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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0790

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DIE ÄLTERE CHRONIK VON OLIVA UND

772

»und wil dir alle din leben
»ganze genüge geben.
»Gib orlöb, daz ich sündir scheinen
»ein andir wib mir müge nemen,
»ob mir di möge kint gebären.
»Darümme müz ich din inperen.t
Die Herzogin antwurte da
den herzogen züchtiglich darnä :
»Lieber herre und brüder min
»vür alle brüdere, di min sin
»zu rechtir sippeschaft geborin,
»vor di hän ich üch irkorin ;
»darum üwir rede lät 1
»God uns beide gesamnet hat,
»der mag uns ouch wol scheiden
»von diesen arbeiden.
»Sin wir nicht ein lib und herze?
»Herre min, lad üwe gescherze!
»Wer mochte uns gescheiden doch
»von unsir e? Got mag uns noch
»vil sone vil wol gebin
»ist es sinen genaden ebin;
»wir ensollin in sinre helfe nicht
»virzwifelt sin in keinre schicht .
»Gode ist nicht unmögelich;
»her ist ouch unbetwinglich ;
»wir müszin sinen genaden ebin
»wartin an sele und an dem lebin.
»Lieber brüder, merkit mich
»queme ich heim so bisturlich,
»wan ich zu minen brüdern queme,
»daz vulk gemeinlich vür sich näme,
»ich hettez virworcht mit bösheiden,
»daz ich mich müste von üch scheiden.
»Man solde di rede ouch ebin vinden
»gemeinlich undir den clöstirkinden ;
»ich worde zumäle virwäszin.
»Der rede solt ir üch mäszin !
»Als lange als mir min sele ist
»in mime libe, zu der vrist
»mir nimant daz geleide,
»daz ich mich von üch scheide.
»Ich virläsze üch nümmer nie,
»mir geschehe wol driimme odir we.
»Ich müchte Sünden in minen got
»und in sin rechtiz egebot.<
Do der herzoge daz irsach,
daz sin wille nicht geschach,
her wart sins sinnis bittir ;
her sante ir sine rittir
und iren bichtiger an si.
Si bleib iren alden reden bi.
Zuleist der herzoge schüf ir zü,
daz man si martirn solde nü
mit sinen dinern lise

in heimelichir wise,
daz si sin nicht enwiste.
God undirstünt di liste,
daz si ir zu den stunden
nicht argis tün inkunden.
Do liez her büwen drade
eine veste kemmenäde,
darinne solde zu den ziden
di herzoginne liden.
Nü hatte si einen bichtiger,
einen miinich, der was ein prediger,
der vulgete ir allewege
in heiliglicher phlege,
di wile man darmit ümme ginc,
darvon si doch den töd entphinc.
Ir sünde si do bichte
mit gode si sich berichte
und wolde lieber sterbin da
durch god, als starb Susannä
wan daz si wolde brechin nie
die alt ges..stin godes e
und daz si brächte zu lümunde
ir nähisten von unschuldir künde.
Tn di kemmenäden si do quam
und daz der herzoge recht virnam,
daz si nimant künde bringen
üz iren sinne sündir dingen,
her quam vür di kemmenädin
gar heslich und doch vürberädin
Di junefrowen liefen balde ja,
der Herzogin si sageten da,
daz der herzoge vür der tiire
wäre und clopphete vast darviire.
Di herzoginne löbelich
stünt üf und entphing in vrüntlich :
irren Herren si gütlich ümmevinc,
ein küssen im von ir irginc.
Wi schir im da der kus geschach
ein meszir zöch her und durchstach
die edeln herzoginne
mit gröszir unminne.
Sin diner, di im vulgeten nä
mit einre tweheln si irwurgeten da
ümme iren hals jö hartir.
Si irstarb in gröszir martir.
Als ir der töt so zulief,
mit lüder stimme si innic rief:
»In manus tuas, Domine !
»irbarme dich, herre, minre we!<
Daz sälige wib mit ungehabin
da zu Kalis wart begrabin.
Di stad ires mannes was.
Di biderven trügen des ungeläz.
Wi si üf erden lebens phlag,
daz künden ir zeichin hüde den tac. etc.
 
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