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Hirsch, Theodor [Editor]; Töppen, Max [Editor]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Editor]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0757

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DIE SCHRIFTTAFELN VON OLIVA. BEILAGE III.

739

Beilage HI.
Berichte der altern Polnischen Chroniken bis zur Mitte des
14. Jahrhunderts über Ostpommern und Preussen nebst
einem Anhänge: Nachrichten aus Pommerischen Klöstern.
A. Die grossem Geschichlswerke.
1. Chronicae Polonorum früher fälschlich einem Martinas Gallus zugeschrieben,
sind nach den Untersuchungen Köpke’s und Schlachtowski’s in Pertz. Monum. xi.
4 I 8 ff. wahrscheinlich die Arbeit eines Italieners, der als Kaplan am Hofe Boles-
lavs in. von Polen lebte, und bald nach 1113, wo er die der lobpreisenden Ver-
herrlichung seines Herrschers gewidmete Chronik beendete, gestorben ist.
2. Die Chronik des Vincenz, Sohnes des Kadlubek, der 1 208—1 218 Bischof von
Krakau war und 8. März 1 223 im Cisterzienserkloster Jendrzeiow starb. Sein in
die Form eines Gespräches zweier Männer Johannes und Mathäus eingekleidetes
Werk ist in zusammenhängender Darstellung bis 1182 abgefasst und darauf frag-
mentarisch bis 1 203 fortgesetzt.
3. Die Chronik des Dzirzwa oder Dzierzwa. So nennt sich in der Handschrift,
welche der Warschauer Ausgabe des Vincent. Kadlubek von 1824 zu Grunde
liegt, der Verfasser einer Chronik, die trotz einiger Zusätze und Erweiterungen im
Wesentlichen den Inhalt der Chronik Kadlubek’s in einfacher Darstellung und mit
Abstreifung der dialogischen Form wiedergiebt und schon mit dem Jahre 119 8 ab-
schliesst. Welche von beiden Arbeiten die frühere sei, wird sich wohl hauptsäch-
lich nur durch eine genaue Untersuchung des Alters ihrer Handschriften feststellen
lassen1.
4. Die Chronik, als deren Verfasser Boguphalus, Bischof von Posen (1255—1265)
gilt, deren letzter Theil (jedenfalls von 1257 bis zum Schlüsse 1271) von einem
Zeitgenossen Glodslav mit dem Beinamen Bastco, Gustos der Posener Kirche,
fortgesetzt ist.
5. Die von Stenzel (Scriptt. Rerum Silesiacar. T. I.) herausgegebene Chronica Po-
lonorum, die dem Ende des 13. und Anfang des 1 4. Jahrhunderts angehört, ge-
währt für unsere Zwecke nur geringe Ausbeute.
In Betreff ihrer Mittheilungen über Ostpommern und Preussen stehen alle diese
Arbeiten in enger Abhängigkeit zu einander. Vincenz, Dzierzwa und Boguphalus ha-
ben über die ältere Zeit nicht viel mehr gewusst, als was die Chronicae ihnen dar-
boten, und in gleicher Weise haben Boguphalus und die Schlesische Chronik den Vin-
cenz und Dzierzwa zum Theil wörtlich aufgenommen oder die Angaben ihrer Quelle
nur darin verändert, dass sie die Vorstellungen ihrer Zeit von den Ostpommerischen
Verhältnissen auf die frühem Zeiten übertrugen2. Zu deutlicherer Erkenntniss dieser
Abhängigkeit sind im Folgenden die entsprechenden Notizen dieser fünf Quellen unter
einander gestellt und das den spätem Quellen Eigenthümliche mit schiefer Schrift
hervorgehoben worden. Die zurZeit vorhandenen Ausgaben der Quellen 2. 3. 4. sind
höchst mangelhaft und wimmeln von Druckfehlern und Korruptionen. Indem jedoch
schon eine Vergleichung des Textes dieser unter sich so nahe verwandten Arbeiten an
vielen Stellen die ursprüngliche Lesart deutlich erkennen liess, gab mir überdies die
vortreffliche Handschrift des Boguphalus im Königsberg. Geh. Archive ein willkomm-
nes Mittel, den Text der Sommersbergischen Ausgabe des letztem Schriftstellers von
seinen zahlreichen Fehlem zu reinigen.
1) Prof. Wattenbach theilt mir mit, dass die Wiener Handschrift des Vincenz aus dem
13. Jahrhundert auch schon die dialogische Form habe, und diese daher doch wohl ur-
sprünglich sei.
2) Hierauf hat bereits Fabricius aufmerksam gemacht (Studien zur Gesch. der Wendi-
schen Ostseel. H. 2. 4. S. 36 ff.).
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