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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 1/2
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Witte, Fritz: Unsere Aufgaben: Ein offenes Wort über die kirchliche Kunst an Klerus und Laien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0032

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41

1913.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1/2.

42

Noch zwei weitere Kunstgebiete sind hier
zur Besprechung heranzuziehen: die Gold-
schmiedekunst und die Paramentik mit der
Weberei.

Grundbedingung für eine künstlerische
Handhabung der Goldschmiedekunst ist vor
allem ein großes technisches Können, die
Kenntnis der verschiedensten Metallver-
arbeitungen unter richtiger Abschätzung
dessen, was ihnen jedesmal zugemutet werden

des Kelches, des Ciboriums, der Monstranz
usf. sich zu entscheiden, immerhin ist es
sehr zu empfehlen, rückwärts blickend
darüber sich klar zu werden, welche histo-
rische Form des Kelches die zweckent-
sprechendste, am klarsten organisch ge-
gliederte gewesen. Der Gotik nach 1400 wird
man die Krone kaum zuerkennen können,
weder bei dem Kelche, noch auch bei der
Monstranz, die in den im XV. Jahrb.. ge-

Abb 17a. 2 Evangelisten. Glasgemälde von Pütz, Kö n. Abb. 17b.

kann und darf. Der Edelschmiedekunst ge-
bührt unbedingt eine Vorzügsstellung in der
Kirche, da sie das künstlerische Können mit
der Kostbarkeit des Materiales verbindet zur
Ehre des Höchsten. Vielleicht hat eine ge-
wisse heilige Scheu vor den eucharistischen
Geräten die Ausbildung ihrer Formen, sagen
wir ehrlich den Fortschritt ihrer künstlerischen
Gestaltung behindert. Ganz ohne Recht.
Den bevorzugtesten Geräten gehört das
beste Können und Streben der besten Künst-
ler aller Zeiten. Es mag in etwa dem persön-
lichen Geschmacke des Einzelnen über-
lassen bleiben, für diese oder jene Grundform

bräuchlichen Formen schon deswegen nicht
wohl etwas Vollkommenes darstellen kann,
als gerade diesem liturgischen Gerät eine
schrittweise Entwicklung aus den Aufgaben
heraus fürs erste nicht möglich war; seine
älteste Gestalt ist eine geborgte, ad hoc zu-
gestutzte. Man sollte sich aber vor allem
auf diesem Gebiete hüten, in krankhafter
Sucht nach Neuem und Originellem zu
Monstrositäten zu greifen, wie sie vor nicht
zu langer Zeit ein Buch über „moderne
liturgische Geräte" als Vorbilder hinstellte.
Der Klerus sollte aber bei Anschaffung der
für die hl. Eucharistie benötigten Geräte
 
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