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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 6
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Maciejczyk, Aloys Roman: Das byzantinische Kreuz in der Schatzkammer des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0104

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179

1913. ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 6.

180

nur bedingt, in seinem »Nicephore Phocas«,
1890, S. 421 an der Hypothese Aus'm Weerths
fest, dagegen hat A. Flament, »Byzantijnsche
kunstvorweerpen met inschriften van de O. L.
Vrouve-Kerk te Maastricht« (Publ. de la Soc,
Hist. et Arch. dans le duche de Limbourg
XXIII, 1886) S. 22
Anm. 1 ihre Haltlosig-
keit erkannt.

Wenn wir die vor-
handene Lücke richtig
ergänzen wollen, müssen
wir vom ersten Teile
der Inschrift ausgehen:

"E£tlC (IC (fOOVQOV

tov Ttaydvra T(p %iSX(p.

Wer spricht diese
Worte ? Der Sprecher
nennt sich selbst: „mich,
den ans Kreuz Gehefte-
ten", also kann es nur
Christus sein. Wem
verheißt er aber seinen
Schutz: „Du wirst mich
zum Beschütz.er haben"?
Dieser „Du" muß doch
im folgenden genannt
sein: KONC ist also
nicht der Nominativ
Kiovaiaviivog, sondern
der Vokativ Kmvaiav-
zlvs. Und wer ist dieser
Konstantin? Er ist der
Enkel des Kaisers so
und so, und da Kon-
stantin im Vokativ
steht, muß auch die
Apposition im gleichen
Kasus stehen, also
tyyove .... dtonrirov.
Vor ätandiov kann nur
der Name des Kaisers
gestanden haben.

Auf den ersten Blick
scheint es wohl schwer, den richtigen Namen
zu ergänzen. Aber wir haben einige Hilfs-
mittel, um unter den Namen der byzantinischen
Kaiser des X.—XII. Jahrh. — eine frühere
oder spätere Datierung läßt der Schriftchaiakter
nicht zu — den einzig möglichen ausfindig zu
machen.

Zunächst ist wohl nichts natürlicher, als
die Fortsetzung des jambischen Trimeters in

Abb. 1. Vorderseite

einem zweiten ebensolchen Verse zu erwarten.
Das auslautende t von KmvazavTivt muß vor
i'yyovs elidiert werden, ebenso aber das f am
Ende dieses Wortes; denn positionslang kann
es nicht werden, weil keiner der in Betracht
kommenden Namen mit zwei Konsonanten
anfängt. Es steht auch
bloß ErrON da, und
es erscheint ausge-
schlossen, daß das E
allein auf den unteren
Balken gesetzt war.
Der Vers hätte also
folgendes Aussehen:
Konvaravilv' iyyov
(fehlen vier Silben)
ötanöiov-
Die Worte fügen
sich ganz und gar in
das Schema des jam-
bischen Trimeters der
Epigonen, auch trägt
die vorletzte Silbe, wie
damals durchaus üblich
war, den Akzent.

Wir wissen also, daß
der fragliche Name mit
einem Vokal beginnen
muß. Von solchen
Namen haben wir vier:
Isaak, Alexios, Johannes
und Andronikos. Isaak
scheidet aus, weil er
dreisilbig ist. Wir
könnten allenfalls vor
öianöxov den Artikel
tov ergänzen, da aber
dieser Name eine Ab-
kürzung kaum zuläßt,
so müßte die Inschrift
des unteren Balkens
so ausgesehen haben:
ICAAKT6JE- CnO Tö
d. h. den fünf Buch-
staben rechts würden neun links gegenüber-
stehen. Das ist unwahrscheinlich, denn der
Verfertiger unseres Kreuzes war auf Sym-
metrie bedacht: den ganzen ersten Vers hat
er auf dem Langbalken untergebracht, auf
dem oberen Querbalken stehen zwar links
vier, rechts fünf Buchstaben, aber das E zählt
auch für den Langbalken mit. — Aus gleichem
Grunde kommt auch Andronikos nicht in
 
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