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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 1/2
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Witte, Fritz: Unsere Aufgaben: Ein offenes Wort über die kirchliche Kunst an Klerus und Laien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0035

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1913. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1/2.

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angeschafften Paramente vorgenommen wür-
de, das Resultat der Kritik müßte ein wahr-
haft vernichtendes sein. Abgesehen von
einzelnen, in soliden Stoffen mit ebenso
soliden, ewig annehmbaren Kölner Borten
hergestellten Kasein usf., werden wir ganz
schlimme schematische Maschinenarbeiten
finden. Man gebe den Kasein und Rauch
mänteln vorerst eine Grundform, die derr
Charakter eines Stoffes Rechnung trägt, die
damit zugleich als ein den Körper verhüllen
des und zugleich schmückendes Kleid siel
darstellt. Dieses Kleid möge man dann mil
einem mehr eder minder reichen Schmuck ir
Stickerei eder gewebten Borten usf. ver
sehen. Nicht der Schmuck ist die Haupt
sache; das Kleid ist nicht für ihn da, die
Stickerei soll sich als schmückende Zutal
viel mehr dem Stoffe und seiner Wirkung ent
weder unter- eder einordnen, so daß die
Gesamtwirkung eine durchaus harmonische
ist. Man mag dagegen einwenden, was mar
will, die heute und seit fünf Jahrhunderten
fast allgemein übliche Ausschmückung des
Meßgewandes mit einem ausgesprochenen



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Abb. 20. Vortragekreuz mit Email von Joh. Vorfeld,
Kevelaer.

Abb. 21. Ziborium mit Halbedelsteinen
von Joh. Vorfeld, Kevelaer.

Kreuze auf dem Rücken hat viel dazu bei-
getragen, dem Meßkleide seinen Charakter
zu benehmen, indem es prätenziös sich vor-
drängt und in zahlreichen Fällen als die
Hauptsache erscheint, wo es doch ursprüng-
lich nichts anderes als ein untergeordnetes
Schmuckmotiv sein sollte. Solange wir uns
mit der allerdings bequemen, aber unbedingt
unschönen Form eines über-, nicht
u m gelegten Stoffstückes begnügen, wird
eine Geschmacksverbesserung großen Schwie-
rigkeiten begegnen. Der Rest der alten kirch-
lichen Prunkgewänder —. als solche hat das
ganze erste Jahrtausend richtig die kirch-
lichen Paramente angesprochen — ist ein
überaus dürftiges Stück Stoff, das auch nicht
die Andeutung des Charakters eines Gewan-
des mehr mitbringt. Eine große Gefahr für die
Paramentik liegt darin, daß der Geistliche aus
dem Musterkoffer kauft, zuerst den Stoff, dann
den Stab sich aussucht und unbekümmert dar-
um, ob beides zueinander in Harmonie zu
bringenist, Stoff und Stab zu einemMeßgewand
verarbeiten läßt. Solange es sich um gewebte
Schmuckborten handelt, mag bei einigem
 
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