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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 4
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Georg, Johann: Zwei koptische Weihrauchfässer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0072

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117

1913.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4

118

liegt, wie es im-
mer in der älteren
Kunst des christ-
lichen Orients dar-
gestellt wird. Jo-
seph sitzt daneben.
Zwischen beiden
liegt das Kind in
der Krippe. Die
vierte ist die Taufe
im Jordan. Chri-
stus steht ziemlich
tief im Wasser.
Johannes tauft ihn.
Man sieht die
Taube schweben.
Auf der andern
Seite sind Engel.
Die fünfte und
wohl die inter-
essanteste ist die
Kreuzigung. Chri-
stus steht mit aus-
gestreckten Armen
vor dem Kreuze.
Er hat keine Krone
auf. Unter dem
Kreuzbalken er-
blickt man Maria
und Johannes, über
demselben Sonne
und Mond. Rechts
und links sind die
beiden Schacher
dargestellt. Da der
Platz mangelte,
sind die Kreuze weggelassen worden. Die
letzte Darstellung sind die Frauen am Grabe.
In der Mitte sieht "man das Heilige Grab mit
geöffneter Türe, von einem Kreuze überragt.
Diese Abbildung des Heiligen Grabes hat
auch, was die Architektur betrifft, Interesse.
Auf der einen Seite stehen die heiligen
Frauen, auf der anderen der Engel. Die
sämtlichen Darstellungen sind so abge-
griffen, daß man die Einzelheiten gar nicht
mehr erkennen kann. Der Zyklus geht
sicher auf Jerusalem zurück. Nur sind dort
immer sieben Darstellungen, hier wohl wegen
Platzmangels nur sechs. Der weitere Aufbau
ist schlicht. Die drei Halter für die Ketten
sind gut erhalten. Von einer Kette ist der
unterste Ring übrig geblieben. Einen Deckel

Abb. 3.

gab es und gibt es nicht bei den koptischen
Weihrauchfässern. Auf dem Boden erblickt
man eine figürliche Darstellung, die schwer
zu erkennen und noch schwerer zu erklären
ist. Hauptsächlich kann man einen Kopf
erkennen. Vielleicht ist es ein Fabrik- oder
Meisterzeichen. Im Innern befindet sich
ganz hart gewordener Weihrauch, ein Beweis
für die lange Benutzung. Die Zeit ist schwer
zu bestimmen. Gaston Maspero meint,
dergleichen Weihrauchfässer stammten aus
Zypern, eins im Museum in Kairo sei nach
der Inschrift aus dem XIV. Jahrhundert.
Die Darstellungen auf dem meinigen führen
mich zu der Ansicht, daß es doch wohl älter
ist. Man kann da zwischen 8oo und 1300
schwanken. Ich neige zu der Ansicht, daß
das Weihrauchfaß vor 1000 angefertigt ist.
Das zweite Weihrauchfaß (s. Abb. 3)
habe ich bei einem kleinen Antiquar in Luxor
gekauft. Es ist mit den drei Ketten voll-
ständig erhalten. Am unteren Teile ist
kein Ornament zu sehen. Es ist eher klein.
Die Bronze ist mit guter Patina bedeckt.
Das Ganze wirkt vorzüglich und gibt ein
gutes Bild, wie
noch jetzt die
Weihrauchfässer
in den koptischen
Kirchen im Ge-
brauche sind. Das
Alter ist sehr
schwer zu be-
stimmen. Daß es
ins Mittelalter zu-
rückgeht, dürfte
kein Zweifel sein.
Professor Stzy-
gowski, dem ich
es zeigte, meinte,
man könne sogar
an frühes Mittel-
alterdenken. Auch
über die Prove-
nienz vermag ich
nichts zu sagen.
Nach der kleinen
Form und der
Schmucklosigkeit
bin ich versucht,
an eine schlichte
Dorfkirchezu den-
ken. Herr Morkos Abb. 4.


 
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