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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 12
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Zum Geleit
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377

1913.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

378

Zum Geleit.

um Schluß des 26. Jahrganges der
Zeitschrift wird es der Schrift-
leitung gestattet sein, dem letzten
Heft ein kurzes Geleitwort mit
auf den Weg zu geben. Als erfreuliche Tat-
sache ist zuvorderst die zu buchen, daß die
Zeitschrift einen nennenswerten Zuwachs an
Abonnenten zu verzeichnen hat. Vor allem
dürfte ihr das auch im Buchhandel als
Werbeschrift erschienene Doppelheft „Unsere
Aufgaben" eine Reihe von treuen Freunden
gewonnen haben. Wenn eine Zeitschrift wie
die unsere unter strenger Wahrung der ihr
einmal gegebenen Aufgaben die Ziele weiter
zu stellen unternimmt, vor allem, wenn sie
in unseren Tagen bei dem Hin und Her
der Meinungen über Berechtigung und Nicht-
berechtigung neuzeitlicher Kunstübungen
diesen das Wort redet, dann ist es fast
selbstverständlich, daß auch Widerspruch
erfolgt. Wir können aber mit großer Ge-
nugtuung feststellen, daß durchweg die Art
der Propagierung der Kunst unserer Tage
volle Anerkennung gefunden hat, sowohl
in der Tagespresse wie in den berufensten
Fachzeitschriften. Wenn freundliche Er-
munterung von derselben Seite hinzukam,
so war das für uns ein Fingerzeig, daß der
Weg, den wir einzuschlagen begonnen haben,
auch der von vielen gewünschte ist. Der
umfassende Titel „Zeitschrift für christliche
Kunst" umschreibt das Aufgabengebiet weit
genug und fordert gebieterisch, wie die
Pflege der alten Kunst, so auch die der
neuzeitlichen, mit der und von der wir
leben, die aus uns selbst geboren wird. Ge-
rade heute, wo ein Wandlungsprozeß so
sichtlich sich vollzieht, wo wir neben der
neugotischen auch die moderne Kirche er-
stehen sehen, ist ein behutsames Abwägen
von Für und Wider notwendiger als je.
Man soll Niemandem seine Überzeugung
übel anrechnen, aber eine Zeitschrift für
christliche Kunst hat das Recht und die
Pflicht, dort, wo sie eine auf falschen oder
Scheingründen beruhende Überzeugung ver-
mutet, den Hebel anzusetzen und berichti-
gend zu belehren. In unseren Angelegen-
heiten gilt es da, aus der stichhaltigen alten
Kunst Gesetz und Arbeitsmöglichkeiten,
sowie rein technisches Können zu ergründen

und dann durch Vorführung und Besprechung
solcher künstlerischer Arbeiten, die als neu-
zeitliche sich bekennen, die Existenzbe-
rechtigung dieser zu bejahen oder zu ver-
neinen. Zwei schlimme Feinde drohen der
kirchlichen Kunst vor allem: Zu starker,
verknöcherter Eklektizismus, und eine mode-
artige Sucht, kurzerhand alles „Neue" als
fertige und darum für die Kirche brauch-
bare Kunst hinzustellen. Die christliche
Kunst überhaupt ist und bleibt etwas Sa-
krales, an das die Profanierung nicht rühren
darf, und nur der, der eine gewisse Weihe
besitzt, soll sie üben und nur er auch wird
sie verstehen. Es ist hier oft genug gesagt
worden, daß wir heute mehr als je recht
eigentlich von einer profanen und einer
religiösen, kirchlichen Kunst sprechen müssen,
nachdem beider Wege sich getrennt haben.
Der Kunst, die unsere Kirchen schmücken
soll, ist vom Konzil von Nizäa ihre Auf-
gabe bereits in Worte gefaßt und diese
Aufgabe ist bis auf diesen Tag dieselbe ge-
blieben. Daß sie erfüllt werde, darüber
wachen alle diejenigen, die zum Programm
der Zeitschrift für christliche Kunst sich
bekennen, und vor allem diese selbst. Da
aber dasselbe Konzil weder Basilika noch
Gotik, weder frühchristliche Malerei noch
karolingische Miniaturen als alleingültig und
Ziel der kirchlichen Kunst hingestellt hat,
vielmehr summarisch von der kirchlichen
Kunst als einer wirklichen Kunst mit
belehrendem und erbauendem Inhalte und
in erhebendem Gewände spricht, so ist uns
eine Freiheit auf diesem Gebiete geschenkt,
die an Ausdehnung nichts zu wünschen
übrig läßt. Deshalb greift die Zeitschrift
auch guten Gewissens alles das auf, was
ernste Künstler in ernstem Streben und mit
vollem Verständnis für ihre Aufgaben als
für die Kirche arbeitende Künstler ge-
schaffen haben. So werden wir es weiter-
halten im kommenden Jahr. Um den
Abonnenten einen orientierenden Überblick
zu geben über das, was auf den verschie-
denen Gebieten der christlichen Kunst und
des Kunsthandwerks an neueren Arbeiten
geleistet worden ist in den letzten Jahren,
werden wir im neuen Abonnementsjahre
wieder einige Sonderhefte herausgeben mit


 
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