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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 4
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Georg, Johann: Zwei koptische Weihrauchfässer
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Herwegen, Ildefons: Zur Ikonographie des Sacramentarium Fuldense
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0073

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119

1913. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

120

Simaika Bey will Nubien als Ursprungsort
annehmen. Worauf er das stützen will, ist
mir nicht ganz klar.

Als Ergänzung bringe ich noch einen
Gegenstand zur Veröffentlichung, der nicht
in meine Sammlung gehört (s. Abb. 4).
Es ist ein Ständer, an dem in den koptischen
Kirchen die Weihrauchfässer aufgehängt
werden, auch wenn sie während des Gottes-
dienstes nicht benutzt werden. Gewöhnlich
taugen sie nicht viel. Diesen hier fand ich
in der Kirche der 40 Märtyrer von dem
Makariuskloster. Er ist sehr reich in Holz

geschnitzt und dürfte aus dem X. oder
XI. Jahrhundert stammen. Oben ist ein
flacher Teil, auf dem Kerzen befestigt wer-
den. Der lange Teil des Ständers hat etwa
die Form einer gerieften Säule. Daß er sich
so lange intakt erhalten hat, ist bei dem
trockenen Klima der Nitrischen Wüste nicht
zu verwundern. Ein solcher Ständer steht
immer neben der Tür zum Haikai. Dieser
scheint mir von Interesse zu sein, weil er
einen guten Begriff davon gibt, wie die
Kopten ihre Weihrauchfässer aufheben.

Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Zur Ikonographie des Sacramentarium Fuldense.

(Mit Abbildung.)

Is Festgabe zum goldenen Priester-
jubiläum Sr. Eminenz des Herrn
Kardinals Kopp hat Gregor
Richter, in Gemeinschaft mit
Albert Seh önfelder, das Sacramentarium
Fuldense nach dem Göttinger Codex theol. 231
herausgegeben '). Die dem Texte beigefügten
43 Tafeln machen die Publikation auch für
den Kunsthistoriker wertvoll. Die Miniaturen,
die, wie die Handschrift, dem X. Jahrh. an-
gehören, sind schon Gegenstand der Unter-
suchung gewesen, dennoch ist die unterste
Zone des dreigeteilten Kanonbildes, wie
Richter bemerkt2), bis jetzt noch nicht be-
friedigend erklärt.

Oben zeigt das (mit gütiger Erlaubnis der
Fuldaer Aktiendruckerei hier wiedergegebene)
Eingangsbild alttestamentliche Vorbilder des
eucharistischen Opfers. Abel opfert die Erst-
geburt der Herde. Abraham erblickt, im Be-
griffe, seinen Sohn Isaak zu töten, den Widder
im Dorngestrüpp. Melchisedech bringt Brot
und Wein zum Opfer. Das Mittelstück stellt
— wie ein Vergleich mit einer ähnlichen
Miniatur des Bamberger Codex A II, 52 durch
Namensbeischrift erweist8) — in Medaillons
die beiden Verfasser des Sakramentars, die
Päpste Gregor d. Gr. und Gelasius, dar.

Nach der Erinnerung an die alttestament-
lichen Typen des hl. Meßopfers und an die
hl. Verfasser des Meßbuches sehen die Er-
klärer in dem unteren Teile des Bildes einen

J) »Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der
Abtei und der Diözese Fulda« Heft IX. Fulda 1912.

2) Ebd. S. XXXIV zu Tafel 1.

3) Ebd. Tafel 2.

Hinweis auf dessen Gebrauch in Fulda. Zweifel-
los haben sie damit Recht, nur kann ich der
Deutung der einzelnen Figuren nicht zustimmen.

Heinrich Zimmermann glaubt in
seiner umfassenden Studie „Die Fuldaer
Buchmalerei in karolingischer und ottonischer
Zeit"4) einen Zusammenhang unserer Miniatur
mit dem Fragment eines Fuldaer Ordo missae
feststellen zu können, der von Wattenbach6)
und von Schönfelder6) veröffentlicht worden
ist. Die von ihm angezogenen Stellen handeln
von den Verrichtungen des Subdiakons und
des Diakons, die aber beide in der Miniatur
nicht auftreten. Auch beachtet Zimmer-
mann nicht, daß drei Figuren auf dem Bilde
durch den Nimbus ausgezeichnet sind, also
ganz bestimmte Personen darstellen.

Hierauf hatte schon früher Stephan
B eissei aufmerksam gemacht7). Er sieht in
ihnen zwei Priester und einen Mönch und
hält sie für Eoban, Adalard und einen dritten
Gefährten des hl. Bonifatius. Der kniende
Mönch ist nach seiner Ansicht der Schreiber
oder Maler des Buches.

Demgegenüber möchte ich zunächst hervor-
heben, daß die mittlere und die rechts von
ihr an einem Pulte stehende Figur durch das

4) »KunstgeschichtlichesJahrbuch der K. K. Zentral-
kommission lür Forschung und Erhaltung der Kunst-
ünd historischen Denkmale«. Bd. IV. Wien 1910.
S. 42 Anm. 37.

5) »Neues Archiv«, Bd. IV. 1879 S. 409.

°) »Quellen und Abhandlungen zur Geschichte dei
Abtei und der Diözese Fulda«. Heft V. 1910 S. 97.

7) „Ein Sakramentar des XI. Jahrhunderts aus
Fulda". »Zeitschrift fürchristlichc Kunst«,herausgegeben
von A. Schnütgen. Bd. VII. Düsseldorf 1894. Sp. 65.
 
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