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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 4
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Witte, Fritz: Die Sage vom hl. Gral und die Liturgie
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Georg, Johann: Zwei koptische Weihrauchfässer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0071

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115

1913.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

116

ouch wart nie menschen so we,
swelhes tages ez den stein gesiht,
die wochen macez sterben niht.. .13)
Ob man ursprünglich ernstlich an den
greifbaren Gegenstand des Kelches oder der
turris für die hl. Eucharistie denken darf
bei der Rekonstruktion des Grals? Ist nicht
im Grunde genommen einzig die hl. Gestalt
des Leibes Christi selbst der Gral? Die über-
aus kostbare Fassung, die man ihm allgemein
gab, ließ an seiner Stelle oder vielmehr mit
ihm zugleich das Gefäß zum Heiligtum
werden: dichterisch ließ sich ja an dieses
leichter noch anknüpfen.

Über die Entstehung und Ableitung des
Wortes Gral ist unendlich viel geschrieben

13) S. Franz a. a. O. S. 103.

und vermutet worden. Ich weiß nicht, ob
anderswo bereits darauf aufmerksam ge-
macht worden, daß im IX. Jahrh. bereits im
Testamente des Markgrafen Eberhard von
Friaul „garale" genannt werden, die hier
zweifelsohne große becken artige Schüsseln
bezeichnen14).

Eine genauere Parallelstellung der Kern-
tatsachen der Gralsage mit den frühmittel-
alterlichen Liturgien wird zweifellos auch
noch weitere Anhaltspunkte für eine weitere
Aufhellung des Rätsels bieten. Daß der
mozarabische Ritus dabei zunächst in Frage
kommt, ist mehr als wahrscheinlich.

__________ Witte.

14) „Garales, argenteos cum binis cochleariis duos"
b. Binterim u. Mooren, »Die alte und neue Erz-
diözese Köln«, 1830, S. 15.

Zwei koptische Weihrauchfässer.

(Mit 4 Abbildungen.)

ei meinem Aufenthalte in Ägypten
im Herbste 1912 erwarb ich von
Antiquaren in Kairo und Luxor
zwei Weihrauchfässer, die wohl
der Beachtung wert sein dürften. Deshalb
bringe ich sie hier zur Veröffentlichung,
nicht in der Meinung, daß sie etwas Neues
bedeuten, sondern nur, um die Aufmerksam-
keit wieder auf solche zu lenken.

Das erste (s. Abb. 1 und 2) erwarb ich
bei Nahman in Kairo. Es ist ein selten
schönes Stück und hat bis jetzt das Interesse

aller Kunstfreunde, die es bei mir gesehen
haben, erweckt. Es soll aus einer Kirche
in Oberägypten stammen. Dargestellt sind
auf demselben sechs Szenen aus der heiligen
Geschichte. Sie beginnen mit der Verkündi-
gung. Maria sitzt und hat die Arme ge-
kreuzt. Vor ihr steht der Engel mit erhobener
rechter Hand, also dem Redegestus. Es
folgt die Heimsuchung. Beide heilige Frauen
verneigen sich voreinander und haben die
Arme bis zum Leibe erhoben. Die dritte
Darstellung ist die Geburt Christi. Maria

Abb. 1.

Abb. 2.
 
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