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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 1/2
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Witte, Fritz: Unsere Aufgaben: Ein offenes Wort über die kirchliche Kunst an Klerus und Laien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0015

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1913.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1/2.

sprachen oder Stile herantritt. Die Kennt-
nis, und zwar die echte umfassende histo-
rische Kenntnis des Zusammenhanges und
der Entwicklungsbedingungen unserer Stile
schützt allein und gründlich vor ihrer falschen
Bewertung, schützt nachhaltig vor den
üblen Einflüssen einer Elementarschulästhe-

ration der Weltgeschichte nur einen
einzigen Stil, und das ist der aus
den Lebensbedingungen und der
Lebensauffassung der Zeitgenossen
ohne Treibhauskultur herauswach-
sende. Wäre dem nicht so, dann fehlte uns
ja die Ausdrucksform für mancherlei, das den

Abb. 2. Pauluskirche in Köln von Steph. Mattar.

tik, die vergangene Bedingungen überwertet,
indem sie ihnen nicht temporäre, sondern
Ewigkeitsdauer und damit auch unsterbliche
Gültigkeit beimißt. Wer immer hier die Be-
deutung der Zeitströmungen und Unter-
strömungen erkennt und erfaßt, der wird
außerhalb der Kreise der Leute stehen,
welche noch heute allen Ernstes die Frage
stellen, „in welchem Stile sollen wir ar-
beiten?" Es gibt für jedwede Gene-

früheren Jahrhunderten völlig unbekannt, das
Specimen unserer Zeit ist; würden wir keine
neuen Stile mehr in der Kunstgeschichte
auftauchen sehen, wir könnten sicher sein,
daß entweder der Kulturfortschritt stag-
niere, oder doch zum mindesten so wenig
tief gehe, daß die Menschen nicht imstande
wären, in ihm und mit ihm zu fühlen und aus
ihm heraus eine Sprachform für die Kunst zu
finden. Also wäre damit der gordische
 
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