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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0065

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wie sonstiger monumentaler Reste vollberechtigt anzunehmen,
dass sie auch in alten Zeiten der Burg angehörten, wie z. B.
die lange Reihe von Stelen mit Volksbeschlüssen, von Basen
der Ehrenstatuen u. s. f. Aber selbst hier wird für einzelne
Fälle, wo anderweite Bestätigung ursprünglicher Aufstellung
auf der Burg mangelt, wo vielmehr Bedenken gegen eine solche
vorliegen, Vorsicht nöthig sein; denn es fehlt keineswegs an
Beispielen von Steinen, die aus der untern Stadt auf die Akro-
polis gebracht sind. Wie die Thürpfosten der türkischen
Burgpforte an der Südwestseite von der Wasserleitung der
Klepsydra entnommen sind, finden sich jetzt unter dem Trüm-
merhaufen auf der Akropolis unzweifelhafte Sepulkralinschrif-
ten und sonstige Reste von Grabdenkmälern aus klassischer
Zeit, in der der geheiligte Boden der Burg durch kein Grah
entweiht werden durfte '), beim Erechtheion und Parthenon
zwei Thronsessel aus dem Theater2), Inschriften aus dem
nahen Asklepieion:i), sogar, wie es scheint, das Fragment
einer Stele, die ursprünglich im äusseren Kerameikos standJ).

Noch schlimmer sieht es mit einer besonders bei grie-
chischen Patrioten5) beliebten Methode aus, vermittelst der
nicht bloss angenommen wird, dass die Stätte christlicher
Kapellen und Kirchen für die Lage antiker Heiligthümer
beweiskräftig sei, sondern auch aus den jetzt hier verehrten
Kultgestalten ein Rückschluss auf die verwandten hellenischen
gemacht werden könne. Wunderbar kühn ist dabei die Ge-
schicklichkeit, mit der die hier erfolgten Umwandlungen ent-
deckt werden, bald dem Sinne nach, wie dass die Kapelle des h.

1) S. Boetticher, Bericht über die Untersuchungen auf der Akro-
polis S. 29; über die vermeintlichen und wirklichen Sepulkralinsckrif-
ten wird in dem Abschnitt über die Burg besonders gesprochen werden.

2) Der erste z. B. C. inscr. Gr. I N. 468, der zweite bei Schöll, arch.
Mitth. S. 119 N. 1G4 besprochen.

3) Z.B. Boss, att. Semen S. G7 N. 70; Schöll, archäul. Müthcil.
S. 108.

4) Ich meine das Verzeichniss der in der Schlacht bei Tanagra
Bis Bundesgenossen der Athener gefallenen Kleoniler, von dem ein
Stück in der Unterstadt gefunden (C. inscr. Gr. I N. 166), ein anderes
wahrscheinlich zugehöriges (Bangabü I N. 367) auf der Burg, s. Kirch-
l'off, Studienz. Gesch. d. gr. Alphab. S. 722 [undjetzt 0. inscr. Att. I N.441].

5) Namentlich Pittakis (ancienne Athines) und liangabc in seiner
Bede über Athen (wiederholt in nuove memorie delV instituto p. 348 ff).
 
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