Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Habicht, Victor Curt: Eine Miniatur vom Meister der Georgslegende (?)
DOI Artikel:
Hasak, Max: Welches Vorbild ahmen die Basiliken Konstantins nach?, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0097

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
165

1913. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

16Ö

gehören hierher. Selbst das ganz unmög-
liche, leicht pretiöse, jedenfalls aber hilflose
Halten des Buches ist bei beiden Darstel-
lungen gleich. Schließlich verweise ich noch
auf die Übereinstimmungen in den Gewand-
behandlungen. Kann man bei der Miniatur
nicht übersehen, mit welcher Sorgfalt der
Künstler das Gewand des Geistlichen aus-
gebreitet und in bestimmte Falten gelegt, und
wie scharf brüchig und eckig er diese selbst ge-
bildet hat, so begegnen uns ähnliche Sonder-
heiten auch bei dem Meister der Georgs-
legende. Namentlich das Gewand Maria
auf der Anbetung des Kindes zeigt genau
die gleichen Eigentümlichkeiten. Schließlich
wäre noch auf die Darstellung des Stifters
des St. Georgsaltares, Peter Kannegießers

(t x473)r') zu verweisen; obwohl bis ins
Einzelnste gehende Übereinstimmungen mit
unserer Miniatur nicht zu erwarten sind;
da es sich ja beidesmal um Wiedergabe von
Porträts handelt. Trotzdem sind der Ge-
meinsamkeiten im künstlerischen Vortrage
so viele, daß man unbedenklich von einer
Hand sprechen kann.

Ich will mich bei diesen Hinweisen be-
scheiden und sehe den Zweck meiner kleinen
Untersuchung erfüllt, wenn sie den Anlaß
geben sollte, den Codex zu eruieren und
noch umrissener in die Kölner Malerschule
einzureihen.

Hannover.

Viktor Curt Habicht.

6) Auf der Außenseite des rechten Flügels. Ab-
bildung bei Bruckniann.

Welches Vorbild ahmen die Basiliken Konstantins nach ?

st es schon mißlich, nur einen
Satz aus einer Erzählung heraus-
zugreifen und auf diesen alles
aufzubauen, so ist es noch viel
gefährlicher, diesen springenden Punkt nicht
einmal im Wortlaut anzuführen.

Was ferner Gildemeisters Einwurf an-
belangt, daß nach Cyrill die Marienkirche in
der Mitte der heiligen Stadt gelegen habe
und daher nicht auf dem Tempelplatz gesucht
werden kann, so ist auch dieser nicht stich-
haltig. Das Nosokomium lag tatsächlich von
Norden nach Süden gemessen genau in der
Mitte der Stadt. Aber auch von Osten nach
Westen lag es damals am mittleren Drittel.
Daß es im mathematischen Mittelpunkt der
Stadt lag, will Cyrill ersichtlich gar nicht
sagen. Ebenso erzählt Prokop nichts von
vorherigem Abbruch alter Häuser. Das
aber wäre genau im Mittelpunkt der Stadt
unumgänglich nötig gewesen und war bei
der Riesengröße der Anlage unmöglich. Man
hätte die ganze Mitte der Stadt niederlegen
müssen.

Geht man nun so ausgerüstet mit der
richtigen Kenntnis der Südseite an die
Wiederherstellung der Bauten Justinians an
dieser Stelle, so bietet das Commemorato-
rium de casis Dei von rund 8oo n. Chr. die
weitere Auskunft. Dort finden wir zwei Auf-

(Mit 4 Abbildungen.) (Schluß.)

Zeichnungen, welche sich wohl beide auf die
Marienkirche Justinians beziehen.

Daselbst heißt es11):

„In sancta Maria nova quod Justinianus
imp. extruxit XII.

[In der heiligen Maria nova, welche der
Kaiser Justinian erbaute 12......]

Ganz am Schluß scheint es sich um die-
selbe Kirche zu handeln. Es heißt „ipsa
ecclesia sanctae Mariae, quod ille terae-

motus.....et in terram demersit, habet

mensuram de ambobus lateribus in longo
dexteros XXXVIIII, in uno fronte XXXV,
per medium in adversis XXXII, in longo
per medium L."

[Diese Kirche der hl. Maria, welche jenes
Erdbeben .... und zu Boden warf, hat das
Maß an beiden Seiten in der Länge 39 Dex-
teri, in seiner Front 35, durch die Mitte an
der entgegengesetzten 32, in der Länge
durch die Mitte 50.]

Die Kirche scheint also kurz vorher ein-
gestürzt zu sein. Das paßt zu den Nach-
richten über die Aksa, welche 750 und 785
von zwei Erdbeben berichten, wonach El
Machdi die Aksa kürzer machen ließ.

") deRossi, »Bulletino di archeologia cristiana.«
Rom 1865, Bd. 3, S. 84 und 85.
 
Annotationen