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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 4
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Herwegen, Ildefons: Zur Ikonographie des Sacramentarium Fuldense
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0075

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123

1913. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

124

Der Künstler will also den Gedanken
illustrieren, daß die Fuldaer Mönche das
Sacramentarium Romanum aus der Hand ihrer
heiligen Vorfahren empfangen, die es seit dem

Bestehen der Abtei zur ehrwürdigen Grundlage
für deren liturgisches Leben gemacht haben.

Maria-Laach.

P. Ildefons Herwegen, O. S. B.

Bücherschau.

Die Baukunst in ihrer Entwicklung von der Urzeit bis
zur Gegenwart. Eine Einführung in Geschichte,
TechnikundStil. VonK.O.Hartmann. Band III:
Die Baukunst des Barocks und der Neu-
zeit. Mit 318 Abbildungen. Leipzig 1912. —
Carl Scholtze, Verlag W. Junghans.
Wie im Leben, so hat in der Literatur das Interesse
für die architektonischen Schöpfungen des XVII.,
XVIII. und XIX. Jahrh., also des Barocks und
Rokokos, des Neuklassizismus, der Neu-
romantik und Neurenaissance gewaltig zuge-
nommen, und immer eingehender und objektiver ist
die Beurteilung dieser Bauphasen geworden. — In
ganz besonderem Maße gilt dieses von dem vorliegen-
den Bande, der hinsichtlich der geschichtlichen Dar-
legung, der prinzipiellen, also vornehmlich ästhetischen
Würdigung und ihrer illustrativen Vorstellung als
musterhaft bezeichnet werden kann, klar, maßvoll, vor-
urteilsfrei. Was ihm zum besonderen Vorteil gereicht,
ist der Umstand, daß er auch bei der kaum erst ent-
standenen, daher bis jetzt grundsätzlich noch wenig
gewürdigten „Baukunst der Gegenwart" keinen
Halt macht, ihm vielmehr 26 Seiten Text mit 17
charakteristischen Abbildungen widmet. Die mit Recht
gebotene I. „Allgemeine Grundlage" für diese
Entwicklung geht von den modernen Weltanschauungs-
problemen aus, die, im Bunde mit den enormen Fort-
schritten auf den Gebieten der Industrie, des Handels,
des ganzen öffentlichen Lebens, um so größere An-
forderungen stellen, als die riesigen Errungenschaften der
Techniken neue Formen begünstigten, ja forderten.
Die gewaltigen Fabrikhäuser, Warenlager, Vereinssäle,
Schulbauten, Amtspaläste, Wohnräume erschienen be-
sonders geeignet für die Anwendung neuer Formen,
für die als Direktive nur das Prinzip galt des Ver-
zichtes auf allen und jeden Zusammenhang mit den
historischen Gebilden. Daß unter dieser Zwangs-
marschroute die von der Tradition beherrschten Bau-
denkmäler, in erster Linie die Kirchen, aber auch die
Rathäuser, und Schlösser es noch nicht zu neuen Gestal-
tungen brachten, kann nicht auffallend erscheinen,
ebenso daß von einem eigentlichen neuen Stile im
Sinne der antiquierten Stilarten noch nicht geredet
werden kann, trotz aller genialen Versuche und rühmens-
werten Erfolge.

Worin diese im einzelnen bestehen, wird durch
IL Die Entwicklung des modernen Stils an-
schaulich gezeigt, indem die hauptsächlichsten Bauten
mit ihrem äußeren Dekor und zum Teil mit ihrer
Innenausstattung vorgeführt werden. — An die be-
kannten Namen Otto Wagner, Joseph Olbrich, Peter
Behrens, Alfred Messe!, Bernhard Sehring, Martin
Dülfer, Patriz Huber, Bruno Paul, Herman Billing,
Theodor Fischer und andere knüpfen dieselben an,
und durchaus maßvoll ist die Kritik, die ihnen gewidmet

wird, durch grundsätzliche Auseineindersetzungen ganz
solider Art. In diesen wird dargelegt, daß die „Ent-
wicklung der Kunst", denn nur um diese kann
es sich handeln, „folgerichtig nur weiter geführt werden
kann, wenn man den Weg kennt, auf dem sie ge-
kommen ist, also den außerordentlichen Reichtum an
Erfahrungen und Gestaltungskraft, der die Kultur
früherer Jahrhunderte hinterlassen hat. Nicht mit der
Ableugnung der Tradition . . ; sondern mit einer ge-
wissenhaften Prüfung ihrer Errungenschaften, . . werden
wir zu einem zielsicheren Erfassen der Aufgaben unserer
Zeit gelangen1'. Daß diese Tradition von ganz be-
sonderer Bedeutung ist auf dem Gebiete der Kunst im
Dienste der Kirche, sollte am wenigsten von deren
Dienern verkannt werden, denen das Schlagwort der
Moderne nicht imponiert, wenn ihnen die nötige Dosis
von Kenntnissen gegenübersteht. Schnütgen.

Die Kunst des XIX. Jahrhunderts von Dr.
Friedrich Haack, Prof. der Kunstgeschichte an
der Universität Erlangen. Vierte, vermehrte und ver-
besserte Auflage. Mit 33 Kunstbeilagen und 453 Ab-
bildungen im Text. — Eßlingen 1913. Paul Neff
Verlag. (Max Schreiber.) Pr. M. 10. — geb.
In dieser 15. Auflage hat der „Grundriß der Kunst-
geschichte von Wilhelm Lübke" im V. Bande diesen
Umfang von mehr als 600 Seiten angenommen. Von
diesen ist die erste Hälfte, ungefähr zu gleichen Teilen,
dem „Klassizismus", der „Romantik", dem
„Renaissancismus" gewidmet; die Moderne
also stark bevorzugt bis in ihre letzten Phasen. Das
wird manchem nach dem Sinn sein, denn immer mehr
macht das Bedürfnis sich geltend, in das Kunst-
schaffen der Gegenwart, namentlich in Deutschland,
einen Einblick zu gewinnen. — Im ganzen steht der
Verfasser der Modernen so vertrauensvoll gegenüber,
daß er sie sogar mit dem Beginn der Renaissance ver-
gleichen möchte, geneigt, sie präsumtiv viel mehr, als
den Anfang des XIX. Jahrh., für einen Haupteinschnitt
zu halten. Hierbei fehlt es aber nicht an kritischen
Gedanken und scharfen Bemerkungen, die vielfach
recht originell sind, hie und da freilich auch den
Widerspruch herausfordern. Der Überblick ist, ob-
gleich ziemlich knapp gefaßt, doch insofern vollständig,
als jede Richtung zu ihrem Rechte gelangt, ohne daß
hierbei besondere Einseitigkeit sich geltend macht. —
Die Auswahl der Abbildungn ist sehr mannigfaltig
und geschickt mit Ausnahme einiger, für ein Buch so
allgemeiner Verbreitung, doch etwas bedenklicher Dar-
stellungen; ihre Ausführung lälit nichts zu wünschen
übrig, sogar hinsichtlich der Farbendrucke. — Wenn
das Werk seinen bisherigen Siegeslauf fortsetzt, woran
bei seinen mancherlei Vorzügen kaum zu zweifeln ist,
dann wird gerade dieser letzte Band schnell neu auf-
gelegt werden müssen, was um so wünschenswerter
 
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