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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 7
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Die Dorfkirche auf der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0119

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207

1913. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 7.

208

Abb. 1. Dorfkirche auf der Baufachausstellung zu Leipzig.

Gefachen aus Ziegel oder Putz, Bau aus
Blockholz oder Schiefereindeckung usw.) er-
zielen und damit ein Spiegelbild von der
Vielfältigkeit und Schönheit deutscher Land-
schaftsbilder geben.

Ein solches gutes Beispiel persönlichen
Ausdruckes stellt unser Kirchlein dar
(Abb. 1). Breit und gedrungen steht es
da, ohne den geringsten Fassadenschmuck.
Der Reiz der glatten Fläche, den man
jahrzehntelang nicht kannte, und auf dem
der an wenigen Stellen verteilte Schmuck
doppelt wirksam ist, der ist auch hier be-
wußt zur Geltung gebracht. Als natürliches
Ornament wirkt auf der Langseite die
Reihung der drei rundbogigen Fenster, die
durch Versprossung in kleine Felder aufgelöst
sind. Im Osten rundet sich der Bau, von
der schlichten, auch von dem naivsten
geometrischen Denken sofort zu erfassenden
Rechtecksform abweichend, zum Chor ab,
dem sich ein niedriger Sakristeianbau an-
schließt. Das, wie auch die so recht länd-
lich und behaglich wirkende Außentreppe
an der Turmseite trägt zur Belebung bei,
ohne daß irgendwie durch Fassadenschmuck
unnützer und einer Dorfkirche auch ganz
unangemessener Aufwand getrieben worden
wäre. Denn beides,' Sakristei und Treppe,

sind höchst nötige Nebenanlagen. Die nach
Osten liegende Giebelseite erhält Leben durch
den breit sich allen Besuchern zu freund-
lichem Willkomm öffnenden Rundbogenein-
gang, dessen abgeschrägte Leibung den Ein-
schnitt noch größer erscheinen läßt, als er in
Wirklichkeit ist, und der in seiner lebhaften
Schattenansammlung schon von fern den
Weg zur Tür weist. Zu dem großen Ein-
schnitt der Türe kommen noch die kleinen
Fenstereinschnitte verschiedenen Formates,
die ganz ähnlich wie auf der Längsseite dem
Widerspiel von Fläche und Öffnung dienen
wollen. Den architektonischen Haupt-
schmuck des schlichten Baues aber macht
das stattliche Schieferdach aus, das in seiner
durch keine Luke unterbrochenen Fläche
so recht den Zweck des Schutzes vor den
Unbilden der Witterung ausdrückt. Daß es
da, wo es über dem Chor in voller Höhe und
vorn über dem Eingange in halber Höhe ab-
gewalmt ist, von der herkömmlichen Form
abweicht, drückt ihm noch besonders den
Stempel des Behaglichen und Ländlichen
auf. Der als Glockenturm ausgebildete Dach-
reiter krönt mit seiner Wetterfahne den
Bau und verleiht ihm noch besonders den
Stempel des öffentlichen Gebäudes. Daß
der in den verschiedensten Nuancen schil-
 
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