgl. die Einleitung in den S. R. L. S. 498 f.) erschien die ganze Reimchronik, je-
doch ohne historische Erläuterungen, herausgegeben von Franz Pfeiffer (Livländische Reim-
chronik , Stuttgart, auf Kosten des literarischen Vereins 1844. 8°.). Der Text ist hier in ein
Script, r. P. I.
 
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