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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 1/2
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Witte, Fritz: Unsere Aufgaben: Ein offenes Wort über die kirchliche Kunst an Klerus und Laien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0033

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1913. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1/2

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Abb. 18. Sopraporte. Glasfüllung von Pütz, Köln

vorerst eines tun: Die Kataloge der Firmen
dem Papierkorb überantworten und sich
dessen bewußt werden, daß die Lieferung
der Goldschmiedearbeiten eine Vertrauens-
sache und schon deswegen auch nur einem
zuverlässigen Künstler zu übertragen ist.
Glaube doch kein Geistlicher, er erhalte in
den Fabriken billigere und ebenso gute Ar-
beiten als in der soliden Kunstwerkstatt.
Vor mir liegt die Offerte einer Goldschmiede-
warenfabrik zu einem „romanischen" Kelche,
mit genauen Angaben des Gewichtes, der
Höhe, des Materiales. Wer sollte denken, daß
die von mir um den Preis der Ausführung
dieses Kelches befragten drei Goldschmiede
einmütig sich bereit erklärten, den Kelch um
700 bis 750 Mark in peinlicher Handarbeit
auszuführen, während die Fabrikofferte auf
— 1000 Mark lautet! Einer der Befragten
erklärte mir allerdings, — zu seiner Ehre
sei's ihm nachgesagt! — einen derartigen
Entwurf nicht ausführen zu können, weil
sich sein künstlerisches Empfinden dagegen
sträuben würde! Der Geistliche gebe doch
auch nichts um rein geschäftsmäßige Kniffe,
wie die Versicherung bei der Offerte einer
Monstranz, es sei dieses ein auf eigenes Risiko
gefertigtes Ausstellungs- oder ein durch einen
unglücklichen Zufall zu hoch oder zu niedrig
geratenes Stück und darum für seine ur-
sprüngliche Bestimmung unbrauchbar, das
nunmehr zum Selbstkostenpreise verkauft
werden sollte. Alles das sind Geschäftstricks

redegewandter Reisender, die an sich ge-
nügen sollten, jede Verbindung mit diesen
Leuten zu lösen. Aufgabe der Goldschmiede
ist auch die Herstellung des Altargerätes
zweiter Ordnung, der Rauchfässer, Leuchter
usf.. auch hier sollte der Geistliche den
Katalog aus der Hand legen.

Wenn irgend etwas, dann legt sich die
Anfertigung unserer eucharistischen Geräte
in den Formen, die wir modern nennen, nahe,
da sie bei absoluter Materialechtheit die
Zweckmäßigkeit zum Ziele haben, und an
Zweckmäßigkeit fehlt es vielen der alten und
den meisten der neuen Kelche und Monstran-
zen sehr. So sehr eine denkbar reiche Ge-
staltung des Gerätes anzuerkennen und zu
empfehlen ist, der größte Reichtum verliert
seine Wirkung, wenn unter ihm die Zweck-
mäßigkeit leidet. Es sind in den letzten
Dezennien Monstranzen in unsere Kirchen
gekommen, die einen starken Mann erfordern,
um getragen werden zu können, Kelche, die
eine so reiche aufgelöste Nodus-, Fuß- und
Schaftform aufweisen, daß sie ohne Gefahr
einer Handverletzung nicht benutzt werden
können. Die Gefäße sind nicht einem Stile,
auch keinem Goldschmiede zuliebe da, als
vielmehr zum bequemen Gebrauch. Und
ein weiteres: Hohe künstlerische Leistungen
sind mehr wert als einige Pfund Silber und
eineganzeHandvollEdelsteine. (Abb. 19—27.)

Viele Versuche der Besserung und Neu-
belebung sind in letzter Zeit auf dem Gebiete
 
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