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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0458

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- 446 —

4: Prüfung der Sagen über die iiiteste Zeit Athens

Fassen wir die bisherigen Erörterungen zusammen, so
haben wir auf Grund der Aufschlüsse, die eine genaue Be-
trachtung der nachweislich ältesten Kultstätten im Verein
mit den natürlichen Terrainverhältnissen gewährt, auf dem
athenischen Stadtboden eine Reihe ursprünglicher Sondersie-
delungen erkannt. Neben der pelasgischen Burggemeinde
fanden wir im Osten eine ionische Niederlassung und im Sü-
den eine thrakische; endlich zeigten sich auf den Hügeln
westlich und hordwestlich der Burg phönikische und lelegische
Ansiedler.

Die Anschauung, die Thukydides von den Urzuständen
Athens sich gebildet hat (s. oben S. 383), stimmt mit diesem
Resultate zwar namentlich insofern nicht zusammen, als er den
der geschichtlichen Entwickelung zuwiderlaufenden Gedanken
einer ursprünglichen städtischen Einheit festgehalten" hat;
allein, wenn man, wie billig, die stammfremden Elemente im

legisch nicht streng aus einander, d. h. wir wissen, wenn sie von Karern
reden, an sich nie, ob sie die Lelegischen oder die eigentlichen Karer
meinen. Doch ist für uns eine ethnographische Scheidung wünsehens-
werth und auch wohl noch erreichbar. Ich meinerseits trete wenigstens
— ohne eine Begründung dieser Ansicht hier geben zu können — der
Ansicht derer bei, die auch in Karien eine Mischung zweier verschie-
dener Stämme, eines indogermanischen und eines semitischen, erkennen.
Und zwar stimme ich in Bezug auf die Leleger im Wesentlichen Deim-
ling in s. oft angeführten Schrift bei und kann mit diesem (in Jahrb.
f. Philol. 186-2 S. 744) und v. Gutschmid (a. gl. a. 0. S. 666) in den Aus-
führungen Kiepert's (in Monatsber. d. Berk Akad. 1861 S. 114 ff.) nur
eine durchaus unhaltbare Hypothese sehen. Ferner aber halte ich den Se-
mitismus der Kaier, den Curtius (gr. Gesch. V S. 606 Anm. 16) auch
jetzt noch bezweifelt, mit v. Gutschmid (in Jahrb. f. Philol. 1864 S. 670 f.)
für sicher, obwohl mit Recht Benan an der von Curtius angeführten
Stelle die meisten oder wenigstens viele der früher für diesen vorge-
brachten Gründe für nicht stichhaltig erklärt. So hat insbesondere die
Argumente Lassen's (in Zeitschr. d. deutschen morg. Ges. X S. 368 ff.),
der sich namentlich auf eine semitische Deutung knrischer Glossen
stützte, Lagarde (ges. Äbli. S. 267 ff.), der vielmehr indogermanische
Spuren in der Sprache zu fixiren sucht, in ihrer Gebrechlichkeit nachge-
wiesen. Ich füge hinzu, dass fälschlich Manche, denen auch Gutschmid
beizustimmen scheint (s. S. 666), als Beweis für den Semitismus der
Karer die Glosse des Hesych. u. d. W. xdp anführen, nach welcher das
Wort Kar in der Sprache der Karer „Schaf" bedeute, wie ja faktisch
 
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