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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 7
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Die Dorfkirche auf der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig
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Eine "Ewige Lampe" in moderner Auffassung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0124

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217

1913. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. 7.

218

Die Orgel, deren mittlerer Pfeifenprospekt
mit buntfarbigen Traillen verkleidet ist, da-
mit auch dieser entlegene Teil Anschluß auf
das ganz auf Farbe gestellte Kircheninnere
erhält, stellt ein ganz modernes Werk dar,
das gleich der Turmuhr elektrischen Antrieb
hat. Der höchst ingeniös eingerichtete Spiel-
tisch, dessen Anblick gleich dem des ganzen
Werkes das Herz unserer Organisten gewiß
höher schlagen macht, ist seitlich der Orgel-
empore angebracht, so daß der Organist
Sängerchor wie Kanzel bequem übersehen
kann.

Was wir uns aber als Schönstes bis zu-
letzt aufgespart haben, ist die erfreuliche
Tatsache, daß diese unsere Ausstellungs-
kirche nicht nur ein Ausstellungsobjekt ist,
das man, wie so ziemlich alles auf einer
solchen Ausstellung, zuguterletzt gleich-
mütig durchläuft, um es mal gesehen zu
haben. Nein, allsonntäglich findet hier
regelmäßiger Gottesdienst für die Ausstel-
lungs-Angestellten statt. Und an mehreren
Wochentagen öffnet das Kirchlein in abend-
licher Stunde ebenso regelmäßig seine Pforte
einem bekannten Leipziger Knabenchor zu
kirchengesanglichem Zwecke.

So gleicht dieses Kirchlein inmitten der
hastenden Unruhe und dem sensationellen
Treiben der Weltausstellung einer Oase, die
durch ihre praktische gottesdienstliche Ver-

wendung Gelegenheit bietet zu stiller reli-
giöser Erhebung.

Aber auch diejenigen unter den Aus-
stellungsbesuchern, die solche Gelegenheit
nicht nützen können, werden nicht ohne
Gewinn die Bekanntschaft des Kirchleins
machen, wenn sie anders in der Hast und
Unrast modernen Lebens noch nicht jeden
Sinn für Natürliches verloren haben, und
wenn sie weiter sich entschließen, die Kirche
nicht in dem bekannten Ausstellungsbesucher-
tempo zu durchhasten, sondern sie besinn-
lich und beschaulich zu durchwandern und
das Auge in tiefen und langsamen Zügen
von der Fülle stillbescheidener Schönheiten
aller Art trinken zu lassen, die das Kirch-
lein in seinem Äußern wie in seinem Innern
birgt.

Mag er in Einzelheiten abweichender
Meinung sein. Die Überzeugung wird sich
ihm am Ende doch aufdrängen, daß das
die Tonart, das Leitmotiv ist, in der die
Bauweise einer Dorfkirche erklingen muß,
und daß dem ländlichen Kirchenbaumeister
nur noch die Aufgabe verbleibt, dieses Motiv
nach den lokalen Baueigentümlichkeiten hin
abzuwandeln, wie sie Material und Her-
kommen bedingen. Otto Winter.

Die nächstjährige Werkbundausstellung in Köln
wird die Frage des Dorfkirchenbaues nach katholischer
Auffassung zu lösen versuchen. D. H.

Eine „Ewige Lampe" in moderner Auffassung.

(Mit l Abbildung.)

den kirchlichen Gebrauchs-
gegenständen, deren Beschaffung
in den meisten Fällen nach dem
Katalog geschieht, gehört auch
die leider sehr stiefmütterlich behandelte
„Ewige Lampe". Daher die ewige Wieder-
holung derselben Muster, das aufdringlich
Fabrikmäßige in der Uniformierung. Heute
sind wir gewohnt, die ewige Lampe vor
dem Altare vom Gewölbe niederhängen zu
sehen, und zwar in Größenverhältnissen, die
ihr einmal gar nicht zukommen, dann auch
vielfach den Ausblick auf den Altar be-
hindern. In seiner exponierten Stellung vor
dem Zentrum des Altares verdiente das

Licht in seiner Fassung schon eine sorg-
fältige Berücksichtigung. Was uns heute
geboten wird, ist vielfach etwas stark archi-
tektonisch angehaucht und fast ausnahms-
los aus sogenannten romanischen oder goti-
schen Motiven zusammengearbeitet.

Das liegt wohl daran, das uns Vorbilder
aus dem Mittelalter für diesen Gebrauchs-
gegenstand nicht erhalten waren, und darum
die Neugotiker an eine Neukomposition
herantreten mußten. Wir bringen heute die
Abbildung einer ewigen Lampe, welche für
die Kirche in Dellbrück bei Köln von Gold-
schmied H. Vorfeld in Köln-Lindenthal ge-
arbeitet wurde. Es galt, hier für eine in
 
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