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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 1/2
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Witte, Fritz: Unsere Aufgaben: Ein offenes Wort über die kirchliche Kunst an Klerus und Laien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0040

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57

1913. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1/2.

58

Wort an die „Alten", an

Senioren. Auch Ihr wäret

und glaubtet

unsere
einmal

Ein
greisen
jung

Euch im Besitze
des Schlüssels zum
Schatze. Ihr wurdet
in einer anderen Zeit
und in völlig anderen
Lebensanschauungen
groß wie wir. Wer
immer von uns Jungen
Euch mitleidig be-
lächeln wollte ob
Eurer Kunstförde-
rungen, sofern sie auf
rechten Grundsätzen
basierten, der wäre
ein Tor. Das ist
stets das Zeichen des
Fortschritts, daß wir
mutig zum Neuen
uns bekennen, wenn
es besser ist als das,
was wir vor Zeiten
selbst als Ideal uns
dachten. Wo die
Klugheit Herrscherin
und Führerin durchs
Leben ist, da steht
auch der „Alte" stets
in seiner Zeit
und kümmert sich
mehr um das was
ist und was kommen
wird, als um das im
Grabe der Ver-
gangenheit Schlum-
mernde. Wer weiß,
ob dieses Vergangene
nicht einmal, wie ein
Phönix verjüngt, wie-
der ersteht? Mög-
lich wird das bleiben,
solange das Ver-
gangene wahr ge-
wesen, aus seiner
Zeit ein naturge-
treuer Niederschlag
der Zeitanschauung
in Gestalt eines Kunst-
werkes war. Geht
denn überhaupt einer schöpferischen Tat,
und als solche sprechen wir des Künstlers

UM

Abb. 26.

Abb. 27. Entwurf zu einer Meßpolle von AI. Kreiten, Köln.

Werk an, der Vorzug der Unsterblichkeit ab?
Bedarf es seitens der Schriftleitung
einer „Zeitschrift für
christliche Kunst"
einer Rechtfertigung,
wenn sie zu Anfang
des 26. Jahrganges
ein Doppelheft ein-
zig agitatorischen,
propagandistischen
Zwecken opfert? Wer
den Ernst der Lage
für die kirchliche
Kunst richtig zu er-
messen imstande ist,
wer von dem Ver-
antwortlichkeitsge-
danken sich mitbe-
troffen fühlt, der aus
den Aufgaben der
Kirchenkunst er-

wächst, der wird es
freudig begrüßen,
wenn ab und zu
zum Kampfe geblasen
wird. Warum nicht
dieses herbe Wort
gebrauchen? Es muß
ein Kampf vorerst
ausgefochten werden
mit den üblen Aus-
wüchsen in der kirch-
lichen Kunst, mit
tausend Vorurteilen,
mit der Geschmack-
losigkeit, mit der Un-
echtheit vor allem;
nur ein solcher Kampf
kann luftreinigend
wirken und des war-
men Scheines einer
helleuchtenden Sonne
der Kunst uns wieder
teilhaftig machen.
Sagen wir uns selbst
lieber die Wahrheit,
bevor andere sie uns
sagen unter Spott
und Hohn.

Die Zeitschrift für
christliche Kunst sam-

Entwurf zu einem Ziborium mit Email
von Gabr. Hermeling, Köln.

melt die Streiter um sich, möchte ihr Führer
sein auf der ganzen Schlachtlinie, ihr raten-
 
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