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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0463

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— 451 —

Zwischen diese beiden Keinen ist nun aber auch schon
in der ältesten attischen Königsliste') der König Pandion ge-
stellt. Seine Beziehung zu Aigeus ist nur ganz äusserlich;
denn dieser ist nicht sein achter, sondern nur ein angenom-
mener Sohn2), und eben Aigeus vertreibt die ächten Pan.dio-
niden schon nach der ältesten Ueberlieferung3). Aber auch
zu den Erechthiden scheint sein Verhältniss nicht primär zu
sein: das darf man wohl aus der Feindschaft der Metioniden
folgern4).

Zweierlei ist es, was von diesem Könige die Sage zu er-
zählen weiss, einmal dass unter seiner Regierung der Kult
des Dionysos und der Demeter in's Land kamen, und zum
andern sein Bund und seine Verschwägerung mit dem thra-
kischen König Tereusi). Hängt, wie wahrscheinlich ist, das
Fest der Pandien mit ihm zusammen11), so ist auch hier ein
engeres Verhältniss zu dem Dionysos ersichtlich: denn die
Pandien werden am letzten Tage der städtischen Dionysien ge-

1) Die ältere Ueberlieferung (Herodot. I 173; VIII 44) kennt vor
Theseus bekanntlich nur eben die 4 Könige Kekrops, Erechtlieus (Erich-
thonios), Pandion, Aigeus; die spätere statt dessen 9 Namen zählende
Liste ist (nach einer freilich unsicheren Vermuthung) erst von Hellani-
fös festgestellt (s. .1. Brandis, de tempor. Gr. antiqu. rat. S. 7).

2) Plutarch., Thes. 13 6exöc Y^vouevoc TTavbiovi (Aifeuc). Apollo-
dor. III 15, 5 tvioi be Aifea CKupiou elvai XtYouav, uTroßXn9f|vai 5t üttö
TTavoiovoc.

3) Herodot. I 173 'AGnvewv Aükoc ö TTavbiovoc, £EeXa6eic Kai
outoc üttö toü äbeXepeoü Ai-ftoc ktX.

4) Die Vertreibung durch die Metioniden trifft nach der späteren
Gestaltung der Sage, die wie Doubletten von Kekrops und Erechtlieus
(Erichthonios) so auch zwei Könige des Namens Pandion schuf, den
zweiten dieses Namens (Apollod. III 15,5, Paus. I 5,4). Ursprünglich
scheint mir der Zug, dass Pandion folgt, nachdem Poseidon Erechfheus
und sein Haus vernichtet hat (TToce'ibüjvoc Kai töv 'Gpex6^a Kai t?|v
oiKiav aüxoO KaTaXücav-roc Apollod. III 15, 5).

5) S. Apollodor. a. a. 0. 14, 7 und Thukyd. II 29, 3.

G) S. Preller, gr. Mißh. I2 S. 347 Anm. 2. Man darf wohl betonen,
dass sonst alle Könige der alten Listen von Kekrops bis Theseus her-
unter noch im Kult fortleben oder eine sakrale Seite haben — auch
Aigeus ist ja nichts als ein Mensch gewordener Poseidon s. Gerhard,
■Abh. d. Berl. Alcad. 1850 S. 163 und Welcker, die Aeschyl. Trilog.
S. 29(i _ un(i dass eben dies deshalb auch für den dritten gelten
müssen wird.

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