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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0794

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776

DIE ÄLTERE CH RON 1h V ( ? OLIVA UND

Seiten Swantopolks und seines Sohnes an das Erzstift Gnesen zu mehrern Malen statt-
fanden®, während Swantopolk allein nur einmal8 9 und zwar ausdrücklich nur zur
Vergütigung eines begangenen Unrechtes dem Bischöfe von Gamin solche Gnade er-
weist, da ferner schon Vincenz Kadlubko und nach ihm Boguphalus10, Schriftsteller,
die dem Zeitalter Swantopolks angehören oder noch vorausgehen, schon von dem Erz-
bischöfe Martin von Gnesen, dem Zeitgenossen Boleslavs in. wissen, dass er die Pom-
mern seinem Sitze zehentpflichtig gemacht habe, so konnte es diesen Erzbischöfen im
I 4. Jahrhundert an Beweismitteln für ihre Ansprüche nicht fehlen, so wie sie unzwei-
felhaft für ihren Ihatsächlichen Besitz einen Rechtstitel in dem vom Papste Innocenz n.
1 136 11 ihnen ertheiltenPrivilegienbriefe gefunden haben werden, indem dieZutbeilung
des unbestimmten Gebietes von Nakel bis zur Plietnitz nur die Südgränze eines Ge-
bietes andeutete, welches bis zum Meere ausgedehnt auch die Landschaft von Stolpe
mitumfasste. Auch findet sich kaum eine Spur'2, dass die Bischöfe von Gamin ihre
Ansprüche auf jenes Land gegen die Polnischen oder Ostpommerischen Fürsten
zur Geltung brachten ; erst kurz vor dem Aussterben der letztem, im Jahre 1294 13
legt Bischof Jarimar von Gamin in einem Bündniss, welches er mit dem Markgrafen
von Brandenburg und seinem Vater, dem Herzoge Wizlaf n. von Rügen, abschloss,
diesen Fürsten die Verpflichtung auf, dass sie die Landestheile, welche ihnen von der
Erbschaft Mestwins zufallen würden, seinem Stifte zehentpflichtig machen sollten13“.
Nun mag es dem Erzbischöfe von Gnesen in jenen Zeiten Swantopolks , als durch die
Danen eine Störung der altern Verhältnisse stattgefunden hatte, von Werth gewesen
sein, sich eine Anerkennung seines Besitzes von jenem Herzoge zu verschaffen; im
1 4. oder I 5. Jahrhunderte, und noch dazu vermittelst einer Fälschung ein solches Be-
weismittel in Anwendung zu bringen, lag durchaus kein Grund vor. Es kommt hinzu,
dass die in unserer Urkunde gegebene ausführliche Darlegung historischer Verhältnisse
lebhaft an die ähnliche Darstellung in der bisher für die älteste geltenden Urkunde
Swantopolks vom Jahre 1220 erinnert14, der Eingang unserer Urkunde an einzelnen
Stellen wörtlich mit einer Urkunde Swantopolks vom Jahre 1 2 3 6 übereinstimmt1S, dass
ferner die Urkunden, in Verbindung mit welchen im Jahre 1422 unser Document vor-
gelegt wurde, kürzlich zum grossen Theile in ihren Originalen (im Oberpräsidial - Ar-
chive in Posen) aufgefunden worden sind, und endlich Beispiele gefälschter Urkunden
in unsern Gegenden aus dem 14. Jahrhunderte meines Wissens gar nicht vorkommen.
Wenn somit kein Grund vorhanden ist, die Unächlheit der Urkunde vorauszusetzen,
8) 1 422 werden fünf solcher Schenkungsurkunden aus den Jahren 1236—1284 vorgelegt.
Dzial. Lit. II. p. 66—70. 9) Vgl. Cod. Pomer. n. 10 t. »Propter violenciam sibi illatam«.
10) Vgl. Beil. III. A. S. 748. 1 1) Vgl. Cod. Pom. n. 12.
■12) Die erste Erwähnung der Chroniken von diesem Antagonismus der beiden Prälaten
von Gnesen und Gamin finde ich in einem Miraculum S. Barbare, und zwar dem in der El-
bingen Handschrift, welches spätestens in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts abgefasst ist.
In diesem verspricht der in Pommern nach einem Schiffbruche in einer Mühle Sklavenarbeit
verrichtende Kardinal Sedensa dem Bischof von Camin : si me ab illa Servitute liberaveritis,
ordinabo et ecclesie vestre a metropolitana subiectione Gnesnensis ecclesie perpetuam
libertatem; welches Versprechen er denn auch später erfüllt haben soll.
13) Vgl. Fabric. Urk. von Rügen n. 374.
1 3a) Bei dieser schon 1294 an den Tag gelegten Gesinnung der Markgrafen und ihrer
seitdem immer feindlicher sich gestaltenden Haltung gegen Polen kann es daher nicht im
Mindesten auffallen , wenn sie nach Vertreibung der Polen aus dem Stolpischen Gebiete,
nachweislich zuerst im Jahre 1311 (wo sie, indem sie dem Propste des Nonnenklosters zu
Stolp die Propstei im ganzen Stolper Lande zutheilen, hinzufügen: super quam quidem pre-
posituram, si episcopus Caminensis aliquam impeticionem in posterum movere de-
creverit, talem impeticionem tenebimur omnimode defalcare,) dem Bischöfe von Camin allein
in jener Landschaft Diöcesanrechte zuerkennen. 14) Cod. Pom. n. 132.
15) Dzial. Lit. II. 66. Erlaufet: In nomine domini nostri Jesu Christi. Quum
hanc sibi legem nobilitas ponit, ut, nisi in beneficiis creverit, nihil se prestitisse putet et
magno viro cedet ad dedecus illud promittere seu donare, quod eventum suum habere non
debeat, quandocunque idcirco necesse est, quanto maior et nobilior est persona, ut ea, que
übere et liberaliter donat, ne processu temppris ab humana evanescant memoria, per
scripti continenciam et sigilli appensionem ad noticiam trans mit tat poste-
r o r u m. E a p r o p t e r ego S w a n t o p lu u s d. g. duxPomoranie, p r e d e c e s s o r u m
meorum inherens vestigiis eo rum que fieri cupiens ydoneus ym.itator
p r e s e r t i m i n h i i s, que ad honorem Dei e t u t i I i t a t e m e c c 1 e s i a s t i c a m facta
esse n o s cun t ur, uni v er s i s presentibus et futuris n o t um esse vo 1 o etc.
 
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