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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 3
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Witte, Fritz: Die religiöse Kunst auf der deutschen Werkbundausstellung, Köln 1914
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0058

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91

1913. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 3.

92

Inbesondere wenden wir uns auch an die
Firmen, welche sich mit der Herstellung
und dem Vertriebe religiöser Massenartikel
befassen, indem wir ihnen in ihrem eigenen
und im Interesse der religiösen Kunst über-
haupt dringlichst eine Beteiligung an der
Ausstellung ans Herz legen. Es ist immerhin
noch genügend Zeit vorhanden, um für die
Ausstellung geeignete Objekte herzustellen
oder herstellen zu lassen, die auch der
schärfsten Kritik standhalten und zur Bildung
und Verbesserung des Geschmackes beizu-
tragen geeignet sind. Auch der hochwürdige
Klerus, vornehmlich der an Wallfahrtsorten,
muß ein großes persönliches Interesse daran
haben, daß die in Millionenzahl unter das
Volk geworfenen Devotionalien usf. eine
kultiviertere Gestalt annehmen, damit die
Gnadenorte nicht fernerhin als Herde und

Verbreiter des Ungeschmackes verschrien
werden. Ein offenes Auge und ein ehrliches
Gemüt werden ohne Zweifel einen er-
schreckenden Tiefstand hier und da be-
dingungslos zugestehen müssen. Hier kann
und muß bessernde Hand angelegt werden.
Die hochwürdige Geistlichkeit sollte zu-
greifen und die Verdienste einheimsen, die
hier geradezu am Wege liegen. Die Aus-
stellungsleitung, auch der Unterzeichnete,
sind gern bereit, mit Vorschlägen und Ver-
mittlungen den Interessenten an die Hand
zu gehen. Für manchen Pfarrer mag es
auch wünschenswert erscheinen, etwa neu
anzufertigenden kirchlichen Kunstgegen-
ständen eine Ausführung geben zu lassen,
daß sie 1914 als Ausstellungsobjekte dienen
könnten.

Köln. Witte.

Bücherschau.

Heinrich v. Geymüllers nachgelassene Schrif-
ten. I. Hefl: Architektur und Religion. Gedanken
über religiöse Wirkung der Architektur. Heraus-
gegeben von Geheimrat J. Durm, Karlsruhe und
Architekt E. Laroche, Basel. Verlag von Kober
(C. F. Spittlers Nachf.) Basel 1911. 106 Seiten.
Preis 3 M.
Dali der literarische Nachlaß des am 19. Dezember
] 909 verstorbenen schweizerischen Architekten und
Kunsthistorikers Heinrich von Geymüller durch die
Freunde des Verewigten der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht wird, dürfte in weiteren Kreisen sympathisch
begrüßt werden. Das vorliegende erste Heft bietet
neben grundsätzlichen Erörterungen über das Ver-
hältnis der Architektur zur Religion und ihre Be-
fähigung zum Ausdruck religiöser Gedanken und
Stimmungen in der Hauptsache eine religiös-ästhetische
Würdigung der architektonischen Stile, von denen nach
Ansicht des Verfassers der Renaissance die Palme
gebührt. Eine tiefreligiöse, beinahe möchte man sagen:
mystische Grundstimmung gibt dem Büchlein Charakter
und Weihe zugleich; dabei schützt den Verfasser seine
„auf Geometrie, Mathematik, gesetzmäßiger Ordnung
und harmonischer Disposition der Zahlen und Ver-
hältnisse" beruhende Methode vor der Gefahr, auf der
Sandbank verstiegener Phantastik zu stranden. An be-
denklichen Wagnissen fehlt es trotzdem nicht ganz,
und der kritisch veranlagte Leser wird zu manchem
Deutungsversuch den Kopf schütteln, so z. B. wenn
Geymüller in der Häufung aufeinander geschichteter
Stockwerke bei den indischen Pagoden einen Hinweis
darauf erblicken will, wieviele Regionen die Menschen
von ihrer Gottheit trennen! Im ganzen darf jedoch
gesagt werden, daß das Büchlein eine tiefsinnige und
feinfühlige Ästhetik der Baukunst unter dem religiösen
Gesichtspunkte entwickelt und eine Fülle schätzbarer

Anregungen gibt. — Als Anhang sind biographische
Notizen sowie eine Übersicht über die literarische
Tätigkeit v. Geymüllers beigefügt. Die Ausstattung
ist vornehm. __________ a. Lauscher.

L'orfevrerie religieuse en Belgique depuis
la fin du XVe siecle jusqu'ä la Revolution
Francaise par le Abbes L. et F. Crooy. Bru-
xelles. Vromant & Co.
Für das Buch sollte man zwei getrennte Be-
sprechungen schreiben, eine für den ersten, eine zweite
für den anderen Teil, so grundverschieden ist die
Qualität und der Nutzen der beiden Hauptteile des
Buches. Der erste Teil handelt von den Meistern der
verschiedenen lokalen Werkstätten und ihren Marken.
Er bietet eine Fülle besten und gesicherten Materiales,
das der Geschichte der Goldschmiedekunst von Vlam-
land und dem benachbarten Deutschland wichtige
Dienste zu erweisen berufen ist. Die gewissenhaft
zusammengestellte Folge der Marken bietet ein zuver-
lässiges Handwerksgeschirr für ernste kunsthistorische
Arbeit. Man bedauert nur den auf fast dekadentem,
krankhaftem Papier wiedergegebenen Druck der Marken,
der infolge der Saugfähigkeit und mangelnden Glätte
die erste Bedingung der Präzision vermissen läßt, die
scharfe Umrißlinie.

Der zweite Teil stellt den Versuch einer knappen
Entwicklungsgeschichte der liturgischen Geräte dar. Er
basiert einzig auf dem Vorteile einer ungewöhnlich
weitgehenden Autopsie der Verfasser, bietet aber des-
wegen noch längst keine sichere Unterlage für eine
eingehende Erforschung des Gebietes. Im Gegenteil,
die hier auf die Spitze getriebene Verallgemeinerung
von lokalen Eigenarten, wie sie sich in einem immer-
hin nicht mehr zuverlässigen Restmaterial kundtun,
kann höchstens irreführen. Hier kann des Rüstzeuges
 
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